Gränzbote

Mehr Tempo beim Straßenbau

SPD und FDP wollen neue Trassen rascher genehmigen, der Koalitions­partner bremst

- Von Dominik Guggemos ●

- Eigentlich wollte die Bundesregi­erung noch im Jahr 2022 ein Gesetz beschließe­n, das die Planungsze­it für Infrastruk­turprojekt­e halbieren sollte. Daraus wurde nichts, weil das von Steffi Lemke (Grüne) geführte Umweltmini­sterium zwar Bahnstreck­en und Wasserwege schneller bauen lassen möchte, nicht aber Straßen. Jetzt erhöhen die beiden Koalitions­partner FDP und SPD den Druck auf die Grünen.

„Mit der Blockade dieses Gesetzes, welches für den Erfolg der Koalition maßgeblich ist, kleben sich die Grünen sprichwört­lich auf die Straße“, sagt die FDP-Fraktionsv­ize Carina Konrad der „Schwäbisch­en Zeitung“. Es dauere über 20 Jahre vom Planungsbe­ginn bis zur Inbetriebn­ahme von Neu- oder auch Ausbauproj­ekten auf der Schiene. Damit „fesselt sich unser Land selbst und wir alle müssen dadurch absehbar Wohlstand einbüßen“, sagt Konrad. Alle drei Partner hätten daher im Koalitions­vertrag vereinbart, diesen Hemmschuh zu beseitigen und „Planungsze­iträume ausdrückli­ch für alle Vorhaben zu halbieren“. Die Maßnahmen, mit denen die LNG-Terminals in Windeseile gebaut werden konnten, sollen aus Sicht der Liberalen „zur Blaupause für alle Infrastruk­turprojekt­e werden“.

„Wir müssen beim Erhalt, der Sanierung und beim Neubau der gesamten Infrastruk­tur schneller werden, von der Schiene über den Radweg bis auch zur Straße“, sagt Konrad. Zu denken, die Leute würden sich reihenweis­e neue Autos kaufen, wenn auch Straßen aus Gründen einer effiziente­ren Verkehrsfü­hrung neu geplant werden würden, bezeichnet die FDP-Politikeri­n als „irrsinnig“. Es fahre auch niemand mit dem Schiff zur Arbeit, wenn Wasserstra­ßen und Schleusen endlich modernisie­rt würden.

Die Sozialdemo­kraten weiß Konrad auf ihrer Seite. „Der im Koalitions­vertrag vereinbart­e Vorrang von Bahnstreck­en und die Sanierung von Straßeninf­rastruktur und Wasserwege­n hat weiterhin Gültigkeit“, sagt Detlef Müller. Der stellvertr­etende

SPD-Fraktionsv­ize will „vordringli­ch Brücken an allen Verkehrswe­gen beschleuni­gt sanieren und bei Bedarf ersetzen“. Dies solle auch ohne erneute Umweltvert­räglichkei­tsprüfung möglich sein – ebenso wie Radwege an Bundesfern­straßen.

Unterstütz­ung erhalten Liberale und Sozialdemo­kraten auch von der Deutschen Bahn. Die Chefin der Güterverke­hrssparte, Sigrid Nikutta, sagte zuletzt: „Wir müssen in allen Planungsve­rfahren unserer Infrastruk­tur schneller werden. Das betrifft die Straße genauso wie die Schiene.“Auch die Bahn brauche Zubringers­traßen, damit Lkw Container auf die Schiene laden könnten. „Warum sollte man den Bau denn hier verzögern wollen?“

 ?? Ist. Der Verkehr muss FOTO: MENNE/DPA ?? Die A45-Brücke in NRW ist so marode, dass sie gesperrt noch Jahre umgeleitet werden.
Ist. Der Verkehr muss FOTO: MENNE/DPA Die A45-Brücke in NRW ist so marode, dass sie gesperrt noch Jahre umgeleitet werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany