Gränzbote

Tipps für bewusstes Essen

Wer abnehmen will, sollte seinen Energiever­brauch richtig einschätze­n

- Von Lorena Simmel

(dpa) – Die Rechnung scheint einfach: Wer ein paar Kilos verlieren möchte, sollte weniger Kalorien zu sich nehmen, als er oder sie verbraucht. Aber: Wie genau tastet man sich an das Kalorienzä­hlen heran?

Erst mal zu den Grundlagen: Der tägliche Energiever­brauch eines Menschen kann sehr unterschie­dlich ausfallen. „Je nachdem, in welchem Alter man sich befindet, welche berufliche Tätigkeit man ausübt, wie viel Sport man treibt und wie aktiv der Lebensstil ist“, erklärt Astrid Donalies. Sie ist Ökotrophol­ogin und Referentin für Öffentlich­keitsarbei­t bei der Deutschen Gesellscha­ft für Ernährung (DGE).

Der Energiebed­arf des Körpers besteht aus zwei Komponente­n. Da ist zunächst der Grundumsat­z, also die Energiemen­ge, die der Körper im Ruhezustan­d braucht. Dazu kommt der Leistungsu­msatz. Das ist der Energiebed­arf, der etwa durch harte körperlich­e Arbeit oder Sport zum Grundumsat­z dazukommt.

Ein Beispiel: Eine 40-jährige Frau, die 1,70 Meter groß ist und 65 Kilogramm wiegt, hat einen ungefähren Grundumsat­z von 1385 Kilokalori­en pro Tag. Wenn sie acht Stunden im Büro arbeitet, 20 Minuten spazieren geht und 30 Minuten lang joggt, erhöht sich ihr Energiever­brauch auf etwa 2300 Kilokalori­en.

Für Menschen, die abnehmen möchten, ist das Kalorienzä­hlen laut Astrid Donalies empfehlens­wert, „weil sie sich dadurch oft überhaupt erst bewusst werden, wie viel Energie ihnen die über den Tag verteilten Mahlzeiten überhaupt liefern.“Dabei sollte man nicht nur notieren, wie viel man wovon isst, sondern auch in welcher Situation. „Denn oft spielen die Gewohnheit­s-snacks eine große Rolle, die sich auch noch mal summieren können“, sagt Donalies. Das Glas Weißwein beispielsw­eise, das man sich am Abend gönnt, hat durch seinen Alkohol- und Zuckergeha­lt rund 140 bis 190 Kilokalori­en. Das ist so viel wie eine kleine Laugenbrez­el.

Wer sich vor Augen führt, was er oder sie isst, ernährt sich oft bewusster. Und hat es leichter, weniger Kalorien zu sich zu nehmen. Das sagt Matthias Blüher, Vorstandsm­itglied der Deutschen Adipositas-Gesellscha­ft (DAG). Laut Blüher gibt es eine Menge Hilfsmitte­l wie TrackingAp­ps oder Rezeptseit­en, die den Kalorienge­halt ausweisen. Und natürlich: „Die Nährstoffa­ngaben auf den Rückseiten der Lebensmitt­elverpacku­ngen oder den Nutri-Score – die machen es einem einfacher, im Kaloriends­chungel

nicht den Überblick zu verlieren“, sagt Blüher.

„Eine Orientieru­ngshilfe kann auch sein, sich im Klaren darüber zu sein, wie viel Energie in Kohlenhydr­aten, Proteinen und Fett steckt“, sagt Matthias Blüher. Eiweiß und Kohlenhydr­ate liefern vier Kilokalori­en pro Gramm, Fett kommt sogar auf neun, Alkohol auf sieben. Auch Ballaststo­ffe liefern Energie, aber nur zwei Kilokalori­en pro Gramm.

Neben der Kalorienan­zahl von Lebensmitt­eln kann auch die Energiedic­hte ein hilfreiche­r Orientieru­ngswert sein. Sie gibt an, wie viele Kilokalori­en in einem Gramm eines bestimmten Lebensmitt­els oder Produktes stecken. Berechnet wird sie, indem der Kalorienge­halt einer bestimmten Menge eines Lebensmitt­els durch sein Gewicht geteilt wird. 100 Gramm Apfel enthalten beispielsw­eise 50 kcal. Teilt man 50 durch 100, ergibt das eine Energiedic­hte von 0,5. Zum Vergleich: Bei einem Croissant ist die Energiedic­hte rund zehnmal so hoch.

Bei all der Zählerei soll aber eines nicht zu kurz kommen: der Genuss. „Das ganze Tracken und Dokumentie­ren kann natürlich auch zu einem gewissen Stress führen“, sagt Astrid Donalies von der DGE. Auch zu sozialem Stress mit Familie, Freunden oder Arbeitskol­leginnen. „Abnehmen sollte sozialvert­räglich sein“, sagt die Ökotrophol­ogin.

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FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA Wie viel Kalorien man am Tag verbraucht, hängt auch davon ab, wie aktiv man ist. Schon eine halbstündi­ge Joggingrun­de durch den Park kann rund 400 Kilokalori­en verbrennen.

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