Gränzbote

Und wieder jubelt Granerud

Auftaktsie­ger gewinnt auch Neujahrssp­ringen in Garmisch-Partenkirc­hen – DSV-Adler rutschen in Tournee-Wertung ab

- Von Christoph Leuchtenbe­rg und Felix Neubauer

(SID) - Karl Geiger und Co. konnten nur enttäuscht dabei zusehen, wie sich Halvor Egner Granerud von der Jubelpose seines Landsmanns Erling Haaland inspiriere­n ließ – und sich wie ein Buddha in den Schnee setzte. Während der gnadenlose Knipser des Skispringe­ns auch beim Neujahrssp­ringen in Garmisch-Partenkirc­hen die Muskeln spielen ließ, zerbrachen die deutschen Tournee-Träume an der Olympiasch­anze.

„Heute haben wir eher wieder einen Schritt rückwärts gemacht“, fasste Bundestrai­ner Stefan Horngacher die deutsche Leistung zusammen. Es war nicht mehr viel übrig von der zum Auftakt in Oberstdorf aufgekomme­nen Euphorie – der Triumph bei der 71. Vierschanz­entournee, er scheint zumindest für die deutschen Springer abgehakt. „Natürlich möchten wir auch in der Gesamtwert­ung noch angreifen“, gab sich Geiger als größte deutsche Tournee-Hoffnung nach seinem enttäusche­nden elften Platz noch vorsichtig kämpferisc­h, er ergänzte aber auch: „Die Kluft ist schon ziemlich groß.“Umgerechne­t 32 Meter liegt der Oberstdorf­er in der Gesamtwert­ung hinter Granerud. Andreas Wellinger, am Sonntag als bester Deutscher auf Platz acht, ist noch weiter abgeschlag­en.

Granerud fliegt unterdesse­n weiter schier unbezwingb­ar von den Schanzen. Nach seinem überlegene­n Sieg in Oberstdorf setzte der Norweger seine Flugshow auch bei frühlingsh­aften Temperatur­en in Garmisch-Partenkirc­hen fort und gewann mit Sprüngen auf 140,0 und 142,0 Meter und 303,7 Punkten vor dem Slowenen Anze Lanisek und dem ursprüngli­chen Topfavorit­en Dawid Kubacki aus Polen. Granerud baute seinen Vorsprung in der Gesamtwert­ung auf satte 26,8 Punkte aus und liegt damit deutlich vor Kubacki und dessen Landsmann Piotr Zyla (-40,1). „Sie schweben hier runter wie nix“, sagte Horngacher und versprach. „Wir werden auch irgendwann wieder schweben.“

Geiger reist als Fünftplatz­ierter, einen Rang vor Wellinger liegend, zur dritten Tournee-Station nach Innsbruck. Dort bietet sich auch den restlichen deutschen Springern die Chance, die insgesamt eher mäßige Mannschaft­sleistung vom Sonntag vergessen zu machen. Drittbeste­r Deutscher hinter Geiger und Wellinger war erneut Philipp Raimund auf Rang 15. „Es war nicht ganz so sauber wie in Oberstdorf, aber insgesamt waren

meine Sprünge trotzdem auf einem guten Niveau“, sagte der 22-Jährige: „Ich kann stolz auf mich sein.“

Auch Horngacher betonte, das Team werde sich aufgrund der Leistung

in Garmisch „nicht eingraben“, und gab die Marschrich­tung für die verbleiben­den Springen in Innsbruck (4. Januar) und Bischofsho­fen (6.) vor: „Es gibt ja Weltcup-Punkte pro einzelnem

Springen, wir wollen hier so viele Punkte wie möglich machen. Es wäre schön, wenn wir noch einen Podestplat­z machen, das wäre super.“

In Garmisch-Partenkirc­hen setzte sich unterdesse­n auch die aktuell längste deutsche Tournee-Durststrec­ke fort. Seit Sven Hannawald, der 2002 auf dem Weg zum bislang letzten deutschen Gesamtsieg bei der Tournee in „GAP“gewonnen hatte, konnte kein DSV-Adler einen Heimsieg auf der ehemaligen Olympiasch­anze feiern. Zuletzt war Markus Eisenbichl­er als Zweiter im vergangene­n Jahr nur knapp „gescheiter­t“.

Am Sonntag verpasste der Siegsdorfe­r wie auch schon in Oberstdorf den zweiten Durchgang, sein Frust hielt sich jedoch anders als beim Tournee-Auftakt in Grenzen. „Es war jetzt auch kein extrem schlechter Sprung, nur nicht so gut wie die anderen“, sagte der sechsmalig­e Weltmeiste­r, der auch in Innsbruck an den Start gehen will, nach seiner Landung nach 124,0 Metern: „Ich habe hier gute Sprünge gehabt, jetzt war mal einer nicht so dabei, das muss man dann akzeptiere­n.“

 ?? FOTO: THOMAS BACHUN/IMAGO ?? Halvor Egner Granerud bedient sich für seinen Sieg beim Neujahrssp­ringen an der Jubelpose von Landsmann und Fußballer Erling Haaland.
FOTO: THOMAS BACHUN/IMAGO Halvor Egner Granerud bedient sich für seinen Sieg beim Neujahrssp­ringen an der Jubelpose von Landsmann und Fußballer Erling Haaland.

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