Und wieder jubelt Granerud
Auftaktsieger gewinnt auch Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen – DSV-Adler rutschen in Tournee-Wertung ab
(SID) - Karl Geiger und Co. konnten nur enttäuscht dabei zusehen, wie sich Halvor Egner Granerud von der Jubelpose seines Landsmanns Erling Haaland inspirieren ließ – und sich wie ein Buddha in den Schnee setzte. Während der gnadenlose Knipser des Skispringens auch beim Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen die Muskeln spielen ließ, zerbrachen die deutschen Tournee-Träume an der Olympiaschanze.
„Heute haben wir eher wieder einen Schritt rückwärts gemacht“, fasste Bundestrainer Stefan Horngacher die deutsche Leistung zusammen. Es war nicht mehr viel übrig von der zum Auftakt in Oberstdorf aufgekommenen Euphorie – der Triumph bei der 71. Vierschanzentournee, er scheint zumindest für die deutschen Springer abgehakt. „Natürlich möchten wir auch in der Gesamtwertung noch angreifen“, gab sich Geiger als größte deutsche Tournee-Hoffnung nach seinem enttäuschenden elften Platz noch vorsichtig kämpferisch, er ergänzte aber auch: „Die Kluft ist schon ziemlich groß.“Umgerechnet 32 Meter liegt der Oberstdorfer in der Gesamtwertung hinter Granerud. Andreas Wellinger, am Sonntag als bester Deutscher auf Platz acht, ist noch weiter abgeschlagen.
Granerud fliegt unterdessen weiter schier unbezwingbar von den Schanzen. Nach seinem überlegenen Sieg in Oberstdorf setzte der Norweger seine Flugshow auch bei frühlingshaften Temperaturen in Garmisch-Partenkirchen fort und gewann mit Sprüngen auf 140,0 und 142,0 Meter und 303,7 Punkten vor dem Slowenen Anze Lanisek und dem ursprünglichen Topfavoriten Dawid Kubacki aus Polen. Granerud baute seinen Vorsprung in der Gesamtwertung auf satte 26,8 Punkte aus und liegt damit deutlich vor Kubacki und dessen Landsmann Piotr Zyla (-40,1). „Sie schweben hier runter wie nix“, sagte Horngacher und versprach. „Wir werden auch irgendwann wieder schweben.“
Geiger reist als Fünftplatzierter, einen Rang vor Wellinger liegend, zur dritten Tournee-Station nach Innsbruck. Dort bietet sich auch den restlichen deutschen Springern die Chance, die insgesamt eher mäßige Mannschaftsleistung vom Sonntag vergessen zu machen. Drittbester Deutscher hinter Geiger und Wellinger war erneut Philipp Raimund auf Rang 15. „Es war nicht ganz so sauber wie in Oberstdorf, aber insgesamt waren
meine Sprünge trotzdem auf einem guten Niveau“, sagte der 22-Jährige: „Ich kann stolz auf mich sein.“
Auch Horngacher betonte, das Team werde sich aufgrund der Leistung
in Garmisch „nicht eingraben“, und gab die Marschrichtung für die verbleibenden Springen in Innsbruck (4. Januar) und Bischofshofen (6.) vor: „Es gibt ja Weltcup-Punkte pro einzelnem
Springen, wir wollen hier so viele Punkte wie möglich machen. Es wäre schön, wenn wir noch einen Podestplatz machen, das wäre super.“
In Garmisch-Partenkirchen setzte sich unterdessen auch die aktuell längste deutsche Tournee-Durststrecke fort. Seit Sven Hannawald, der 2002 auf dem Weg zum bislang letzten deutschen Gesamtsieg bei der Tournee in „GAP“gewonnen hatte, konnte kein DSV-Adler einen Heimsieg auf der ehemaligen Olympiaschanze feiern. Zuletzt war Markus Eisenbichler als Zweiter im vergangenen Jahr nur knapp „gescheitert“.
Am Sonntag verpasste der Siegsdorfer wie auch schon in Oberstdorf den zweiten Durchgang, sein Frust hielt sich jedoch anders als beim Tournee-Auftakt in Grenzen. „Es war jetzt auch kein extrem schlechter Sprung, nur nicht so gut wie die anderen“, sagte der sechsmalige Weltmeister, der auch in Innsbruck an den Start gehen will, nach seiner Landung nach 124,0 Metern: „Ich habe hier gute Sprünge gehabt, jetzt war mal einer nicht so dabei, das muss man dann akzeptieren.“