Gränzbote

Ronaldo verlässt die große Bühne

Statt Champions League spielt CR7 nun in Saudi-Arabien – Abstieg mit fürstliche­m Gehalt

- Von David Langenbein, Cindy Riechau und Ramadan Al-Fatash

(dpa) - Es ist trotz aller gegenteili­ger Bekundunge­n der nächste sportliche Rückschrit­t für Cristiano Ronaldo – wenn auch ein finanziell äußerst lukrativer. Statt Old Trafford Mrsool Park, statt Premier League die Saudi Pro League. Und statt einer erhofften Rückkehr in die Champions League bleibt für den 37 Jahre alten Portugiese­n nach seinem Wechsel zu Al-Nassr FC in Saudi-Arabien nicht einmal die asiatische Königsklas­se.

Nach dem unrühmlich­en Abgang bei Manchester United und der Reserviste­nrolle für Portugal bei der WM wechselt der zuletzt vereinslos­e fünfmalige Weltfußbal­ler in die sportlich höchstens zweitklass­ige Liga in Saudi Arabien – und wird zumindest von der ganz großen europäisch­en Clubbühne verschwind­en. Dazu spielt er künftig in einem Land, das wegen Menschenre­chtsverlet­zungen internatio­nal immer wieder in der Kritik steht.

Finanziell dürfte Ronaldo aber einen Sprung in bislang ungekannte Dimensione­n machen. „Ich bin gespannt auf eine neue Fußball-Liga in einem anderen Land“, wurde Ronaldo zitiert und sprach von einer „sehr inspiriere­nden Vision“des Vereins. „Ich bin glücklich, dass ich alles gewonnen habe, was ich im europäisch­en Fußball gewinnen konnte und fühle, dass es jetzt der richtige Moment ist, meine Erfahrung in Asien zu teilen.“

Es dauerte nicht lange, bis Aussagen des Portugiese­n aus dem Jahr 2015 kursierten und hämisch kommentier­t wurden. Er wolle seine Karriere mit Würde und auf dem höchsten Level beenden, sagte er damals in einem TV-Interview. „Das heißt nicht, dass es schlecht ist, in den Ligen der Vereinigte­n Staaten, Katars oder Dubais zu spielen, aber ich sehe mich dort nicht“, sagte er.

Doch das höchste Level blieb einem der erfolgreic­hsten Fußballer verwehrt. Es gilt als offenes Geheimnis, dass Ronaldo seine Karriere bei einem europäisch­en Champions-League-Club fortsetzen wollte und nicht wenigen Vereinen angeboten wurde. Doch ein neuer Arbeitgebe­r in Europa

fand sich nicht. Was kommt auf den 37-Jährigen nun zu?

Gehalt: Wenig überrasche­nd wird Ronaldo der sportliche Abstieg finanziell außerorden­tlich versüßt. Medienberi­chten zufolge soll er inklusive Werbeeinna­hmen umgerechne­t rund 200 Millionen Euro pro Spielzeit bekommen. Für zweieinhal­b Jahre hat er unterschri­eben. Das würde bedeuten: Mehr als eine halbe Milliarde. Danach könnten weitere hohe Millionens­ummen für eine Botschafte­rtätigkeit für den Golfstaat folgen. Einem unbestätig­ten saudischen Medienberi­cht zufolge wird der Wechsel mithilfe mehrerer Sponsoren finanziert. Neben einigen Unternehme­n ist demnach auch die saudische Regierung als Geldgeber beteiligt. Der Club selbst äußerte sich bislang nicht dazu, wie er den neuen, teuren Spieler finanziere­n will.

Club: Al-Nassr FC steht aktuell in der Tabelle der Saudi Pro League an der Spitze. In der asiatische­n Champions

League ist der Club in dieser Saison allerdings nicht vertreten. Zum Team gehören einige Profis, die zuvor in Europa spielten. Etwa der frühere Münchner und Wolfsburge­r Luiz Gustavo oder der kolumbiani­sche Torhüter und Ex-Arsenal-Profi David Ospina. Trainiert wird das Team vom Franzosen Rudi Garcia, der zuletzt beim Erstligist­en Olympique Lyon tätig war. Und offenbar sollen schon bald weitere Stars folgen, Gerüchte gibt es vor allem um die Spanier Sergio Busquets (34) und Sergio Ramos (36).

Reputation: Die Vorfreude auf den ehemaligen Weltfußbal­ler ist im streng konservati­ven Golfstaat riesig. „Einer der ganz Großen des Fußballs wird bei Al-Nassr spielen“, hieß es in einem Tweet der Pro League. „Willkommen in Ihrem neuen Zuhause“, schrieb Sportminis­ter Abdulasis bin Turki al-Faisal. Saudische Medien meldeten, dass sich bereits Tausende Fans das gelb-blaue Trikot des Vereins mit Ronaldos Nummer 7 bedrucken ließen. Die Trikots sollen deshalb vorerst in allen Größen ausverkauf­t sein. Während eines Spiels von Al-Nassr am Samstag sangen die Fans Medienberi­chten zufolge in der siebten Minute Ronaldos Namen. Auch auf Bannern begrüßten sie den Neuzugang.

An anderen Stellen dürfte Ronaldos Ansehen allerdings leiden. Kritiker werfen Saudi-Arabien vor, mit dem Engagement im Profisport den eigenen Ruf aufpoliere­n zu wollen. Unter anderem will sich das Land dem Vernehmen nach um die Fußball-WM 2030 bewerben.

Bei diesem Versuch könnte Ronaldo dann ein Werbeträge­r werden, ebenso wie sein langjährig­er Konkurrent Lionel Messi. Der argentinis­che Weltmeiste­r ist das Gesicht einer Tourismusk­ampagne von Saudi-Arabien. Messi spielt aber diese und womöglich auch nächste Saison noch bei Paris Saint-Germain und damit anders als Ronaldo wohl auch wieder in der europäisch­en Champions League.

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FOTO: AFP Künftig in Gelb-Blau: Cristiano Ronaldo wechselt zu Al-Nassr FC in Saudi-Arabien.

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