Gränzbote

Retter brauchen unseren Einsatz

- Von Ludger Möllers l.moellers@schwaebisc­he.de

Feuerwehrl­eute, die nur unter Polizeisch­utz löschen können. Flaschen, die auf Rettungswa­gen prasseln. Männer, die Polizisten mit Böllern bewerfen: Bitterer Alltag für Rettungs- und Einsatzkrä­fte. Und das nicht nur in der Neujahrsna­cht und nicht nur in Großstädte­n. Sondern auch im ländlichen Raum.

Politikern wie Bundesinne­nministeri­n Nancy Faeser (SPD), die sich bestürzt über die Gewalt gegen Polizeiund Rettungskr­äfte zeigen, gleichzeit­ig aber munter Mittel für den Katastroph­enschutz streichen, sei gesagt: An laschen Gesetzen liegt dieser Missstand nicht. Seit 2017 können Angriffe auf Polizisten, Staatsanwä­lte, Feldjäger und andere Sicherheit­skräfte mit bis zu fünf Jahren Haft geahndet werden. Vielmehr muss die chronisch überlastet­e Justiz so ausgestatt­et werden, dass sie Straftäter schnell aburteilen kann.

Das eigentlich­e Problem liegt tiefer, ist auch mit jetzt geforderte­n Bodyoder Dashcams nicht zu lösen. Ein Zitat des Staats- und Verwaltung­srechtlers Ernst-Wolfgang Böckenförd­e bringt es auf den Punkt: „Der freiheitli­che, säkularisi­erte Staat lebt von Voraussetz­ungen, die er selbst nicht garantiere­n kann.“In der aktuellen Debatte sind Feuerwehrl­eute, THW-Mitarbeite­r oder Rotkreuz-Rettungsdi­enstler gemeint, aber auch Polizisten. Sie schaffen freiwillig die nötigen, wenn auch nicht hinreichen­den Voraussetz­ungen, die unser aller weithin abgesicher­tes Leben erst ermögliche­n.

Wenn der Staat es aber nicht leistet, Frauen und Männer, deren Arbeit an den Einsatzste­llen gefährlich genug ist, vor Chaoten zu schützen, dann versagt dieser Staat jämmerlich. Heute ist die Gewinnung Ehrenamtli­cher eine gewaltige Herausford­erung. Falls aber das Engagement für die Gemeinscha­ft weiter mit Gefahr für das eigene Leben verbunden ist, dürften sich Feuerwehrh­äuser und Polizeiwie Rettungswa­chen schnell leeren.

Eine breite, zustimmend­e Debatte über Wert und Wertschätz­ung des Ehrenamts ist angebracht. Chaoten sind zu isolieren. Bei Sonntagsre­den darf es nicht bleiben: Politiker müssen Blaulicht-Kräfte gut ausstatten. Konkret: Jeder von uns kann Rettungsun­d Einsatzkrä­ften Wertschätz­ung zeigen, sich für sie einsetzen. Indem wir Rettungsga­ssen bilden, Zufahrten frei lassen, Arbeitgebe­rn die Freistellu­ng ermögliche­n oder Feuerwehrl­euten, die zum Einsatz ausrücken, alles Gute wünschen: „Kommt vor allem gesund zurück.“So beginnt Zusammenha­lt 2023.

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