Retter brauchen unseren Einsatz
Feuerwehrleute, die nur unter Polizeischutz löschen können. Flaschen, die auf Rettungswagen prasseln. Männer, die Polizisten mit Böllern bewerfen: Bitterer Alltag für Rettungs- und Einsatzkräfte. Und das nicht nur in der Neujahrsnacht und nicht nur in Großstädten. Sondern auch im ländlichen Raum.
Politikern wie Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), die sich bestürzt über die Gewalt gegen Polizeiund Rettungskräfte zeigen, gleichzeitig aber munter Mittel für den Katastrophenschutz streichen, sei gesagt: An laschen Gesetzen liegt dieser Missstand nicht. Seit 2017 können Angriffe auf Polizisten, Staatsanwälte, Feldjäger und andere Sicherheitskräfte mit bis zu fünf Jahren Haft geahndet werden. Vielmehr muss die chronisch überlastete Justiz so ausgestattet werden, dass sie Straftäter schnell aburteilen kann.
Das eigentliche Problem liegt tiefer, ist auch mit jetzt geforderten Bodyoder Dashcams nicht zu lösen. Ein Zitat des Staats- und Verwaltungsrechtlers Ernst-Wolfgang Böckenförde bringt es auf den Punkt: „Der freiheitliche, säkularisierte Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann.“In der aktuellen Debatte sind Feuerwehrleute, THW-Mitarbeiter oder Rotkreuz-Rettungsdienstler gemeint, aber auch Polizisten. Sie schaffen freiwillig die nötigen, wenn auch nicht hinreichenden Voraussetzungen, die unser aller weithin abgesichertes Leben erst ermöglichen.
Wenn der Staat es aber nicht leistet, Frauen und Männer, deren Arbeit an den Einsatzstellen gefährlich genug ist, vor Chaoten zu schützen, dann versagt dieser Staat jämmerlich. Heute ist die Gewinnung Ehrenamtlicher eine gewaltige Herausforderung. Falls aber das Engagement für die Gemeinschaft weiter mit Gefahr für das eigene Leben verbunden ist, dürften sich Feuerwehrhäuser und Polizeiwie Rettungswachen schnell leeren.
Eine breite, zustimmende Debatte über Wert und Wertschätzung des Ehrenamts ist angebracht. Chaoten sind zu isolieren. Bei Sonntagsreden darf es nicht bleiben: Politiker müssen Blaulicht-Kräfte gut ausstatten. Konkret: Jeder von uns kann Rettungsund Einsatzkräften Wertschätzung zeigen, sich für sie einsetzen. Indem wir Rettungsgassen bilden, Zufahrten frei lassen, Arbeitgebern die Freistellung ermöglichen oder Feuerwehrleuten, die zum Einsatz ausrücken, alles Gute wünschen: „Kommt vor allem gesund zurück.“So beginnt Zusammenhalt 2023.