Katzenklo und Klimawandel
Öko-Katzenstreu wird zum Thema für die Landespolitik
- Knapp 17 Millionen Katzen leben in deutschen Haushalten und genießen zum Großteil dort den Komfort eines eigenen Katzenklos. Für ihre Besitzer gehört es zur täglichen Routine, die Boxen sauber zu halten und regelmäßig die Katzenstreu auszutauschen. Doch wohl die wenigsten von ihnen machen sich dabei Gedanken, wo der graue Kies überhaupt herkommt – ganz zu schweigen davon, wie sehr das stille Örtchen ihrer pelzigen Begleiter der Umwelt zur Last fällt. Dabei sind inzwischen pflanzliche Alternativen erhältlich, die eine bessere Ökobilanz als die herkömmliche mineralische Katzenstreu versprechen. Um der Frage auf den Grund zu gehen, wie viel das tatsächlich bringt, richtete der Aalener Landtagsabgeordnete Winfried Mack (CDU) eine Kleine Anfrage an das Landesumweltministerium von Thekla Walker (Grüne).
Die Resultate, die aus der Antwort des Ministeriums hervorgehen, sind beachtlich: Pflanzliche Katzenstreu könnte in Deutschland jedes Jahr bis zu 550.000 Tonnen Kohlenstoffdioxid einsparen. Das entspricht den jährlichen Kohlendioxidemissionen von rund 70.000 Deutschen. CO2 gilt als Haupttreiber des Klimawandels. Immer mehr Menschen versuchen, ihren ökologischen Fußabdruck zu reduzieren und setzen dabei auf nachhaltige Produkte aus lokaler Herstellung.
Herkömmliche Katzenstreu besteht meist aus Bentonit, Ton oder Silikatstreu. Die Rohstoffe werden in Minen abgebaut und müssen größtenteils aus dem Ausland eingeführt werden. So wurden im Jahr 2020 fast 500.000 Tonnen Bentonit aus Ländern wie den Niederlanden, der Türkei, Tschechien und Italien importiert. Hingegen wurden in Deutschland nur rund 330.000 Tonnen der Mineralerde gewonnen. In BadenWürttemberg wird kein Bentonit abgebaut.
Verschiedene Hersteller bieten seit einiger Zeit Katzenstreu aus nachwachsenden pflanzlichen Rohstoffen an. Sie setzt sich aus Getreideresten von Landwirtschaftsbetrieben oder aus den Sägespänen der holzverarbeitenden Industrie in Form von Pellets zusammen. Diese Materialien sind hierzulande in großen Mengen verfügbar. Außerdem sind sie deutlich leichter, wodurch weniger Energie für den Transport benötigt wird. Im Jahr 2019 ermittelte eine Studie in der Schweiz, dass Öko-Katzenstreu den CO2-Ausstoß
pro Katze und Jahr um 33 Kilogramm senkt. Das Landesumweltministerium nimmt an, dass die Befunde der Studie auch auf Deutschland übertragbar sind.
Herkömmliche Katzenstreu auf mineralischer Basis enthält keinerlei Schadstoffe. Allerdings fällt bei der Beseitigung in Müllverbrennungsanlagen Schlacke an. Diese muss auf Deponien entsorgt werden. Bei der Verbrennung pflanzlicher Katzenstreu bleiben keine Rückstände übrig. Grundsätzlich ist pflanzliche Katzenstreu biologisch abbaubar. Dennoch erlauben die Abfallwirtschaftsbetriebe meist keine Entsorgung über die Biotonne. Das hat hygienische Gründe: Die Ausscheidungen fleischfressender Tiere können Krankheiten verbreiten. In BadenWürttemberg gehört Katzenstreu, egal welcher Art, in den Restmüll.
Zuweilen werben Hersteller pflanzlicher Katzenstreu mit dem Versprechen, dass sich ihre Produkte
über die Kanalisation entsorgen ließen. Laut Umweltministerium ist das jedoch nicht zulässig. Die Gefahr sei zu groß, dass sich Bestandteile in den Abwasserrohren ansammeln und diese langfristig verstopfen.
Trotz der besseren Ökobilanz hat die Regierung nicht vor, den Wechsel auf pflanzliche Katzenstreu von außen zu beschleunigen. Der Interessenverband Cats for Future fordert etwa ein Verkaufsverbot mineralischer Katzenstreu ab 2030. Das Ministerium sieht darin aber einen Eingriff in die Wirtschaftsfreiheit. Die Politik setzt darauf, dass die Hersteller selbständig Produkte auf Basis nachwachsender Stoffe auf den Markt bringen werden, um sich an die Nachfrage anzupassen.
„Stoffe aus der Natur bieten ungeahnte Möglichkeiten – auch als Ersatz für fossile oder umweltschädliche Stoffe“, sagt Winfried Mack der „Schwäbischen Zeitung“. Er setze sich seit Jahren für Bioökonomie ein.
Wissenschaft und Wirtschaft BadenWürttembergs sieht er als gut gerüstet, um die Veränderung hin zu einer Kreislaufökonomie zu bewältigen. Von mineralischer Katzenstreu auf pflanzliche Alternativen zu wechseln, mag wie ein kleiner Beitrag erscheinen. Dennoch ist er aus Macks Sicht Teil des Prozesses.
Ein Lob spricht Mack der Firma J. Rettenmaier und Söhne (JRS) aus, die ihren Sitz unweit seines Aalener Wahlkreises in Rosenberg-Holzmühle hat. Der Betrieb ist auf Pflanzenfasern spezialisiert. Öko-Katzenstreu stellt er schon seit mehr als 25 Jahren her. Die anfängliche Skepsis der Kunden konnte „Cat´s Best“Katzenstreu überwinden. Inzwischen gehört sie fest zum Produktportfolio und wurde mehrfach von der Fachpresse ausgezeichnet. Noch macht mineralisches Katzenstreu allerdings laut JRS weniger als ein Fünftel der in Deutschland gekauften Menge aus.