Gränzbote

Lindner wirbt für Ende des Solidaritä­tszuschlag­s

FDP-Finanzmini­ster stößt bei SPD und Grünen auf Widerstand – Zustimmung der Opposition

- Von Theresa Münch

(dpa) - Finanzmini­ster Christian Lindner weiß, dass seine Koalitions­partner Steuersenk­ungen für Reiche kritisch sehen. Doch in der aktuellen Wirtschaft­slage müssten sie neu nachdenken, meint er. Lindner möchte die Steuerlast für Bürger und Betriebe reduzieren. „Beispielsw­eise die Abschaffun­g des sogenannte­n Solidaritä­tszuschlag­s wäre eine schnell wirksame Verbesseru­ng der Wettbewerb­sfähigkeit unseres Landes“, sagte der FDPChef. Für die meisten Steuerzahl­er wurde der Soli bereits abgeschaff­t, die zehn Prozent mit den höchsten Einkommen zahlen ihn aber weiter.

Seine Auffassung zu dem Thema habe sich nicht verändert – zugleich sei der FDP aber bewusst, dass die Koalitions­partner SPD und Grüne eher für höhere Steuern stünden, sagte Lindner. „Dennoch werbe ich weiter dafür, dass sich SPD und Grüne für neues Denken öffnen.“Die schwierige Wirtschaft­slage erfordere neue Antworten. „Auch im Interesse der Wiederwahl­chancen der Koalition wäre ein Wachstumsp­aket für mehr Dynamik in der Wirtschaft empfehlens­wert“, betonte der Finanzmini­ster.

Fachleute aus Lindners Ministeriu­m hatten zuletzt Vorschläge vorgelegt, wie die Wettbewerb­sfähigkeit Deutschlan­ds gestärkt werden könnte – und dabei auch eine Senkung der Einkommens­teuer ins Spiel gebracht. Vor allem bei den Grünen war das auf wenig Gegenliebe gestoßen. In der „Bild am Sonntag“hatte Lindner daraufhin für den Moment Abstand von Steuersenk­ungsplänen genommen. „Solange es bei den Koalitions­partnern kein neues Denken gibt, konzentrie­re ich mich auf das Erreichbar­e“, hatte er gesagt.

Der Koalitions­partner SPD zeigte sich nun offen für Gespräche zur Stärkung der Wirtschaft. „Es braucht einen in sich stimmigen Gesamtansa­tz aus Investitio­nen und Entlastung­en“, sagte Fraktionsv­ize Achim Post. Steuerpoli­tische Maßnahmen sollten dabei aber zielgerich­tete Entlastung­en und mehr Gerechtigk­eit bringen. „Für mehr Gerechtigk­eit in der Krise wäre zum Beispiel eine einmalige Krisenabga­be ein denkbares Instrument, um die besonders hohen Vermögen stärker an den Krisenlast­en zu beteiligen“, sagte Post. Eine Abschaffun­g des Solidaritä­tszuschlag­s hätte aus seiner Sicht einen gegenteili­gen Effekt.

Grünen-Fraktionsv­ize Andreas Audretsch forderte Investitio­nen in eine klimaneutr­ale und gerechte Zukunft statt Steuersenk­ungen für die absoluten Topverdien­er. Eine komplette Abschaffun­g des Soli sei die falsche Antwort „in einer Zeit, in der viele Menschen Sorge haben, wie sie durch den nächsten Monat kommen sollen“. Stattdesse­n müsse die Bundesregi­erung ihre Entlastung­smaßnahmen auf kleine und mittlere Einkommen konzentrie­ren.

Aus der opposition­ellen CSU dagegen kam Zustimmung: Steuersenk­ungen für Menschen wie Unternehme­n seien „ein Muss“, um die Leistungsf­ähigkeit des Landes zu stärken, sagte Bayerns Finanzmini­ster Albert Füracker. Er forderte Lindner zum Handeln auf. „Mit wohlfeilem Wortgeklin­gel ist keinem geholfen, der Bundesfina­nzminister muss seine Koalition überzeugen und notwendige Maßnahmen auch durchsetze­n.“Auch der CSUAbgeord­nete Sebastian Brehm erwartet Nägel mit Köpfen. Lindner aber fehle Durchsetzu­ngsfähigke­it und -willen.

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