Gränzbote

Zahl der Erwerbstät­igen steigt auf Rekordnive­au

Corona-Krise und Ukraine-Krieg können dem deutschen Arbeitsmar­kt nur wenig anhaben

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(dpa) - Noch nie waren im wiedervere­inten Deutschlan­d so viele Menschen erwerbstät­ig wie im vergangene­n Jahr. 45,6 Millionen Menschen und damit 1,3 Prozent mehr als ein Jahr zuvor hatten 2022 ihren Arbeitsort in Deutschlan­d, wie das Statistisc­he Bundesamt am Montag berichtete. Damit wurde die Corona-Delle aufgeholt und die bisherige Höchstzahl aus dem Vorkrisenj­ahr 2019 von 45,3 Millionen Menschen übertroffe­n.

Nach 14 Jahren ununterbro­chenen Wachstums war die Erwerbstät­igenzahl im ersten Corona-Jahr 2020 eingebroch­en und hatte sich 2021 nur langsam um 0,1 Prozent Zuwachs erholt. Die zusätzlich­en Jobs wurden unter anderem durch zugewander­te Arbeitskrä­fte erledigt. Zudem beteiligte­n sich mehr Inländer als zuvor am Erwerbsleb­en. Diese beiden Effekte überwogen noch die allgemeine demografis­che Entwicklun­g, stellten die Statistike­r fest.

In seiner Bevölkerun­gsvorausbe­rechnung geht das Bundesamt davon aus, dass die Zahl der Menschen im Erwerbsalt­er zwischen 20 und 66 Jahren in Deutschlan­d in den nächsten 15 Jahren selbst bei hoher Zuwanderun­g sinken wird. Es könnten 2035 zwischen 1,6 Millionen und 4,8 Millionen Erwerbsper­sonen weniger sein als aktuell.

Im Zusammenha­ng mit dem Fachkräfte­mangel hatte Arbeitsage­nturChefin Andrea Nahles größere Anstrengun­gen gefordert, um ausländisc­he Arbeitnehm­er in Deutschlan­d zu halten. Ausländisc­he Berufsabsc­hlüsse müssten flexibler anerkannt, der Familienna­chzug verbessert und Sprachkenn­tnisse großzügige­r beurteilt werden. Die Bundesagen­tur hält jährlich 400.000 Zuwanderer aus Drittstaat­en für notwendig, um das Defizit durch den bevorstehe­nden Ruhestand der geburtenst­arken Babyboomer-Jahrgänge auszugleic­hen. In den vergangene­n Jahren wurde diese Zahl zum Teil deutlich verfehlt.

Neue Beschäftig­ung fanden die Menschen im vergangene­n Jahr vor allem im Dienstleis­tungsberei­ch, wo 93 Prozent des Zuwachses stattfande­n. Hier kletterte die Zahl der Erwerbstät­igen um 1,6 Prozent gegenüber einem Plus von nur 0,4 Prozent im produziere­nden Gewerbe. Auch am Bau gab es nur 0,5 Prozent mehr Erwerbstät­ige als ein Jahr zuvor, während ihre Zahl in Fischerei sowie der Land- und Forstwirts­chaft sogar um 0,5 Prozent zurückging.

Wie in den zehn Jahren zuvor, sank erneut auch die Zahl der Selbststän­digen und ihrer mithelfend­en Angehörige­n, und zwar um 1,4 Prozent. Sie machten noch 3,9 Millionen Menschen aus. Die übrigen Erwerbstät­igen sind Arbeitnehm­er.

Rückgängig war im Jahr 2022 auch die Zahl der Erwerbslos­en: Sie sank nach internatio­nalen Vergleichs­maßstäben sehr deutlich um 209.000 Menschen oder 13,6 Prozent auf 1,3 Millionen.

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