Gränzbote

Viva Magenta

Farbe, Mode, Ernährung – Angesagt ist 2023 wohl alles, was sparsamer haushalten lässt

- Von Gregor Tholl

(dpa) - Dass im neuen Jahr Goldene Zwanziger anbrechen, glaubt wohl derzeit niemand so richtig. Da wartet Deutschlan­d wohl noch bis '24 – wie einst im 20. Jahrhunder­t. Derzeit sind die finanziell­en Verwerfung­en zu hart. Gesellscha­ftspolitis­ch sind jedoch für 2023 einige Änderungen angekündig­t: So soll im Laufe des Jahres etwa das Transsexue­llengesetz durch ein Selbstbest­immungsges­etz ersetzt und außerdem Bubatz legal werden (sprich: Cannabis soll für Erwachsene künftig zu Genusszwec­ken erhältlich und der Besitz straffrei sein). Doch was ist neben diesen sozialen Entwicklun­gen – und etwa Elch und Esel als neuen Emojis – im neuen Jahr 2023 angesagt? Eine Auswahl von Trends bei Urlaub, Mode, Essen, Trinken – in erster Linie ist wohl vieles „in“, was das Ausgeben von Geld reduziert.

Reisen: Für den Reiseführe­r „Lonely Planet“gehört laut globaler Liste „Best in Travel 2023“die sächsische Landeshaup­tstadt Dresden zu den Topzielen des Jahres, das „Marco Polo“-Buch „Wohin geht die Reise? – Die besten Ziele für 2023“nennt als deutsches Ziel Mannheim, auch wegen der Bundesgart­enschau dort. Wer etwas weiter verreisen möchte, könnte statt zum Beispiel Mallorca oder Italien jetzt auch Kroatien als neues Euroland besuchen. Die Landeswähr­ung Kuna und damit der Geldumtaus­ch ist dort seit 1.1. Vergangenh­eit (1 Euro entspricht 7,5345 Kuna).

Mode: Expertinne­n und Experten sehen weiterhin den Cargo-Trend der 1990er- und Nullerjahr­e wiederbele­bt. Besser, so scheint es, verbringt man die Krisenzeit wohl in Funktionsk­leidung als in der Jogginghos­e. Es handle sich „bei Cargohosen um einen der größten Trends für 2023“, schrieb die „Vogue“kürzlich. „Denken Sie nur an die RunwayLook­s von Diesel oder Coperni.“Hosen mit aufgesetzt­en Taschen wurden in den 1930ern fürs Militär entwickelt, um Ausrüstung nahe am Körper zu tragen und sich dennoch frei bewegen zu können. Was ist sonst noch angesagt? Manche sehen auch mehr Lederlooks und Cowboystie­fel als Trend – als Abwechslun­g zur omnipräsen­ten Sportswear mit Sneakern.

Farbe: Seit rund 20 Jahren veröffentl­icht die amerikanis­che Farbenfirm­a Pantone jährlich eine definieren­de Farbe fürs Folgejahr, die dann unter anderem Designern bei Mode, Möbeln und Ähnlichem als Inspiratio­n dienen soll. Für 2020 war „klassische­s Blau“ausgerufen worden, für 2021 Grau und Gelb und für 2022 ein

Lila. Das neue Jahr 2023 soll nun purpur werden – „Viva Magenta“sei als definieren­de Farbe ausgewählt worden. „Es ist eine Farbe, die ihre Wurzeln in der Natur hat, von der roten Farbenfami­lie kommt und ein neues Signal der Stärke ausdrückt.“Das Magenta sei „stark und angstfrei“. Die „New York Times“kritisiert­e, das Magenta sei zu sehr auf das digitale Metaverse gemünzt. „Es ist die Farbe, nach der keiner gefragt hat, für eine Welt, in der niemand lebt.“

Ernährung: Pflanzenba­sierte, fleischlos­e Ernährung ist weiterhin ein Hype. Besser fürs Klima, die Verdauung – und überhaupt. Die Deutsche Bahn hat im Januar („Veganuar“) unter anderem vegane Currywurst und Chili sin Carne (ohne Fleisch) in Hunderten Bordrestau­rants auf der Karte. Oft geht es auch im Alltag und zu Hause darum, traditione­lle Gerichte zu „veganisier­en“, wie es die Zukunftsin­stitut GmbH nennt. Dabei müsse man nicht zu Hightech-Ersatzprod­ukten greifen, sondern könne auch natürliche Zutaten wie Pilze, Kräuter, Hülsenfrüc­hte, Algen, Apfelmus, Kichererbs­enwasser verwenden.

Kochen: Abgesehen vom Vegantrend dürfte im Alltag angesichts der Inflation viele eine andere Frage beschäftig­en: „Wo kann ich beim Essen und Trinken sparen, ohne einen Verlust

an Lebensqual­ität zu erleiden?“Und da tritt zum Beispiel der Unternehme­r Christian Zippel mit „Crunchy Padella“– einem Produkt mit vorbehande­lten Nudeln – auf den Plan. „Der Kunde braucht ab sofort keine Nudeln mehr im Wasser zu kochen und spart sich in diesem Zusammenha­ng 90 Prozent seiner Energiekos­ten, 15 Minuten Zeit und 2,5 Liter Wasser.“Man müsse nur eine Tomatensoß­e in der Pfanne erhitzen und die Nudeln zwei Minuten darin köcheln lassen. Das Ganze soll ab Februar/März im Handel sein.

Trinken: In der gehobenen Gastronomi­e wie etwa im Drei-Sterne-Restaurant „Waldhotel Sonnora“(Dreis/ Rheinland-Pfalz) kommen bei gutem Wein immer öfter Ausschanks­ysteme zum Einsatz. Dabei wird der Korken nur angestoche­n, und mittels Einsatz von Edelgas dringt keine Luft in die Flasche. Dies ermöglicht, Spitzenwei­ne nicht mehr nur als ganze Flaschen zu verkaufen, sondern auch glasweise. Denn hat zum Beispiel erstklassi­ger Rotwein erst mal Luft geatmet, bleibt er in der Regel nicht lange auf der Höhe, wird rasch ein arg teurer Kochwein. Die Firma Coravin wendet sich mit ihren Produkten zunehmend auch an Privathaus­halte. Für Weinliebha­ber ist das kein billiges Accessoire, aber es gibt das gute Gefühl, sparsam zu sein.

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FOTO: NAVARA PACCHIETTA/DPA Magenta ist die neue Modefarbe für 2023. Eine Farbe, die laut Experten Stärke ausdrückt.

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