Für Sanierung des Lokschuppens gibt es „Kohle“
Für den Denkmalschutz gibt es 180.000 Euro – Trotzdem muss Verein noch Spenden sammeln
- Es ist ein Teil der Tuttlinger Stadtgeschichte und hat zum Wohlstand der Menschen in der Region beigetragen: das Bahnbetriebswerk. Zwischen 1933 und 1975 rollte über die Schienen das Material in die Stadt, die verkauften Waren wieder heraus. Auf Initiative des FDP-Landtagsabgeordneten Nikolai Reith erhält der private Verein nun 180.000 Euro aus der Denkmalschutzförderung des Bundes, für das denkmalgeschützte Gebäude.
„Ich finde, dass das Gebäude erhaltenswert ist. Es hat eine Bedeutung für unseren Wohlstand“, sagt der 53-Jährige, der seit Kindheitstagen eine „besondere Liebe zur Bahn“hat. In einem Schreiben an seine Parteikollegen Michael Theurer, Parlamentarischer Staatssekretär im Verkehrsministerium und Bundesbeauftragter für den Schienenverkehr, und den haushaltspolitischen Sprecher der FDP-Fraktion in Bundestag, Otto Fricke, hat er sich Ende November für die Aufnahme des Bahnbetriebswerks in die Denkmalförderung des Bundes ausgesprochen.
Er habe mitbekommen, dass der Verein um Werner-Patrick Girrbach Unterstützung zum Erhalt der Gebäude und der Lokomotiven brauchen könnte. Weil zum Zeitpunkt seiner Initiative gerade über den Haushalt des Bundes beraten wurde, sei es genau der richtige Zeitpunkt gewesen, den Antrag der Tuttlinger zu unterstützen, findet Reith. In seinem Brief schrieb er: „Der Erhalt wird durch einen Verein in freier Trägerschaft überwiegend ehrenamtlich und mit privaten Spenden geleistet und stellt für die engagierten Ehrenamtlichen eine Mammutaufgabe dar.“
Das Engagement von Reith hat sich ausgezahlt. Der Tuttlinger Eisenbahnverein bekommt 180.000 Euro aus Sondermitteln des Bundes. „Dampflokomotiven gehören zu unserem kulturellen Erbe, denn Eisenbahnen faszinieren bis heute Groß und Klein gleichermaßen. Das Fördergeld
für Kultureinrichtungen ist daher hier gut angelegt“, meinte Derya Türk-Nachbaur, Bundestagsabgeordnete der SPD, die wie Theurer über die beschlossene Förderung informierte. Zusätzlich zu den Bundesmitteln haben die Deutsche Stiftung Denkmalschutz und Toto-Lotto Baden-Württemberg 50.000 Euro als Spende überreicht.
Geld, das die Gruppe um Girrbach gut gebrauchen kann. Schließlich steht nach vielen bereits ausgeführten Sanierungsarbeiten nun der nächste – und laut der Stiftung Denkmalschutz „größte und teuerste“– Bauabschnitt bevor. Nachdem zuletzt schon die Fassade des Lokschuppens, einige Fenster und tragende Deckenbalken, die Kanalisation sowie die Außenanlagen hergerichtet worden sind, will man bald
weitere Fenster und Balken, die LokTore und Betonpfeiler am Lokschuppen restaurieren. „Wir machen das ja immer Stück für Stück. Aber das wird schon ein großer Schritt. Danach wird das Gesicht des Lokschuppens ganz neu erstrahlen“, meint Girrbach hoffnungsfroh. Er ist „sehr sehr dankbar“über die Unterstützung, die der Verein nun erfahren habe. Weitere Unterstützung ist aber nötig.
Denn das „Facelifting“hat seinen Preis. Insgesamt soll das Volumen der nächsten Baumaßnahme bei mehr als 450.000 Euro liegen. Trotz der Unterstützung durch den Bund und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz müsse der Verein selbst noch 80.000 Euro an Spenden einsammeln, teilt die Stiftung in einer Pressemitteilung mit. „Eine Herkulesaufgabe,
besonders in der aktuell für alle schwierigen Zeit“, findet die größte deutsche Bürgerinitiative, die durch gesammelte Spenden rund 400 Projekte im Jahr fördert.
Geld wird es von der Stadt Tuttlingen nicht geben. „Wir würdigen das große Engagement des Vereins beziehungsweise der Familie Girrbach ausdrücklich, werden uns aber nicht finanziell an dem Projekt beteiligen“, schreibt Sprecher Arno Specht. Eine grundlegende Sanierung und Neukonzeption des Museums halte man für eine „interessante Idee“. Deshalb habe und werde man den Antrag auf Denkmalschutzförderung auch aktiv unterstützen. Letztlich, so Specht, sei die Sanierung des Lokschuppens ein „Mammutprojekt. Eine komplette und denkmalgerechte Sanierung des Objekts
und die Einrichtung eines professionell gestalteten Museums würde Unsummen verschlingen, die wir derzeit nicht aufbringen können.“
Die Stadt habe bei den Großprojekten andere Prioritäten gesetzt. „Der Schwerpunkt liegt im Bereich Nachhaltigkeit und Klimaschutz“, schreibt der Stadtsprecher und verweist auf den Umbau des Bahnhofvorplatzes sowie die geplanten Investitionen im Bereich Hackschnitzel, PV-Anlagen und mittelfristig auch Windkraft.“Generell, betont Specht aber auch, dass das Fördergeld bei der Familie Girrbach und dem Eisenbahnverein „gut angelegt“sei. „Bereits in der Vergangenheit gab es immer wieder einzelne Förderungen, die von den Eigentümern auch zielgerecht eingesetzt wurden, um die Substanz zu sichern.“