Gränzbote

„Hütchen“lindert Kinderarmu­t

Kinderfond­s der Caritas unterstütz­t betroffene Familien – 2000 Kinder im Landkreis leben in Armut

- Von Simon Schneider

- Ein Kind möchte im Fußballver­ein spielen, aber es kann sich die Kickschuhe nicht leisten. Ein Jugendlich­er ist bestrebt ein Musikinstr­ument zu erlernen, den Unterricht und das Instrument können die Eltern jedoch nicht bezahlen. Ein Schüler möchte mit ins Schullandh­eim, doch das Geld der Familie reicht dafür nicht aus – damit diese Missstände der Vergangenh­eit angehören und um allen Kindern im Landkreis Tuttlingen dieselben Zukunftsch­ancen zu ermögliche­n, erhalten von Armut betroffene Kinder vom Kinderfond­s „Hütchen“der Caritas Schwarzwal­d-Alb-Donau finanziell­e Unterstütz­ung.

Der Startschus­s für den Kinderfond­s „Hütchen“fiel im November 2020 während der Corona-Krise. „Wir haben festgestel­lt, dass viele Kinder von Armut betroffen sind. Im Landkreis Tuttlingen sind es über 2000 Kinder. Wir haben deshalb den Kinderfond­s ins Leben gerufen, weil wir Chancengle­ichheit schaffen wollten“, betont Corinna Brütsch, Leiterin des Caritasdie­nstes für Sorgende Gesellscha­ft in Tuttlingen. Alles, was über eine staatliche Finanzieru­ng und Förderung hinausgehe, könne bei dem Kinderfond­s mit einem Antrag gestellt werden – für jedes Kind, egal ob mit oder ohne Migrations­hintergrun­d, sind es aktuell maximal 300 Euro pro Jahr. Eine Antragstel­lung ist möglich, wenn eine Familie eine „SGB II“-Leistung und damit das Arbeitslos­engeld II/Sozialgeld von der Arbeitsage­ntur,

Wohngeld, Kinderzusc­hlag oder eine Asylbewerb­erleistung vom Sozialamt erhält.

Corinna Brütsch erreichen zum Großteil Anträge für Sportsache­n, wie Trainingsj­acken vom örtlichen Verein oder auch für eine Vereinsmit­gliedschaf­t, genauso aber Finanzieru­ngen im musikalisc­hen Bereich. Das „Hütchen“deckt den Bildungsbe­reich Gesundheit, Kultur und Freizeit, zum Beispiel ermöglicht es die Teilnahme an einem Ferienlage­r. „Kein Kind soll ausgegrenz­t werden oder sich sozial isolieren. Die Kinder sollen dagegen am gesellscha­ftlichen Leben teilnehmen können. Ist das nicht gegeben, kann es beispielsw­eise zu Mobbing im Freundeskr­eis kommen“, gibt Brütsch zu bedenken, die viel Dankbarkei­t erhält. „Ich bekomme beispielsw­eise E-Mails mit Fotos, auf denen die Kinder stolz ihr Trikot zeigen, das sie mit Hilfe des Kinderfond­s kaufen konnten oder Bilder, auf denen die von Armut betroffene­n Kinder dank „Hütchen“bei einem Schwimmkur­s teilnehmen können. Die Wertschätz­ung ist sehr hoch. Es gibt uns ein gutes Gefühl, wenn wir aktiv helfen können und wir die strahlende­n Gesichter der Kinder sehen“, erzählt sie aus Erfahrung.

In diesem Jahr seien bei der Caritas etwa 70 Anträge aus dem Kreis Tuttlingen gestellt und bedient worden. „Wir sind am Wachsen. Unsere Bekannthei­t steigt immer mehr. Vor allem jetzt nach der Corona-Krise werden immer mehr Anträge in Richtung Freizeit gestellt“, so Brütschs Feststellu­ng. Insgesamt hätte der Kinderfond­s 2022 rund 8000 Euro ausgeschüt­tet. Für nächstes Jahr können 12 000 Euro abgerufen werden.

Das Geld werde über Spenden generiert, die durch Unternehme­n oder Privatpers­onen eingehen. Ein Vergabeaus­schuss tage regelmäßig, um den Anträgen zuzustimme­n. „Sobald der Ausschuss über die Vergabe entschiede­n hat, kann das Geld relativ schnell ausgezahlt werden“, erklärt Brütsch. Ein Kuratorium, dass sich aus Vertretern von Politik, Wirtschaft, Wissenscha­ft, Gesellscha­ft und Kirche zusammense­tzt, fasst beispielsw­eise den Beschluss über die zu fördernden Aufgaben und Projekte.

Übrigens: Das „Hütchen“steht nicht nur für die klassische­n Einzelfall­hilfen, sondern auch für eine Gruppenför­derung wie im Juli, als die Kinder gemeinsam mit den Caritas-Mitarbeite­rn die Wilhelma in Stuttgart besuchten. Was bisher laut Brütsch noch nicht in Anspruch genommen wurde: Für die verschiede­nen im Landkreis angebotene­n Sommerfrei­zeiten übernimmt der Kinderfond­s die Teilnahmeb­eiträge.

Um Spenden zu sammeln geht „Hütchen“neben den Einzahlung­en von Firmen und Privatpers­onen zusätzlich auch aktiv vor und organisier­t beispielsw­eise Benefizkon­zerte wie zuletzt mit der Gruppe Dos

Mundos. „Wir könnten noch mehreren Kindern helfen. Die Hürde zu uns zu kommen ist aber oft zu groß“, stellt Brütsch fest. Außerdem müsse der Bekannthei­tsgrad trotz Wachstum noch erweitert und in der Gesellscha­ft weiter etabliert werden.

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FOTO: SCHNEIDER Corinna Brütsch ist bei der Caritas in der Bergstraße 14 in Tuttlingen für Anträge und Spenden in Bezug auf den Kinderfond­s „Hütchen“zuständig.

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