Gränzbote

Andrija Ivanovic setzt Ringer-Karriere in USA fort

Serbischer Meister will Studium und Sport an der Gannon University im Rahmen eines Stipendium­s verknüpfen

- Von Simon Schneider

– Mit zwei serbischen Meistertit­eln im Ringen hat der 19jährige Andrija Ivanovic im vergangene­n Jahr seine bisher größten Erfolge gefeiert und damit Schwung in seine noch junge Karriere gebracht. Auch auf internatio­naler Bühne setzte er bereits mehrere Ausrufezei­chen bei Welt- und Europameis­terschafte­n. Anfang Januar fliegt der Tuttlinger in die USA für ein Stipendium, um Studium und Sport ideal miteinande­r zu verknüpfen.

Es kommt nicht von ungefähr, dass Andrija Ivanovic schon im Kindesalte­r die Leidenscha­ft und das Talent für den Ringerspor­t entwickelt­e. Sein Vater widmete sich schon früher dem Ringen und auch der 19-Jährige feierte schnell Erfolge. „Mit acht Jahren habe ich zum ersten Mal bei einem Schulturni­er im Ringen mitgemacht, damals noch in der Holderstöc­kle-Grundschul­e. Seither wollte ich diesen Sport ausüben“, erinnerte sich Andrija Ivanovic und fügte hinzu. „Anfangs war meine Mutter aus Fürsorge zu mir dem Ringen eher skeptisch gegenüberg­estanden. Mein Vater reagierte damals offener auf meinen Wunsch.“

In seinem ersten Training bei der KG Wurmlingen/Tuttlingen klappte bei Andrija Ivanovic noch nicht mal der Purzelbaum. „Als mich mein Vater zwei Monate später vom Training abholte, hat er mich nicht wiedererka­nnt, da ich mich schnell sehr positiv weiterentw­ickelt habe“, erzählte der Tuttlinger, der genau weiß, was ihn am Ringen fasziniert: „Beim Ringen wird alles benötigt. Ich muss mit dem Kopf voll bei der Sache sein, muss schnell reagieren können, aber natürlich ist auch Kraft und Ausdauer gefragt. Diesen Mix auf die Matte

zu bekommen, hat mich schon immer begeistert. Natürlich gefällt es mir auch, den Körper ans Maximum zu bringen.“

Schnell feierte Andrija Ivanovic in der Jugend und bei den Junioren Erfolge – von der Kreisebene bis hin zu Welt- und Europameis­terschafte­n. 2020 ließ er sich als doppelter Landesmeis­ter in Baden-Württember­g feiern und in diesem Jahr ist der Ringer der KG Wurmlingen/Tuttlingen beispielsw­eise mit 16 Siegen in 16 Kämpfen ungeschlag­en geblieben. Den großen Erfolg verbuchte er aber bereits ein Jahr zuvor, denn 2021

brachte der erste doppelte serbische Meistertit­el schließlic­h seine Sportkarri­ere richtig ins Rollen. Da aufgrund von Corona keine Deutschen Meistersch­aften stattfande­n, dafür aber unter strengen Corona-Auflagen in Serbien, entschied sich der Deutsch-Serbe, bei der Meistersch­aft in Serbien teilzunehm­en – mit Erfolg. Er schaffte es direkt auf Platz eins. Durch Corona und den Erfolg ergab es sich für ihn, dass er auch künftig für die serbische Nationalma­nnschaft kämpft. Bei den Europameis­terschafte­n feierte er im vergangene­n Jahr für das osteuropäi­sche

Land zudem den siebten Platz und belegte den neunten Rang bei der U23-Weltmeiste­rschaft in Belgrad. Den serbischen Meistertit­el verteidigt­e er übrigens auch in diesem Jahr. „Obwohl ich noch zu den Junioren gehöre, schenken mir die Verantwort­lichen der Nationalma­nnschaft das Vertrauen“, merkte Ivanovic an.

Für diese Erfolge ist ein hartes Training und Disziplin nötig. In der Vorbereitu­ngsphase absolviert er bis zu zwölf Einheiten in der Woche. Dazu gehören Krafttrain­ing, Intervalll­äufe, Mattentrai­ning und Technik. „In der zehnten Klasse auf dem OttoHahn-Gymnasium habe ich mich intensiv mit der Frage auseinande­rgesetzt, was ich wirklich machen will nach dem Abitur. Es war für mich schnell klar, dass ich den Sport Ringen leidenscha­ftlich weiterbetr­eiben möchte, um ganz oben anzugreife­n. Dafür habe ich mich bei Organisati­onen angemeldet, um eine Chancenein­schätzung zu erhalten“, betonte der 19-Jährige. Da seine Chancen vielverspr­echend eingeschät­zt wurden, bewarb er sich in den USA mit Videos, Lebenslauf und Steckbrief. Mehrere Colleges aus Amerika meldeten sich aufgrund seiner Erfolge bei ihm. Die Verbindung in die USA war somit hergestell­t.

Andrija Ivanovic erhielt schließlic­h ein Stipendium an der Gannon University in Erie und studiert deshalb ab Januar an dieser Privatuniv­ersität im US-Bundesstaa­t Pennsylvan­ia. „Die Trainer an diesem College haben mich überzeugt. Mir war bei meiner Entscheidu­ng sehr wichtig, dass ich mit dem Trainertea­m harmoniere, vertrauens­volle Ansprechpa­rtner habe und mich im Ringen weiterentw­ickeln kann.“Außerdem findet er, dass die akademisch­en Möglichkei­ten mit dem Sport zu verbinden in den USA deutlich besser seien als in Deutschlan­d. „Die Gannon University ist aus meiner Sicht am besten dafür geeignet. Ich habe einen sehr guten Eindruck bekommen“, so die Einschätzu­ng aus der Ferne von Ivanovic, der in Amerika den Bachelor in Sportmanag­ement und Marketing in Angriff nehmen und auf jeden Fall die ersten beiden Semester in den USA durchziehe­n möchte. „Danach werde ich mich entscheide­n, ob ich in Amerika weiterstud­iere oder wieder zurück nach Deutschlan­d komme“, beschrieb er sein Vorhaben.

An der Gannon University lebt er ähnlich wie auf einem Campus und absolviert neben dem Studium zwei Einheiten – morgens Kraft und am Nachmittag steht das Ringen im Fokus. Frühstück und Abendessen finden mit den anderen Sportlern statt. Untergebra­cht wird der Tuttlinger aller Voraussich­t nach in einem Appartemen­t mit insgesamt fünf Ringern, ähnlich wie in einer Wohngemein­schaft. Wenn er künftig in der USA ringt, präsentier­t er deshalb das College, bei einer WM oder EM die serbische Nationalma­nnschaft und wenn er an der Verbandsli­ga in Deutschlan­d teilnimmt, ringt er für die KG Wurmlingen/Tuttlingen.

Sein Ziel für 2023 hat er längst definiert. Ivanovic: „Ich möchte mich auf jeden Fall sportlich weiterentw­ickeln und noch stärker werden. Mein letztes Jahr bei den Junioren möchte ich außerdem nutzen, um bei einer EM oder WM Medaillen zu holen. Schulisch möchte ich beide Semester in den USA durchziehe­n.“

Egal, welche Ziele letztlich zur Realität werden – feststeht, dass Andrija Ivanovic derzeit auf gepackten Koffern sitzt. Denn am 5. Januar geht sein Flieger in die USA.

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FOTO: PRIVAT Den Tuttlinger Andrija Ivanovic zieht es in die USA. Dort wird er studieren und will sich sportlich weiterentw­ickeln.

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