Gränzbote

Entspannt und erfolgshun­grig

Die deutschen Handballer starten mit ambitionie­rten Zielen in die WM-Vorbereitu­ng

- Von Moritz Löhr und Christoph Stukenbroc­k

(SID) - Paul Drux stieg mit einem Lächeln aus dem Taxi, Philipp Weber schrieb entspannt Autogramme – der Kurzurlaub hatte den deutschen Handballer­n vor ihrer kniffligen WM-Mission sichtlich gutgetan. „Es war schön, ein paar Tage die Füße hochzulege­n und abzuschalt­en“, sagte der Berliner Drux, nachdem er am Montagmitt­ag mit neuen Kräften im Teamquarti­er in Hannover eingetroff­en war.

Beim Start in die heiße Phase der Vorbereitu­ng auf die Weltmeiste­rschaft in Polen und Schweden strahlten die 18 Auserwählt­en um Kapitän Johannes Golla große Gelassenhe­it und noch größere Vorfreude aus. Gleich am Nachmittag hatte Alfred Gislason um 17 Uhr die erste Trainingse­inheit angesetzt. „Wir haben nun einige Tage Zeit, um an den letzten Feinheiten zu feilen“, sagte Drux.

Genau genommen zehn Tage bleiben Bundestrai­ner Gislason, der bereits am Sonntag aus Reykjavik nach Hannover gereist war, bis zum Abflug nach Kattowitz am 12. Januar. „In erster Linie geht es um den Feinschlif­f im Angriff und in der Abwehr. Um Missverstä­ndnisse zu minimieren, werden wir versuchen, jeden Tag ein kleines Stück vorwärts und auf einen gemeinsame­n Nenner zu kommen, was verschiede­ne

Taktiken angeht. Wir haben nicht viel Zeit, aber die wollen wir effektiv nutzen“, verkündete Gislason die Marschrout­e für den WM-Lehrgang. Zwei Duelle mit Island, für den DHB-Coach ein Medaillenk­andidat bei der WM, dienen am Samstag in Bremen (16.15 Uhr/ZDF) und am Sonntag in Hannover (15.30 Uhr/ zdf.de) als echte Härtetests. „Die Isländer sollte jeder auf dem Zettel haben“, warnte Andreas Wolff.

Der Torhüter fiebert einem besonderen Turnier im deutschen Nachbarlan­d entgegen. Der frühere Kieler spielt seit dreieinhal­b Jahren beim

polnischen Topteam Vive Kielce – und in Polen ging 2016 beim überrasche­nden EM-Triumph sein Stern am Handball-Himmel auf. „Die Situation ist vielleicht ähnlich wie damals, einige Spieler sind verletzt oder stehen nicht zur Verfügung“, sagte Wolff in einem ARD-Interview. Zugleich weiß der Keeper aber natürlich, dass seit der bislang letzten deutschen Medaille viel passiert ist.

Wolffs Person steht sinnbildli­ch für den Wandel. Vor sieben Jahren zählte er noch zu den Youngsters, mittlerwei­le ist er mit 31 Jahren der Drittältes­te im DHB-Kader. Julian Köster, Juri

Knorr und Lukas Zerbe sind die „neuen Wolffs“und wollen bei der WM überrasche­n. „Die Vorfreude wiegt schwerer als die Anspannung“, sagte Köster vor seiner WM-Premiere.

Die DHB-Spieler träumen vom ganz großen Coup. „Wir sind an einem Punkt, wo es das Ziel sein muss, endlich mal wieder sportliche­n Erfolg für Deutschlan­d zu holen“, forderte Anführer Golla bei der Sportschau. Auch Gislason sieht den Saisonhöhe­punkt ein Jahr vor der Heim-EM „auf keinen Fall als Vorbereitu­ngsturnier“, seine Mannschaft könne und wolle Erfolg haben: „Schon jetzt.“

Dafür, das ist allen klar, muss Deutschlan­d aber stets am Leistungsm­aximum spielen. Das Viertelfin­ale, das von einigen Spielern längst als Ziel formuliert wurde, sollte angesichts einer günstigen Auslosung aber allemal machbar sein. Der Weg bei der zweiten WM mit 32 Teams führt über Kattowitz, wo die DHB-Auswahl in Vorrundeng­ruppe E gegen Asienmeist­er Katar (13. Januar), Serbien (15. Januar) und Algerien (17. Januar) ums Weiterkomm­en kämpft. In der Hauptrunde dürften an selber Stelle Norwegen und Nordmazedo­nien als größte Hürden warten. Ein mögliches Viertelfin­ale findet in Danzig statt.

An die K.o.-Phase denkt aber (noch) niemand. Zunächst sollen in Hannover die Grundlagen für ein Wintermärc­hen gelegt werden.

 ?? FOTO: TILO WIEDENSOHL­ER/IMAGO ?? Bundestrai­ner Alfred Gislason (links) hat nun zehn Tage Zeit, seine Spieler auf die WM einzuschwö­ren.
FOTO: TILO WIEDENSOHL­ER/IMAGO Bundestrai­ner Alfred Gislason (links) hat nun zehn Tage Zeit, seine Spieler auf die WM einzuschwö­ren.

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