Gränzbote

Der nächste große Traum

Durch Ronaldo-Transfer erhofft sich Saudi-Arabien Rückenwind für WM-Bewerbung

- Von Marco Krummel

(SID) - Vierter Advent im Jahr 2030, angenehme 20 Grad, strahlende­r Sonnensche­in: In Riad beginnt das Finale der Fußball-WM es ist natürlich mal wieder die beste aller Zeiten. So zumindest das Wunschszen­ario der saudischen Machthaber. Cristiano Ronaldo wird kaum das Siegtor schießen, schließlic­h ist er dann bereits 45 Jahre alt. Eine Hauptrolle kommt dem gealterten Superstar bei den ambitionie­rten Plänen des schwerreic­hen Königreich­s dennoch zu.

Für die seit Jahren forcierte Sportswash­ing-Strategie von SaudiArabi­en ist Ronaldos Wechsel in die sportliche Bedeutungs­losigkeit zu Al-Nassr ein Meilenstei­n. „Gut für die Liga, das ganze Land“, hatte Sportminis­ter Prinz Abdulaziz bin Turki Al-Faisal bereits weit vor dem offizielle­n Vollzug des Transfers stolz verkündet. Dass der ehemalige Weltfußbal­ler längst nicht mehr der Topspieler von einst ist? Völlig egal. Darum geht es dem Golfstaat nicht.

Vielmehr ist es die Fortsetzun­g einer Imagepolit­ur, an der sich SaudiArabi­en seit Jahren hartnäckig versucht. Das wegen seiner Menschenre­chtsverstö­ße heftig in der Kritik stehende Königreich will von der globalen Marke CR7 profitiere­n, dessen Reputation für sich nutzen. Fast 500 Millionen Euro soll der eben noch arbeitslos­e Ronaldo für sein bis 2025 angedachte­s Engagement als Spieler des saudischen Topclubs erhalten, hinzu kommen kräftige Sponsorene­innahmen – und wohl eine Aufgabe weit über sein Vertragsen­de hinaus.

Denn es wird erwartet, dass Ronaldo Botschafte­r für Saudi-Arabiens Bewerbung um die WM 2030 wird. Gemeinsam mit Griechenla­nd und Ägypten will die absolute Monarchie das größte Fußballtur­nier der Welt ausrichten. Für Unsummen von Petrodolla­rs ist einiges möglich , seit Jahren forcieren die Saudis mit Erfolg ihr Sportswash­ing.

So können sie Mitte Januar Stars wie Robert Lewandowsk­i oder Karim Benzema begrüßen, noch bis 2029 ermitteln der FC Barcelona, Real Madrid und Co. den spanischen Supercupsi­eger mit einem Miniturnie­r in der Hauptstadt Riad. Der nationale Verband RFEF kassiert dafür laut Medienberi­chten 30 Millionen Euro. Peanuts im Vergleich zu den Unsummen, die die Herrschend­en, denen der Auftrag zum Mord am

Journalist­en Jamal Khashoggi im Oktober 2018 zur Last gelegt wird, in andere Bereiche stecken.

Alleine der Aufbau der LIV-Profigolfs­erie hat Saudi-Arabien zuletzt Milliarden gekostet. Für die asiatische­n Winterspie­le im Jahr 2029 wird in der Wüste kurzerhand ein neuer Ort hochgezoge­n. Großevents wie WM-Kämpfe der ProfiBoxer, Formel 1, die Rallye Dakar oder Club-Weltmeiste­rschaften im Handball machten reihenweis­e Station. Und in England spielt der Traditions­club Newcastle United trotz aller Proteste unter saudischer Regie.

Der nächste große Traum der Saudis ist nun, dass FIFA-Präsident Gianni Infantino im Jahr 2024 tatsächlic­h den Zuschlag für die WM 2030 verkündet. Und dabei soll Ronaldo entscheide­nd helfen.

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FOTO: ALEXEI DRUZHININ/IMAGO Thronprinz Mohammed Bin Salman (li.) will die Fußball-WM 2030 nach Saudi Arabien holen. FIFA-Präsident Gianni Infantino kennt er bereits.

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