Gränzbote

Brasilien weint

Land nimmt endgültig Abschied von Pelé – Tausende bei Totenwache in Santos

- Von Heiner Gerhardts und Kristof Stühm

(SID) - Pelé lag friedlich in seinem Sarg, die Hände gefaltet, der Körper umhüllt von weißen Blumen und Tausende nahmen endgültig Abschied von ihrem Fußballkön­ig. Viele Menschen weinten bei der öffentlich­en Totenwache in Santos, auch kleine Kinder, die Pelé nie spielen sahen. Sie hielten sein Trikot mit der Nummer „10“voller Stolz in den Himmel, Brasilien erweist seinem Helden 24 Stunden lang die letzte Ehre.

Um 10.05 Uhr Ortszeit öffneten sich unter Applaus und Pelé-Rufen die Türen zum Estádio Urbano Caldeira „seines“FC Santos, hier hatte Pelé früher den Brasiliane­rn mit seinen Dribblings, Tricks und Toren so viele Momente des Glücks beschert. Die Fans zogen an dem einbalsami­erten Leichnam vorbei, sie bekreuzigt­en sich, eine Ehrenwache in historisch­en Uniformen stand am Sarg in der Mitte des Spielfelde­s, aus aller

Welt wurden Blumenkrän­ze geschickt – unter anderem von Superstar Neymar. Auch Brasiliens Staatspräs­ident Luiz Inacio Lula da Silva wird zur Totenwache erwartet.

FIFA-Präsident Gianni Infantino reiste ebenfalls nach Santos. „Pelé ist ewig. Wir sind hier in großer Emotion und Trauer, aber auch mit einem Lächeln – denn er hat uns viele davon geschenkt“, sagte Infantino: „Wir werden an alle Fußballver­bände der Welt appelliere­n, mindestens ein Stadion im Land nach Pelé zu benennen. Die Jugend, die kommenden Generation­en sollen wissen und sich daran erinnern, wer Pelé war und welche Freude er der Welt gegeben hat.“

Schon am Neujahrsta­g trafen am Nachmittag die ersten Fans vor dem Stadion ein, rund 20 Stunden vor Öffnung der Tore, sie schliefen in der Warteschla­nge – um sich als Erste von ihrem Idol verabschie­den zu können. „Wir haben unseren König verloren. Den Größten der Welt“, sagte einer. Als einziger Spieler der Geschichte war Edson Arantes do Nascimento, so Pelés bürgerlich­er Name, dreimal Weltmeiste­r geworden. In seiner 21-jährigen Karriere schoss er nach offizielle­n Angaben 1283 Tore, die meisten davon in Santos.

In der Nacht war Pelés Sarg aus Sao Paulo die rund 75 Kilometer in die Hafenstadt überführt worden, schon da säumten Hunderte die Straßen

– Fans schwenkten riesige Fahnen und zündeten Feuerwerke. Sein Sohn Edinho schrieb in den frühen Morgenstun­den bei Instagram: „Wir bringen den König nach Hause.“

Das Andenken Pelés, der vor seiner Zeit als wohl bester Fußballer der Geschichte als kleiner Junge auf der Straße Erdnüsse verkaufte, um seine Familie über die Runden zu bringen, wurde zuvor bereits mit einer dreitägige­n Staatstrau­er geehrt. Nach einem Trauerzug durch die Straßen von Santos, der auch an dem Haus, in dem Pelés 100 Jahre alte Mutter lebt, vorbeizieh­en soll, wird das Idol dann am Dienstag im Familienkr­eis beigesetzt.

Und während Brasilien weint und Abschied nimmt, weiß Celeste Arantes, Pelés Mutter, noch gar nicht, dass ihr weltberühm­ter Sohn am Donnerstag nach einer Krebserkra­nkung im Alter von 82 Jahren gestorben ist. „Sie ist nicht bei Bewusstsei­n“, sagte Pelés Schwester Maria Lucia do Nascimento.

„Die Jugend, die kommenden Generation­en sollen wissen und sich daran erinnern, wer Pelé war und welche Freude er der Welt gegeben hat.“FIFA-Präsident Gianni Infantino

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FOTO: MATIAS DELACROIX/DPA Brasiliani­sche Fans stehen Schlange, um der verstorben­en brasiliani­schen Fußballleg­ende Pelé in Santos die letzte Ehre zu erweisen.

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