So viel Müll wie nie
Mehr Einwohner sorgen für mehr Haushaltsabfall – Anteil an Verpackungsmüll sinkt
- Die Menschen in Baden-Württemberg haben 2021 mehr Müll verursacht als im Vorjahr, wie das Statistische Bundesamt mitteilt. Es lebten im vergangenen Jahr aber auch mehr Menschen im Land als noch 2020. So kommt es, dass jeder einzelne Baden-Württemberger zu Hause letztlich weniger Müll verursacht hat als noch im Vorjahr. Die Pro-Kopf-Menge ist um ein Kilogramm auf 458 Kilogramm Abfall gesunken. In Bayern ist sowohl die gesamte Müllmenge der privaten Haushalte als auch die Pro-KopfMenge gestiegen. Zu einem großen Anstieg wie von 2019 auf 2020 kam es in den beiden Ländern aber nicht. Deutschlandweit wurde ein neuer Rekord aufgestellt: Erstmals wurden mehr als 40 Millionen Tonnen Haushaltsabfälle eingesammelt. Weitere Zahlen und Vergleiche bietet dieser Überblick.
Wie viel Müll haben private Haushalte in Baden-Württemberg verursacht?
Insgesamt wurden nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Jahr 2021 bei den Haushalten rund 5,1 Millionen Tonnen Abfälle eingesammelt. Das sind 2300 Tonnen mehr als im vorherigen Jahr. Die 5-MillionenMarke wurde bereits im Jahr 2020 erstmals überschritten. Damals stieg auch das Müllaufkommen deutlich an. Das Umweltministerium nennt die Corona-Pandemie als einen Grund. Durch die Abstands- und Hygieneregeln blieben in dieser Zeit mehr Menschen zu Hause.
Abfall ist nicht gleich Abfall. Die Statistik unterscheidet zwischen den verschiedenen Abfallarten. Zu diesen zählen: getrennt gesammelte Wertstoffe wie Verpackungen aus Papier, Glas oder Plastik, Bioabfälle sowie Haus- und Sperrmüll. Jede dieser drei Kategorien machte rund ein Drittel des gesamten Müllaufkommens im Land aus. Weniger als ein Prozent waren sonstige Abfälle wie beispielsweise Batterien und Farben.
Auffällig ist, dass die Bürger mehr Bioabfall verursacht haben als im Vorjahr. Die Menge an Verpackungsmüll hingegen ist gesunken. Die Ursachen dafür können vielfältig sein, wie das baden-württembergische Umweltministerium mitteilt. Man kann also nicht eindeutig sagen, ob die Menschen versucht haben, Verpackungen zu vermeiden oder sie nicht alle Verpackungen getrennt vom sonstigen Hausmüll entsorgt haben. Diese würden dann nicht in die Statistik mit einfließen. Hausund Sperrmüll ist etwas weniger geworden.
Wie sieht die Lage in Bayern aus?
In Bayern ist die Pro-Kopf-Menge an Abfall gestiegen und zwar um drei Kilogramm auf 498 Kilogramm. Zu einem starken Anstieg von 16 Kilogramm wie ein Jahr zuvor kam es dieses Mal nicht. Insgesamt wurden bei den bayerischen Haushalten 6,6 Millionen Tonnen Abfälle eingesammelt – 47.100 Tonnen mehr als im Vorjahr.
Auch in Bayern machten die drei verschiedenen Abfallarten jeweils rund ein Drittel des gesamten Müllaufkommens aus. Es wurden mehr Bioabfälle bei den Haushalten eingesammelt, aber weniger Verpackungen. Die Menge an Hausmüll ist in etwa gleich geblieben.
Wie stehen Bayern und BadenWürttemberg im Vergleich da?
In Bayern verursachten die Menschen pro Kopf 40 Kilogramm mehr Müll als die Menschen in BadenWürttemberg. Während die ProKopf-Menge in Baden-Württemberg
grundsätzlich sank, stieg diese in Bayern an. In beiden Ländern ist die Bevölkerungszahl im Vergleich zum Vorjahr angestiegen. Ein deutlicher Unterschied ist auch an dem jeweiligen Anstieg des gesamten Müllaufkommens zu erkennen: In BadenWürttemberg wurden im Vergleich zum Vorjahr 2300 Tonnen mehr Müll verursacht, in Bayern rund 47.000 Tonnen.
Warum wird Müll überhaupt getrennt?
Der überwiegende Teil des Haus- beziehungsweise Restmülls wird verbrannt. Das betrifft auch Materialien, die eigentlich wieder in die Herstellung neuer Produkte fließen könnten. Das heißt, nur wenn Abfallarten getrennt voneinander eingesammelt werden, können Rohstoffe wieder verwendet, also recycelt werden.
Dass man seinen Müll sehr genau trennen sollte, zeigt dieses Beispiel vom Landesumweltministerium: Wird ein Aluminiumdeckel nicht vom Joghurtbecher getrennt, so erkennt die Sortieranlage entweder das Aluminium des Deckels oder den Kunststoff des Bechers. Das hängt davon ab, wie der Becher auf dem Fließband der Sortieranlage liegt. Eine der beiden Materialien ist dann für das Recycling verloren. Um einige Joghurtbecher ist inzwischen Pappe mit dem Namen der Marke herumgewickelt. Auch diese sollte man entfernen und getrennt von den anderen Teilen wegwerfen.
Welche Folgen hat ein steigendes Müllaufkommen?
Steigende Abfallmengen bedeuten grundsätzlich, dass mehr Ressourcen verbraucht werden. Denn ein Produkt muss zunächst hergestellt werden, bevor es zu Abfall wird.
Deswegen soll recyceltes Material in der Produktion neuer Güter, helfen, andere Ressourcen einzusparen. Das gilt insbesondere für Verpackungen aus Glas, Plastik und Papier, aber auch für andere Rohstoffe, die immer noch häufig im Restmüll landen. Deshalb fordert das Land den Bund auf, eine sogenannte Wertstofftonne einzuführen.
Es gibt aber bereits erste Erfolge beim Recycling: Im Jahr 2021 wurden in ganz Deutschland drei Prozent mehr gebrauchte Verpackungen wiederverwendet als im Vorjahr. Das zeigen Zahlen der Stiftung „Zentrale Stelle Verpackungsregister“. Insgesamt wurden 5,9 Tonnen alte Verpackungen zur Produktion neuer Ware genutzt. Das ist aber immer noch nur knapp die Hälfte davon, was die deutschen Haushalte an Verpackungen im Schnitt jährlich wegwerfen.
Ein zentraler Kritikpunkt am deutschen Recycling-System: Zum einen wird immer noch eine große Menge an wertvollen Rohstoffen zusammen mit dem Restmüll verbrannt. Zum anderen wird weiterhin viel Müll ins Ausland exportiert. Eigentlich dürfen Länder in der Europäischen Union ihren Müll nur exportieren, wenn sichergestellt ist, dass dieser auch recycelt wird.
Wie groß war das Müllaufkommen zuletzt in ganz Deutschland?
Bei allen deutschen Haushalten wurden 2021 insgesamt 40,2 Millionen Tonnen Abfälle eingesammelt. Das sind 0,6 Millionen Tonnen mehr als im Vorjahr. Damit stieg das Müllaufkommen der privaten Haushalte auf den höchsten Stand seit Beginn der Erhebung im Jahr 2004. Die ProKopf-Menge stieg gegenüber 2020 um sechs Kilogramm auf rund 483 Kilogramm Abfall. Es wurden deutlich mehr Bioabfälle und Sperrmüll eingesammelt, aber weniger Verpackungsmüll und weniger Restmüll.