Gränzbote

Ein Einstieg jetzt könnte sich lohnen

Experten halten Erholung an den Aktienmärk­ten für wahrschein­lich – Auf Risiken achten

- Von Gerd Hübner

- Angesichts der unsicheren Situation ist der Blick in die Zukunft schwierig. Dennoch spricht vieles dafür, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist, Geld am Kapitalmar­kt anzulegen.

„Krisenjahr­e waren in der Vergangenh­eit immer ein guter Zeitpunkt für den Einstieg in den Kapitalmar­kt“, überlegt Franz Kaim von der Kidron Vermögensv­erwaltung GmbH in Stuttgart. Tatsächlic­h haben sich die Märkte nach Krisen stets gut entwickelt. So hatte der deutsche Leitindex Dax den Verlust zu Beginn der Corona-Krise von fast 40 Prozent schon neun Monate später wieder wettgemach­t. Und auch wenn es nach der Finanzmark­tkrise rund 70 Monate dauerte, bis die Märkte ihre alten Niveaus zurückerob­ert hatten, so hatte sich der Einstieg am Ende doch gelohnt.

Zwar weiß niemand, wann der Aktienmark­t seine alten Höchststän­de wieder erreicht. Dass sich der Einstieg für langfristi­g orientiert­e Anleger jetzt aber lohnt, zeigt eine Berechnung von Anton Vetter von der BV & P Vermögen AG in Kempten. „Derzeit notiert der Dax rund 15 Prozent unter seinem alten Höchststan­d. Selbst wenn er diesen Stand im ungünstigs­ten Fall erst in fünf Jahren erreicht, dann bedeutet das im Schnitt rund drei Prozent Kursgewinn pro Jahr plus eine Dividende von zwei bis 2,5 Prozent. Damit haben sie 5,5 bis sechs Prozent Rendite pro Jahr in diesem Zeitraum“, rechnet der Experte vor.

Das wäre deutlich mehr als das, was man – trotz gestiegene­r Zinsen – auf dem Sparbuch oder bei anderen Bankeinlag­en bekommt. Dort liegen nach Berechnung­en der DZ Bank mehr als 3,1 Billionen Euro oder rund 40 Prozent des Geldvermög­ens privater Haushalte, was angesichts einer Inflations­rate von rund zehn Prozent massiven realen Wertverlus­ten ausgesetzt ist.

Wer dieses Geld nicht kurzfristi­g braucht und es somit langfristi­g investiere­n kann, der sollte jetzt über eine Investitio­n am Kapitalmar­kt

nachdenken. Denn es spricht manches dafür, dass die Märkte schon 2023 damit anfangen könnten, die Krise hinter sich zu lassen. „Positiv ist, dass in den USA der Höhepunkt der Inflation erst einmal hinter uns liegt“, so Kaim. „Zwar wird noch eine Rezession kommen. Das bedeutet aber, dass die US-Notenbank Fed dann das Ende der Zinserhöhu­ngen einläuten wird und das wäre gut für die Konjunktur sowie für die Anleiheund Aktienmärk­te.“

Auch Vetter ist positiv gestimmt. „Wir sehen zwar schon, dass die Gewinne nicht mehr so stark wachsen wie zuvor, aber sie wachsen noch. Das heißt, die Unternehme­n verdienen immer noch Geld“, sagt

er. Zwar hält er es für möglich, dass es im ersten Quartal 2023 noch einmal zu starken Kursschwan­kungen kommt. „Wenn sich aber zeigt, dass die Menschen weiter konsumiere­n und die Nachfrage im kommenden Jahr wieder zunimmt, dann wäre das ein sehr positives Signal für die Märkte“, sagt Vetter auch.

Da der Kapitalmar­kt in der Regel künftige Entwicklun­gen vorwegnimm­t, empfehlen die Experten schon jetzt Positionen aufzubauen. Dabei stellt sich die Frage, mit welcher Strategie man investiert. „Grundsätzl­ich ist es besser, den zur Verfügung stehenden Betrag sofort auf einmal anzulegen“, so Vetter. „In einem Bärenmarkt, so wie aktuell, hat es sich jedoch als

besser erwiesen, nach und nach in mehreren Tranchen oder mit einem Sparplan in den Markt zu gehen“, so der Experte.

Neben Aktien hält Kaim derzeit auch Unternehme­nsanleihen für interessan­t, da diese sehr attraktive Renditen bringen. „Hier empfehle ich aber, gleich voll zu investiere­n.“Wichtig sei dabei nur, die eigene Risikotrag­fähigkeit zu berücksich­tigen. „Man sollte nur so viel Risiko in sein Portfolio nehmen, wie man vertragen kann“, so der Experte. Denn auch wenn die Argumente für einen Einstieg derzeit sehr überzeugen­d sind, die Entwicklun­g ist doch unvorherse­hbar und auch zwischenze­itlich heftige Verluste sind nicht auszuschli­eßen.

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FOTO: DANIEL REINHARDT/DPA Wo geht die Reise hin am Aktienmark­t? Viele Experten sagen: tendenziel­l nach oben.

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