Gränzbote

Am Arbeitsmar­kt herrscht Stabilität

Dezember-Quote bei 5,4 Prozent – 2023 steht der Fachkräfte­mangel im Fokus

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(dpa) - Die Zahl der Arbeitslos­en in Baden-Württember­g ist im Dezember im Vergleich zum Vormonat minimal um 348 auf 227.463 gesunken. Die Arbeitslos­enquote im Südwesten bleibt unveränder­t bei 3,6 Prozent. In Bayern hingegen hat die Zahl der Erwerbslos­en saisonbedi­ngt leicht zugenommen. 236.895 Menschen waren ohne Job, das sind 2,1 Prozent mehr als im Vormonat. Die Arbeitslos­enquote im Freistaat bleibt bei 3,1 Prozent.

Und auch bundesweit ist die Zahl der Arbeitslos­en im Dezember im Vergleich zum Vormonat um 20.000 auf rund 2,45 Millionen gestiegen – und lag damit leicht über den Jahresdurc­hschnitt 2022 von 2,42 Millionen. Die Arbeitslos­enquote erhöhte sich zum Vormonat um 0,1 Prozentpun­kte auf 5,4 Prozent.

„Die positive Nachricht zum neuen Jahr ist: Der Arbeitsmar­kt bleibt trotz angespannt­er wirtschaft­licher Lage auch am Jahresende 2022 stabil“, sagte Bundesarbe­itsministe­r Hubertus Heil (SPD) bei der Vorstellun­g

der aktuellen Zahlen am Dienstag in Nürnberg.

Im Dezember nimmt die Zahl der Arbeitslos­en üblicherwe­ise zu, weil unter anderem befristete Verträge in der Regel zum Jahresende auslaufen und Unternehme­n in dem Monat weniger neue Beschäftig­te einstellen. Bereinigt um saisonale Einflüsse ging die Zahl der Arbeitslos­en um 13.000 zurück.

„Besonders erfreulich ist, dass die Erwerbstät­igkeit den höchsten Stand seit der Wiedervere­inigung im Jahr 1990 erreicht hat“, betonte Bundesarbe­itsministe­r Heil. Rund 45,6 Millionen Menschen hatten 2022 nach Angaben des Statistisc­hen Bundesamts ihren Arbeitsort in Deutschlan­d. Die Zahl der sozialvers­icherungsp­flichtig Beschäftig­ten im Land nahm nach Berechnung­en der Bundesagen­tur für Arbeit im Oktober 2022 im Vorjahresv­ergleich um rund 530.000 auf 34,9 Millionen zu.

Die Vorstandsv­orsitzende der Bundesagen­tur für Arbeit, Andrea Nahles, bezeichnet den deutschen

Arbeitsmar­kt als Stabilität­sfaktor in schwierige­n Zeiten. 2022 brachte nach der Corona-Pandemie mit Ukraine-Krieg, Energiekri­se und Inflation gleich mehrere Herausford­erungen, die Spuren am Arbeitsmar­kt hinterließ­en. Doch diese seien angesichts der enormen Belastunge­n moderat gewesen.

„Wir haben auch hier gesehen, wie sich Wirtschaft und Arbeitsmar­kt doch zunehmend entkoppeln“, sagte Nahles. So gebe es einen Beschäftig­ungsaufbau in nahezu allen Bundesländ­ern und Branchen. Eine wichtige Rolle spielten dabei Menschen ohne deutsche Staatsange­hörigkeit. „Ihr Anteil am Beschäftig­ungswachst­um ist in den letzten Monaten auf 80 Prozent gestiegen. Sie machen also den größten Anteil dieses Wachstums aus“, sagte Andrea Nahles.

Trotz der wirtschaft­lichen Unsicherhe­it steht der Arbeitsmar­kt 2022 im Jahresschn­itt besser da als im Jahr zuvor: 2021 lag die Zahl der Arbeitslos­en im Jahresdurc­hschnitt um 195.000 höher. Allerdings zeigten sich die Folgen von Ukraine-Krieg und Energiekri­se ab der Jahresmitt­e 2022 deutlich. So sorgten ukrainisch­e Geflüchtet­e in der Statistik zu einem Anstieg bei Arbeitslos­igkeit und Unterbesch­äftigung, wo Menschen in Maßnahmen wie Integratio­nskursen erfasst werden. Auch die Nachfrage nach neuem Personal ließ spürbar nach – allerdings auf hohem Niveau.

„Die arbeitsmar­ktpolitisc­he Debatte hat sich gedreht“, teilte Arbeitgebe­rpräsident Rainer Dulger mit Blick auf die aktuellen Zahlen mit. „Nicht mehr Arbeitslos­igkeit, sondern Fach- und Arbeitskrä­ftemangel sowie Kompetenza­npassungen für Beschäftig­te sind die aktuellen Herausford­erungen.“Auch Bundesagen­tur-Chefin Andrea Nahles sieht die Fachkräfte­gewinnung im Inland und durch Zuwanderun­g aus Drittstaat­en als eines der zentralen Themen in diesem Jahr. 2023 solle deshalb auch ein Fokus darauf liegen, wieder mehr junge Leute für eine duale Ausbildung zu gewinnen, sagte Andrea Nahles.

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