Zweifacher Mord? Prozess gegen Tuttlinger beginnt
30-Jähriger soll zwei Frauen heimtückisch erstochen haben – Unerwiderte Liebe als Motiv
(maj) - Die Beweislage scheint ausreichend: Nach der Prüfung durch das Landgericht Itzehoe wird sich ein 30-Jähriger aus Tuttlingen ab Mittwoch, 4. Januar, vor dem dortigen Schwurgericht wegen zweifachen Mordes aus Heimtücke verantworten müssen. Der Mann aus Eritrea wird beschuldigt am 9. Juli zwei Frauen erstochen zu haben. Neun Prozesstage sind bis zum 24. Februar angesetzt.
Der mutmaßliche Täter und das ältere Opfer – bei der Tat 23 Jahre alt – haben sich offenbar aus ihrer afrikanischen Heimat gekannt. Der Mann – in mehreren Medienberichten als Huissen M. benannt – soll sich mehr erhofft haben. „Aus dem Blickwinkel des Täters gab es eine Beziehung zu der älteren Frau, die der Mann als schwierig einschätzte“, sagt Staatsanwalt Peter Müller-Rakow. Wie das Hamburger Abendblatt berichtet, habe die 23-Jährige eine Liebesbeziehung nicht eingehen wollen, wollte es bei einer Freundschaft belassen.
Für Huissen M., der seit 2017 in Deutschland lebte und eine Ausbildung gemacht haben soll, war dies scheinbar nicht zu akzeptieren. Er soll ihr nachgestellt haben und hat nach Informationen unserer Zeitung sie auch mit einer Whatsapp-Nachricht mit dem Tod bedroht. Die Gefährderansprache, die er von der Tuttlinger Polizei aufgrund der Gewaltandrohung erhielt, blieb scheinbar wirkungslos. Am 9. Juli reist Huissen M. nach Elmshorn, um seine Pläne in die Tat umzusetzen.
Wie groß die Gefahr ist, scheint die 23-Jährige nicht realisiert zu haben. Trotz der Mordandrohung und der Tatsache, dass Huissen M. sie mehrfach besucht hat, bleibt sie an der bekannten Adresse wohnen. Wegen
der großen räumlichen Distanz von Elmshorn nach Tuttlingen – mehr als 800 Kilometer und fast acht Stunden mit dem Zug – habe sie, mutmaßt Carsten Ohlrogge, leitender Staatsanwalt in Itzehoe, „die Ernsthaftigkeit der Bedrohung wohl nicht abschätzen können“.
Mit List verschafft er sich dann, so die Meinung der Anklage, Zugang zur Wohnung. Dort soll er mit mehreren
Messerstichen zunächst auf die 23-Jährige eingestochen haben. Auf eine 19-jährige Frau, ebenfalls aus Eritrea, die ihrer Freudin zur Hilfe eilen will, wie das Hamburger Abendblatt schreibt, soll er ebenfalls mehrfach eingestochen haben. „Der Tod der beiden Frauen trat noch am Tatort ein“, erklärt Müller-Rakow.
Ob das Messer, was er aus seiner Tuttlinger Wohnung mitgebracht haben
soll, im Umfeld des Wohnhauses gefunden worden sein soll, dazu will der Staatsanwalt vor Prozessbeginn nichts sagen. Dies, schreibt das Abendblatt, sei aber wohl genauso Beweismittel wie die Kleidung des 30-Jährigen, an der es „Blutanhaftungen“gegeben habe. Aus Sicht von Müller-Rakow gebe es aber einen hinreichenden Tatverdacht. Sollte Huissen M. wegen zweifachen Mordes
aus Heimtücke verurteilt werden, muss er „lebenslang“– mindestens 15 Jahre – ins Gefängnis.
Zu einem wichtigen Zeugen im Prozess könnte ein Nachbar werden, der dem 30-Jährigen im Hausflur begegnet war – nachdem er durch die lauten Schreie aus der Wohnung auf die Tat aufmerksam geworden war. Andere Nachbarn hatten damals die Polizei alarmiert.