Gränzbote

Triple ist perfekt für Trossinger Rennfahrer

Tommy Schuler sichert sich zum dritten Mal den Titel eines Europacups­iegers im Langstreck­enrennen

- Von Michael Hochheuser

- Es ist ein erfolgreic­hes Jahr gewesen für den Trossinger Motorradre­nnfahrer Thomas „Tommy“Schuler: Zum dritten Mal in Folge holte er sich mit seinen Teamkolleg­en den Titel eines Europacupg­ewinners - im Langstreck­enrennen. Trotz seiner inzwischen 66 Jahre will er 2023 versuchen, den Titel ein viertes Mal zu ergattern. Dann jedoch soll Schluss sein - zumindest, was internatio­nale Auftritte angeht: bei nationalen Sprintrenn­en will Schuler weiter an den Start gehen.

Mit 66 beschäftig­en sich die allermeist­en Menschen mit anderen Dingen, als mit Vollgas auf zwei Rädern über die Rennstreck­e zu rasen. Anders Tommy Schuler - „wenn ich mit 70 weiterhin so fit bin wie jetzt, könnte ich mir vorstellen, dann immer noch Rennen zu fahren“. Fit hält sich der Rentner mit Bewegung „jeden zweiten Tag, Nordic Walking, Schwimmen, Fahrrad fahren“.

Und dennoch: So ganz lässt sich das fortgeschr­ittene Alter nicht verleugnen, wenn Schuler stundenlan­g auf seiner Maschine sitzt. „Nach den Rennen habe ich Muskelkate­r - den hatte ich zwar früher auch schon, aber heute ist er stärker.“Deshalb habe er seinen Fahrstil „dem Muskelkate­r angepasst“. Der Trossinger war der älteste Fahrer beim European Endurance Legends Cup, wo er im Juni nach 2020 und 2021 erneut den Titel gewann. Als „Bolipack Racing Team“, gemeinsam mit, wie in den Vorjahren, Bruno Arzner (60 Jahre) und Ralf Eckert, mit Anfang 30 der Junior im schnellen Trio.

Bei den Titeln zuvor hatten die Drei stets mehrere Rennen auf bekannten europäisch­en Strecken wie in Spa in Belgien oder Misano in Italien bestritten. Aus organisato­rischen Gründen fand 2022 nur ein, dann gleich entscheide­ndes Langstreck­enrennen statt - auf dem berühmten Kurs bei Le Castellet in Frankreich. „Wir sind rund vier Stunden gefahren, alle Dreivierte­lstunde gab es Tankstopp und Fahrerwech­sel“, berichtet Schuler. Insgesamt seien 45 Teams angetreten, „in unserer Klasse Formula waren es zehn“. Und Schuler, Arzner und Eckert, beide ebenfalls Baden-Württember­ger, hatten die Nasen erneut vorn.

Dennoch ist die Freude des Trossinger­s etwas getrübt - weil er eben nur einmal statt mehrfach an den Start gehen konnte, da sich die anderen geplanten Rennen, etwa in Belgien und Tschechien, aus diversen Gründen zerschlage­n hatten. „Wir hatten über den Winter einen Riesenaufw­and betrieben, Sponsoren gesucht, Reifensätz­e gekauft, TeamKombis angeschaff­t - und dafür tief in die Tasche gelangt.“

Fünf Tage dauerte der Aufenthalt in Frankreich, Schuler beförderte in seinem Transporte­r neben seiner Suzuki GSX-R 750, Baujahr 1985, einen Ersatzmoto­r „und vier, fünf Kisten Ersatzteil­e“. Bei dem Langstreck­enrennen starten Motorräder aus den 1970er und 1980er Jahren. „Gefahren werden rund 600 Kilometer“, erläutert Schuler. Entspreche­nd müsse der Motor besonders standfest und leistungsf­ähig sein. Für den Fahrer komme es darauf an, konstant zu fahren. Und eine gute Kondition müsse er besitzen - „wenn die nachlässt, ist die Konzentrat­ion weg“.

Dann könne es auch gefährlich werden, sagt er. In den inzwischen mehr als 40 Jahren, in denen er Motorradre­nnen fahre, sei er nur einmal schwer gestürzt - 1991 beim traditions­reichen 24-Stunden-Rennen von Le Mans, Resultat: statt eines Pokals ein Schlüsselb­einbruch. Den nimmt Tommy Schuler heute mit Humor: „Ein schwerer Sturz in all den Jahren ist eine gute Ausbeute, wenn ich mir andere Fahrer anschaue.“

Bei schlechtem Wetter mit seiner Maschine gestürzt ist der Trossinger auch diesen Oktober bei einem Classic-Langstreck­enrennen in MagnyCours in Frankreich. „Das Motorrad war ziemlich kaputt“, berichtet er. Seine Knochen jedoch blieben heil. Weil es beim European Endurance Legends Cup nur ein Rennen gab, trat er zudem in diesem Jahr in drei Sportrenne­n im Classic Superbike an - mit seiner Yamaha R6, Baujahr 1999, die er seit Jahren in seiner Garage hegt und pflegt.

Anfang Januar werden die Termine 2023 für den European Endurance Legends Cup festgelegt. Ein Rennen soll in Estoril in Portugal sein - „das sind immerhin 2.300 Kilometer Anreise, mit Autobahnge­bühren und den heutigen Spritpreis­en muss ich mir noch überlegen, ob ich teilnehme“. Die Tendenz gehe jedoch in die Richtung, trotz dieses „hohen finanziell­en Aufwands für die Langstreck­e“. Stand jetzt, gehe er davon aus, dass er 2023 ein letztes Mal an der europäisch­en Langstreck­enserie teilnehmen werde - „aber bei nationalen Sprintrenn­en werde ich weiterhin dabei sein, da ist die Finanzieru­ng nicht so aufwendig“.

Und auch in der rennfreien Zeit im Winter hat Tommy Schuler jede Menge zu tun: „Dann werden die Motorräder komplett zerlegt, defekte Teile werden ausgetausc­ht, die Maschinen werden modifizier­t und verbessert“. Damit er sich im neuen Jahr vierfacher Europacups­ieger nennen darf.

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FOTOS: SCHULER Das erfolgreic­he Langstreck­enteam in der Boxengasse der Rennstreck­e in Frankreich. Dritter von rechts ist Tommy Schuler.
 ?? ?? Tommy Schuler in Aktion auf dem Kurs in Le Castellet in diesem Sommer.
Tommy Schuler in Aktion auf dem Kurs in Le Castellet in diesem Sommer.

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