„Mit besten Voraussetzungen in die Welt“
Das Spaichinger Gymnasium ist besonders stark in den naturwissenschaftlichen Fächern
- Im Rahmen einer Onlineveranstaltung hat die Staatssekretärin im Ministerium für Kultus und Sport Baden Württemberg, Sandra Boser, das Gymnasium Spaichingen mit dem Prädikat „Mint-freundliche Schule“ausgezeichnet. Den Titel darf die Schule nun für drei weitere Jahre führen. („Mint“steht für den Fachbereich Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik.) Aus diesem Anlass hat Redaktionsleiterin Regina Braungart Schulleiter Jürgen Pach (Archivfoto: Julia Brunner) und Chemie- und Mathematik-Lehrer Manuel Vogel zum Stellenwert der Mint-Fächer und der Nachwuchsförderung am Gymnasium befragt. Für das Spaichinger Gymnasium ist es bereits die dritte Zertifizierung zur „Mint-freundlichen Schule“nach 2016 und 2020. Insbesondere die beiden Lehrer Manuel Vogel und Hendrik Schwarz setzen sich für die Förderung des Mint-Bereichs im Unterricht und in verschiedenen Arbeitsgemeinschaften ein und haben an der erneuten Auszeichnung großen Anteil.
Bemerken Sie einen sinkenden Standard in den unteren Jahrgängen, also sehen Sie die internationalen Vergleiche, in denen vor allem die deutschen Grundschüler immer schlechter werden, auch für Spaichingen bestätigt?
Schulleiter Jürgen Pach: Die Pandemie ist auch an den Spaichinger Schülerinnen und Schülern nicht spurlos vorbeigegangen. Es wäre ja auch ein Armutszeugnis für unsere tägliche Arbeit, wenn es gar keinen Unterschied machen würde, ob die Kinder in Präsenz an der Schule sind oder im Fernunterricht beschult werden. In Spaichingen haben sich alle Schulen sehr viel Mühe gegeben und die Kinder gut über diese Sondersituation gebracht. Die durchaus vorhandenen Defizite fangen wir mit zusätzlichen Hilfs- und Förderangeboten, insbesondere in den Fächern Deutsch und Mathematik auf. Hierfür nutzen wir sowohl noch vorhandene schuleigene Ressourcen als auch die Mittel aus dem Landesprogramm „Rückenwind“. Auch in Zukunft werden wir alle vorhandenen Ressource in die individuelle Förderungund Forderung unserer Schüten
lerinnen und Schüler stecken.
Wie bemessen Sie die Leistungen Ihrer Schüler und Schülerinnen in den Mint-Fächern national und international?
Jürgen Pach: Der Leistungsstand aller Schülerinnen und Schüler in Baden-Württemberg wird über Lernstandserhebungen zentral in Klasse 5 und Klasse 8 und am Ende ihrer Schulzeit über die zentralen Abschlussprüfungen, bei uns das Abitur, erhoben. In diesen zentralen Lernstandserhebungen zeigt sich, dass unsere Schülerinnen und Schüler als Gesamtgruppe im oberen Landesdurchschnitt liegen und wir sehr viele überdurchschnittliche Schülerinnen und Schüler haben.
Woher wissen Sie, mit welchem Standard Sie Ihre Schüler auf den weiteren Weg schicken? Gibt es da vielleicht spielerische Möglichkeiten online, in denen sich die Schüler mit anderen messen?
Jürgen Pach: Mit dem allgemeinbildenden Abitur erreichen unsere Schülerinnen und Schüler den höchsten schulischen Bildungsabschluss in Deutschland. Damit schicken wir sie mit besten Voraussetzungen in die Welt von morgen. Auf ihrem Weg zu diesem Abschluss besteht die Möglichkeit, sich im Unterricht und in diversen Wettbewerben auf verschiedenste Art und Weise auszuleben, zu messen und zu beweisen.
Gibt es Begabtenförderung?
Manuel Vogel: Die Begabtenförderung am Gymnasium Spaichingen besitzt eine lange Tradition und erstreckt sich nicht nur auf den MintBereich, sondern auch auf Kunst, Musik und Literatur und wir arbei
zudem im sportlichen Bereich Dank des persönlichen Engagements unserer Sportkollegen und -kolleginnen eng mit den Spaichinger Vereinen zusammen. Der MintBereich profitiert jedoch im besonderen Maße davon, dass dort zwei Arbeitsgemeinschaften durch das Regierungspräsidium Freiburg im Rahmen der Förderung besonders befähigter Schülerinnen und Schüler gefördert werden.
Warum ist gerade das Spaichinger Gymnasium immer vorn dabei, wenn es um Nachwuchsforschung geht? Ist das eher Eliteförderung oder spricht das für das gesamte Niveau?
Manuel Vogel: Aktuell haben wir am Gymnasium Spaichingen vier naturwissenschaftlich orientierte Arbeitsgemeinschaften, die außerunterrichtlich stattfinden. Damit haben unsere Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, dass sie sich in unterschiedlichen Mint-Feldern ausprobieren können. Wir arbeiten dabei mit dem Schülerforschungszentrum (SFZ) Tuttlingen konzeptionell eng zusammen. Durch verschiedene Angebote an unserer Schule können wir Interesse an Mint-Themen wecken, in den Arbeitsgemeinschaften in der Breite fördern und die individuelle Spitzenförderung dann in Kooperation mit dem SFZ umsetzen. In diesem Schuljahr nehmen dadurch mehr als zehn Prozent unserer gesamten Schülerschaft an einer außerunterrichtlichen, zusätzlichen naturwissenschaftlichen Förderung teil.
Warum gibt es eigentlich vor allem Förderung und Zertifizierung in den Mint-Fächern? Braucht man die geisteswissenschaftlichen Fächer
heutzutage nicht mehr?
Jürgen Pach: Natürlich braucht man die geisteswissenschaftlichen Fächer auch heute noch – ebenso wie die Sprachen, Sport und den musisch-künstlerischen Bereich. Wir sind sogar der Meinung, dass die gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen der letzten Jahre den Wert der Geisteswissenschaften in besonderem Maße verdeutlicht haben – zum Beispiel im Bereich der Demokratiebildung. Wir versuchen dem durch Projekte und außerschulischen Veranstaltungen Rechnung zu tragen, die bei uns ebenfalls einen sehr hohen Stellenwert haben, wie zum Beispiel Schule als Staat, Jufam [Annm. d. Red.: „Junge Freunde für andere Menschen“, ein Sozialprojekt des Gymnasiums Spaichingen, bei dem Schüler Menschen in Altenund Behinderteneinrichtungen besuchen], Literatur- und Schreibwettbewerb, Projekttage zur Nachhaltigkeit, Fachexkursionen und Studienfahrten. Manuel Vogel: Unsere besondere Förderung im Mint-Bereich besitzt an dieser Stelle eine so hohe Sichtbarkeit, da besondere Schülerleistungen in diesem Bereich durch Wettbewerbe national und international vergleichbar werden. Dies ist in den anderen Bereichen aufgrund einer geringeren Anzahl an solchen Wettbewerbsangeboten nicht so möglich. Dies zeigt sich auch in der jährlichen Auszeichnung unserer Abiturienten mit dem Mint-ec Zertifikat, welches durch das nationale Excellence-Cluster der Mint-Schulen in Zusammenarbeit mit der Kultusministerkonferenz und Arbeitgeberverbänden entwickelt wurde und regelmäßig zertifiziert und geprüft wird.