Ungewollter Bayern-Jäger
Bundesliga-Zweiter SC Freiburg startet ins Trainingslager – Streich warnt vor Übermut
(SID) - Wenn der Tross des SC Freiburg am Mittwoch in Richtung Spanien abhebt, müssen die Breisgauer Überflieger bereits die harte Landung auf dem Boden der Realität einkalkulieren. Das prophezeit jedenfalls Christian Streich. „Da bleiben wir ja eh nicht, das ist ja eh klar“, sagte der Trainer beim Blick auf die Tabelle der Fußball-Bundesliga, die seine Schützlinge als erste BayernJäger ausweist: „Ich hoffe, dass alle vernünftig bleiben.“
Obwohl Streich in seiner gewohnt skeptischen Manier nicht daran glaubt, dass seine Überraschungsmannschaft den zweiten Platz halten kann, ist der Erfolgscoach vor dem zehntägigen Trainingslager in Sotogrande grundsätzlich entspannt. „Ich freue mich, weil wir super dastehen und man sich keine Gedanken machen muss, ob man nächstes Jahr wieder in der Bundesliga spielt“, äußerte der 57Jährige im SWR: „Das ist wunderbar.“
In großen Teilen wunderbar war auch das, was die Freiburger vor der WM- und Winterpause abgeliefert haben. 30 Punkte nach 15 Spieltagen hatte der SC, der vier Zähler hinter Rekordmeister
Bayern München liegt, noch nie auf dem Konto. Dazu schafften es die Breisgauer souverän ins Achtelfinale der Europa League, und auch im DFB-Pokal ist der Vorjahresfinalist noch mit von der Partie.
„Das ist alles super“, sagte Streich, der dem Braten dennoch nicht trauen will. „Ein paar Sachen haben wir gemeinsam ganz gut hinbekommen“, äußerte der dienstälteste Bundesligatrainer, der mittlerweile elf Jahre im Amt ist: „Aber wenn es in einem Jahr anders ist, was ziemlich wahrscheinlich ist, oder wenn es mal wieder ein
Kampf gegen den Abstieg ist, dann hoffe ich, dass wir es gemeinsam angehen. Genauso wie man jetzt die Europacupspiele gemeinsam genießen kann.“
Europacup ist das Stichwort. Denn obwohl Streich eher pessimistisch nach vorne blickt, wollen es die Profis nach der knapp verpassten Teilnahme am Ende der vergangenen Saison erstmals in die Champions League schaffen. Das ließen die Spieler um Kapitän Christian Günter und die anderen WM-Teilnehmer Matthias Ginter, Daniel-Kofi Kyereh, Woo-Yeong Jeong und Ritsu Doan bei ihren jüngsten Aussagen immer wieder durchblicken.
Die erste Bewährungsprobe steht am 21. Januar beim VfL Wolfsburg auf dem Programm. Bis dahin sollte auch feststehen, mit welchem Kader der SC in den Rest der Saison geht. Keven Schlotterbeck wurde bereits an den Ligarivalen VfL Bochum verliehen. Kevin Schade, Hugo Siquet und Noah Weißhaupt gelten ebenfalls als Wechselkandidaten. Vor allem im Hinblick auf Schade könnten die Verantwortlichen bei einem üppigen Angebot des englischen Premier-League-Klubs FC Brentford schwach werden.