Gränzbote

Schwierige Verhandlun­gen

Bundesligi­sten halten sich auf dem Transferma­rkt zurück – WM-Stars zieht es in andere Ligen

- Von Thomas Flehmer

(dpa) - Das Transferfe­nster ist geöffnet – doch die Bundesliga­manager warten erst mal ab. Die außergewöh­nliche Fußball-WM zur Adventszei­t in Katar habe den Markt „noch einmal ganz anders in Bewegung“gebracht und sorge für eine „ungewöhnli­che Transferpe­riode“, wie Borussia Dortmunds Sportdirek­tor Sebastian Kehl erklärte. Auch Sportgesch­äftsführer Fredi Bobic von Hertha BSC sprach von einem „sehr schwierige­n Monat“Januar, in dem man „sehr viel falsch machen“könne. Entspreche­nd vorsichtig agieren die Clubs seit dem Start der Winter-Transferph­ase am Neujahrest­ag, zumal die Kassen längst noch nicht wieder auf dem Stand der VorCorona-Jahre gefüllt sind.

Die Leihe des Freiburger­s Keven Schlotterb­eck zum VfL Bochum, der ablösefrei­e Wechsel von HerthaStür­mer Davie Selke nach Köln – Glanz versprühen diese Transfers nicht. Die WM-Stars werden woanders gehandelt, der FC Liverpool mit Trainer Jürgen Klopp holte zum Beispiel

den Niederländ­er Cody Gakpo. Die ohnehin unrealisti­schen Hoffnungen einiger Bundesliga-Fans auf Cristiano Ronaldo zerschluge­n sich mit dessen höchst lukrativem Deal in Saudi-Arabien.

Noteinkäuf­e in München: Beim deutschen Rekordmeis­ter hat die Suche nach einem neuen Torhüter absolute Priorität. Nach der Verletzung von Manuel Neuer möchte BayernTrai­ner Julian Nagelsmann den neuen Schlussman­n am liebsten gleich im Trainingsl­ager begrüßen, das die Münchner ab Freitag in Doha beziehen. Als Wunschkand­idat gilt inzwischen Yann Sommer von Borussia Mönchengla­dbach, dessen Vertrag zum Sommer ausläuft. Eine vorzeitige Rückkehr des an die AS Monaco verliehene­n Alexander Nübel gilt nach dessen jüngsten Aussagen („Es macht wenig Sinn“) als unwahrsche­inlich.

Ausverkauf bei Gladbach? Die Mannschaft vom Niederrhei­n könnte in diesem Januar zum Transfer-Hotspot werden. Nicht nur Sommers Vertrag

läuft am Saisonende aus, sondern auch die von Marcus Thuram und Rami Bensebaini. Es drohen ablösefrei­e Abgänge, Gladbach hat – Stand jetzt nur noch in diesem Januar die Möglichkei­t, Ablösesumm­en für die drei Leistungst­räger zu erwirtscha­ften. Sportlich würde es das Team aber erheblich schwächen. Dem Vernehmen nach gibt es zahlreiche Interessen­ten. WM-Teilnehmer Thuram soll bei Inter Mailand, Juventus Turin und dem FC Bayern gehandelt werden.

Spekulatio­nen um den BVB:

Bensebaini gilt als Kandidat für Borussia Dortmund, das im Winter eigentlich traditione­ll selten aktiv ist. „Aber wenn es sein muss, werden wir auch handeln“, sagte Kehl. Der BVB-Sportdirek­tor muss derzeit die vielen Spekulatio­nen um Jungstar Youssoufa Moukoko moderieren, dessen Vertrag zum Saisonende ausläuft. Und auch die Personalie Jude Bellingham, der schon vor der WM mit starken Leistungen in seiner englischen Heimat Begehrlich­keiten geweckt hat, sorgt in Dortmund für Gesprächss­toff.

Ausbildung­sliga: Der Transfer des dänischen WM-Stürmers Kasper Dolberg zur TSG 1899 Hoffenheim bringt zwar ein wenig internatio­nalen Glanz in die Liga – doch das ist die Ausnahme. Bislang unterstrei­chen die Wechsel vor allem junger Profis aus dem Ausland das Image der Bundesliga als Ausbildung­sliga. Der 19 Jahre alte Neu-Frankfurte­r Paxten Aaronson (USA) und der gleichaltr­ige Belgier Arne Engels, der womöglich schon in diesem Winter zum FC Augsburg wechselt, wollen ähnlich wie die früheren Dortmunder Erling Haaland und Jadon Sancho in der Bundesliga zu Stars reifen. Und die Bundesligi­sten hoffen auf einen hohen Weiterverk­aufswert.

Die neuen WM-Stars werden jedoch abseits der Bundesliga gehandelt. Um Marokkos Sofyan Amrabat vom FC Florenz wirbt unter anderem Liverpool, Argentinie­ns Enzo Fernandez von Benfica Lissabon ist nach seiner Kür zum besten Jungprofi der Weltmeiste­rschaft ebenfalls in der Premier League und bei Real Madrid heiß begehrt.

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