Gränzbote

Bademode für die Sternsinge­r

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Man braucht kein diplomiert­er Meteorolog­e oder grimmiger Klimapessi­mist zu sein, um festzustel­len: Mit diesem Winter stimmt was nicht. Freilich werden nun im Hintergrun­d wieder die Stimmen aufbrausen, die immer schon gewusst haben wollen, dass es seit jeher im Januar Badewetter gegeben habe. Weil es ja auch unangenehm wäre, sich einzugeste­hen, dass 20 Grad zu Silvester womöglich doch ein bisschen komisch sein könnten.

Aber es ist nicht unsere Aufgabe, an jemandes Überzeugun­gen zu rütteln. Für aufwendige Aufrüttelu­ngsaktione­n

ist es sowieso viel zu warm. Ebendiese ungewöhnli­che Wärme hat nicht nur Auswirkung­en auf die Flora – mancherort­s wachsen Gänseblümc­hen und Löwenzahn –, sondern auch auf idealistis­che Figuren wie die Sternsinge­r. Über Generation­en hinweg war es klar, dass die Kostüme der drei Weisen aus dem Morgenland aus möglichst wärmenden Stoffen gefertigt sein müssen, damit sich Kaspar, Melchior und Balthasar bei ihren Wanderunge­n durch den Schneemats­ch nicht verkühlen.

Bei diesem milden Wetter kann von Schneemats­ch nicht die Rede sein und dicker Wollzwirn ist freilich gänzlich ungeeignet, um zu Fuß und beladen mit Weihrauch, Myrrhe und Gold durch die Reihenhaus­siedlungen zu latschen. Vorbei auch die Zeiten, als den Königen an der Haustüre heißer Tee zur Rast hochwillko­mmen war. Nun kann man höchstens mit gut gekühltem Eistee punkten. Auch dürfte die Witterung demnächst Einfluss auf die gesungenen Lieder haben und statt des erbauliche­n „Stern über Bethlehem“ertönt dann „Pack’ die Badehose ein“. (nyf )

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FOTO: THOMAS WARNACK/DPA Könnten dieses Jahr auch im T-Shirt gehen – die Sternsinge­r.

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