Ein rätselhafter Fall
Nach Kinderleichenfund unterstützt das BKA die bundesweite Fahndung
(dpa) - Mehr als ein halbes Jahr nach der Entdeckung einer Kinderleiche in der Donau in Oberbayern setzt die Kriminalpolizei auf die Zusammenarbeit mit dem Bundeskriminalamt (BKA). Dadurch sollen ab diesen Donnerstag bundesweit digitale Informationsbildschirme, die sonst unter anderem Werbung zeigen, auch für die Veröffentlichung eines Fahndungsplakats genutzt werden. Zudem will das BKA in den sozialen Netzwerken auf den Fall hinweisen. Auf diesem Weg sollen noch einmal alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, Hinweise auf den unbekannten Buben zu erhalten, erklärte Polizeisprecher Michael Graf vom Polizeipräsidium in Ingolstadt.
Am 19. Mai hatte ein Kanufahrer beim oberbayerischen Vohburg (Landkreis Pfaffenhofen/Ilm) den Leichnam des Jungen in dem Fluss entdeckt. Die Identität sowie die Todesursache sind bis heute unklar. Es wird vermutet, dass das Kind umgebracht wurde. Denn der tote Bub war verpackt und mit einem Stein im Fluss versenkt worden. Der Körper
lag bei der Entdeckung bereits eine längere Zeit, möglicherweise mehrere Monate, im Wasser.
Es wird davon ausgegangen, dass der Leichnam zwischen Ingolstadt und Vohburg im Bereich zwischen zwei Staustufen in den Fluss geworfen wurde. Es könnte sogar sein, dass das tote Kind von einer Brücke der viel befahrenen Autobahn 9 hinabgeworfen wurde.
In der Folge hatten Beamte die Ufer der Donau im Raum Ingolstadt sowie auch den Fluss selbst abgesucht, jedoch ohne einen Hinweis auf einen Täter zu finden. Fahndungsplakate brachten bisher auch nicht den gewünschten Erfolg.
Auch Details zu dem Stein, mit dem die Kinderleiche in der Donau versenkt wurde, hat die Polizei nun veröffentlicht. Es handelt sich um einen 40 mal 20 mal sechs Zentimeter großen Pflasterstein, der unter dem Namen Diephaus, Typ „Natura Vigo“, verkauft wird.
Im Herbst hatte eine spezialisierte Rechtsmedizinerin dann das Gesicht des unbekannten Buben rekonstruiert. Zudem konnten die Fahnder weitere Details zu dem Opfer veröffentlichen. Das Kind war demnach zwischen drei und sieben Jahren alt, 110 Zentimeter groß, etwa 15 Kilo schwer und hatte blaue Augen sowie dunkelblonde bis braune Haare.
Nach Angaben des Ingolstädter Polizeipräsidiums werden immer noch zahlreiche Vermisstenfälle im In- und Ausland untersucht, um so vielleicht einen Hinweis auf das tote Kind zu erhalten. „Derzeit befinden sich deutschlandweit über 100 Vermisstenfälle
in diesem Zusammenhang in der Abklärung“, berichtete Polizeisprecher Michael Graf.
Bei den Fällen aus dem benachbarten Ausland klärten die dortigen Behörden, ob es eine Verbindung geben könnte. Bislang sei den Ermittlern in Ingolstadt aber noch kein relevanter Fall aus dem Ausland weitergeleitet worden.
Anfang Dezember wurde der Fall in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY… ungelöst“vorgestellt. Nach der Fernsehfahndung gingen 63 Hinweise bei der Ermittlungsgruppe der Kripo ein. Es habe Hinweise zu vermissten Kindern aus Deutschland und dem benachbarten Ausland gegeben, erklärte Graf. Die Fälle seien meist aber schon bekannt gewesen und auch schon ausgeschlossen worden.
Es seien auch Hinweise dabei gewesen zu dem Stein, mit dem die Kinderleiche versenkt wurde. „Es ist leider noch nicht der große Durchbruch dabei“, sagte Graf. Einzelne Hinweise müssten aber noch überprüft werden. Für Zeugenhinweise, die zur Klärung des Falls führen, hatte die Polizei eine Belohnung von 10.000 Euro ausgesetzt.