Wie Bubsheims Annele die Schweden austrickste
Neue Einzelfigur der Habermuszunft ist startklar für die erste „richtige“Fasnet
- Die Sage vom Schweden-Annele ist im Dorf bekannt – aufgeschrieben hat sie Heimatforscher Michael Häring im Heimatbuch. Als die Schweden samt Verbündeten im Dreißigjährigen Krieg auch die Heuberggemeinde Bubsheim überfielen, ging es der Bevölkerung schlecht. Doch das Annele war findig: Sie beschmierte sich mit dem Blut eines Huhns, legte sich in den Saustall und stellte sich tot. So wurde sie von den Schweden verschont.
Bereits in den Anfängen der Habermuszunft wurde darüber diskutiert, an diese Sage zu erinnern und ein Fasnetshäs zu machen. Doch der Ausschuss entschied sich für das Habermusweible und den Bürglenarr, was auch alle gut und richtig fanden. Doch warum nicht den beiden eine Einzelfigur zur Seite stellen? Denn solch eine lokale, besondere Sage gehört in die Fasnet, dachte sich Zunftmeister Volker Stier und stellte dem Ausschuss der Zunft diese Idee vor.
Natürlich gehört etwas Fantasie dazu, aus einer Sage eine Fasnetsfigur
zu machen, und eine besondere noch dazu. Für die Frauen und Männer vom Ausschuss war klar: Das Annele war eine junge Frau, aber von Armut und Krieg gezeichnet. Das Häs sollte genau so sein, wie es zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges war. Die Maske sollte ein junges Gesicht darstellen, dem aber der Schrecken anzusehen war, denn nachdem die Schweden weiterzogen, war das Dorf zerstört und auch das Annele zog weiter, deshalb hat sie einen Hennenkorb auch dem Rücken. Diesen hat Karl Heinemann gefertigt.
Für das Häs fragte Volker Stier im Jahr 2019 bei Jürgen Hohl aus Weingarten an. Hohl hat schon zahlreiche Figuren erschaffen, außerdem kennt er sich in vielen Modeepochen aus, so dass das Häs wirklich dem entspricht, was um 1618 getragen wurde. Nachdem Hohl ein paar Nächte über die Sache geschlafen hatte, war die Skizze fertig. Stoff wurde besorgt, Maß genommen und Klara Weiss aus Eggmansried nähte das Häs. Da man in jener Zeit noch keine Knöpfe hatte, war alles auf Bändchen sogenannten „Nesteln“aufbereitet.
Löchern versehen und einem „Nestelband“zum Schnüren.
Um den Rock zu schützen, wurde ein Vortuch oder Schoos umgebunden, die spätere Schürze. Bei der Arbeit war es Grobtuch, beim Festhäs waren es dann feinerer, bedruckter Kattun beziehungsweise Baumwolle. Das Hemd war am Tag Bluse, in der Nacht Nachtwäsche. Oft waren die Ärmel und das Oberteil aus feinerem Leinen. Der untere Teil ist aus Grobleinen, so auch beim Annele, denn sie gehörte zur unteren Volksschicht.
Die weiße Haube war die damals übliche Kopfbedeckung. An der Rockinnenseite ist ein rotes Band eingenäht, was bei den Männern sehr großen Anklang fand. Dieses Band zeigt sich bei schnellen Drehungen, wie man sie zum Beispiel beim Tanz erreicht.
Ebenfalls für Erregung sorgten die roten Kniestrümpfe, mehr als die Strümpfe und das rote Innenband war an Zeigen von Reizen nicht erlaubt. Lederschuhe konnten sich damals nur die Reichen leisten, so hat das Annele Holzschuhe an.
In der Hand hält sie ein gefilztes Huhn zum Necken der Zuschauer, wenn man mag, kann man sogar eine Flasche darin verstecken und einen „Schwedentrunk“ausgeben, natürlich leckerer und gesünder als der vor langer Zeit. Zum erstem Mal war das Annele 2022 an der Fasnet unterwegs – leider nicht so oft – coronabedingt. Das soll sich dieses Jahr ändern.