Schwere DDR-Altlasten
Tatort Dresden – Totes Herz
(So, ARD, 20.15 Uhr) – Ein Zug fährt über die Elbe. Langsam schwenkt die Kamera von der berühmten Kulisse zum Ufer
– und dann hat es sich aber schon mit der malerischen Ansicht von Dresden. Denn an Land liegt ein Boot kieloben, und ein Berner Sennenhund versucht winselnd darunter zu gelangen. Was es mit dem Boot auf sich hat, erfährt das Publikum aber erst ganz zum Schluss. Auch die Frage nach der Täterschaft bleibt sehr lange offen, weil sich immer wieder unerwartete Wendungen auftun. So kann Regisseur Andreas Herzog die Spannungsschraube beständig weiter anziehen.
Tatort ist eine Gärtnerei. Als Patrick (Nico Rogner) vom Einkauf zurückkommt, liegt seine Schwiegermutter und Besitzerin des Unternehmens, Heike Teichmann, gemeuchelt im Stiefmütterchenbeet. Tochter Nadine (Kristin Suckow) hat vom Überfall nichts mitbekommen, Patrick indessen sieht, wie der behinderte Gärtnergehilfe Juri (Alexander Schuster) blutverschmiert davonläuft. Der Fall scheint so gut wie gelöst. Aber das wäre nun doch zu einfach für das ermittelnde Trio mit Karin Gorniak (Karin Hanczewski), Leonie Winkler (Cornelia Gröschel) und Amtsleiter Peter Michael Schnabel (Martin Brambach). Zumal Juri kein Motiv hat, während sich in der Familie Abgründe auftun. Die Ehe von Patrick und Nadine ist am Ende, und bei der Obduktion von Heike Teichmann wird ein Broken-Heart-Syndrom diagnostiziert als Folge einer starken psychischen Belastung. Wie sich herausstellt, war sie einst ein Opfer des verbrecherischen Gesundheitswesens in der DDR.
Es ist verdienstvoll von Autorin Kristin Derfler, dass sie dieses schier unglaubliche Kapitel von Menschenverachtung in ihrem Drehbuch antippt. Damit erreicht sie sicherlich ein weitaus größeres Publikum als mit einer Doku. Die grausamen Untaten der Vergangenheit machen schaudern, doch ihre dramaturgische Aufbereitung ist leider teils unrealistisch. Schade. Großes Lob aber vor allem für die Verwandlungskünste von Kristin Suckow.