Der Hering stinkt vom Kopfe her
Im Zuge der stetig sittengestrenger werdenden Sprachdisziplin hat die Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) ja neulich das Bismarck-Zimmer im Auswärtigen Amt in „Saal der Deutschen Einheit“umbenennen lassen. Nach dem Verständnis des Ministeriums genügt der Namensgeber Otto von Bismarck nur bedingt als Patron für die Quasselbude, in der ihrem Zweck gemäß viel geredet wird. Zur Begründung teilte Baerbock mit, dass man der Tatsache Rechnung trage, dass ihr Amt die Traditionslinie maßgeblich in der demokratischen
Geschichte Deutschlands verankert sieht.
Herr Bismarck hat dummerweise in Sachen Gedenken eine Menge Spuren in Deutschland hinterlassen und nun muss man konsequenterweise nach alternativen Bezeichnungen suchen. Das betrifft etwa Bauwerke wie die ganzen BismarckTürme, die sich von Konstanz, Stuttgart über Bochum bis hinauf nach Hamburg quer durch die Republik türmen. Der Name des ersten Reichskanzlers reicht aber sogar bis ins Kulinarische. Ob der berühmte Bismarckhering auch in
Zukunft Bismarckhering heißen darf, bleibt nach dem Signal des Auswärtigen Amtes mehr als fraglich.
Als Alternative hat „Hering der Deutschen Einheit“doch etwas sehr Unhandliches, zumal Heringe sich weder auf noch neben der maßgeblichen „Traditionslinie der demokratischen Geschichte Deutschlands verankert“sehen.
Bleibt festzuhalten, dass die ganze Sache ein erhebliches G’schmäckle hat, wobei wir damit nicht gesagt haben wollen, dass im „Saal der Deutschen Einheit“der Fisch vom Kopfe her stinkt. (nyf)