Nach drei Corona-Jahren ist Schluss
RKI-Chef Lothar Wieler hört im April auf - Viel Kritik in den vergangenen Monaten
(dpa) - Es waren drei herausfordernde Corona-Jahre für Lothar Wieler und das Robert-Koch-Institut (RKI): Nun kündigt der RKI-Präsident seinen Abschied von dem Posten an. Wieler verlasse die zentrale Einrichtung für öffentliche Gesundheit des Bundes auf eigenen Wunsch zum 1. April. Das teilten das Bundesgesundheitsministerium und das RKI am Mittwoch gemeinsam mit. Demnach will sich Wieler „neuen Aufgaben in Forschung und Lehre“widmen. Der Schritt sei in Einvernehmen mit Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) erfolgt, hieß es.
„Die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit ihm habe ich über all die Jahre sehr geschätzt“, sagte der Minister laut Mitteilung. „Ohne Professor Wieler wäre Deutschland deutlich schlechter durch diese Pandemie gekommen. Dafür möchte ich mich auch im Namen der gesamten Bundesregierung ganz herzlich bedanken.“Wieler habe bei der Bewältigung der Pandemie „für das Land bleibende und herausragende Verdienste erworben“.
„Es war ein Privileg, in dieser Krise an exponierter Position zusammen mit einem motivierten Team hervorragender Expertinnen und Experten arbeiten zu dürfen“, sagte Wieler laut Mitteilung. Er dankte den RKI-Mitarbeitern für ihren „außergewöhnlichen Einsatz“und ebenso den Gesundheitsministern, mit denen er habe zusammenarbeiten dürfen.
Wieler war in der Corona-Pandemie eine zentrale Figur. Insbesondere zu Beginn informierte er regelmäßig
bei Pressekonferenzen über die Entwicklung – stets im Anzug referierte er etwa die Infektionszahlen. Zuletzt trat Wieler seltener öffentlich in Erscheinung.
Bevor der heute 61-Jährige im März 2015 RKI-Präsident wurde, forschte und lehrte er als Professor für Mikrobiologie und Tierseuchenlehre an der Freien Universität Berlin. Promoviert hat der studierte Tiermediziner 1988 am Institut für Medizinische Mikrobiologie, Infektionsund Seuchenlehre der LudwigMaximilians-Universität München. Es folgte eine Habilitation im Fach Infektionskrankheiten und Hygiene der Tiere an der Universität Gießen. Heute lebt der Fan des 1. FC Köln in der deutschen Hauptstadt. Die Jugend verbrachte Wieler im nordrhein-westfälischen Königswinter, wo auch sein Vater Tierarzt war. 1980 ging er dann zum Studieren nach Berlin. Der gläubige Christ ist verheiratet und hat zwei Töchter.
Für die Politik war er einer der wichtigsten Berater in Pandemiefragen. Für einige Gegner von CoronaMaßnahmen
wurde er unterdessen zum Feindbild – ähnlich wie andere Wissenschaftler, die einen vorsichtigen Kurs im Umgang mit Sars-CoV-2 vertraten. Den Zeitungen der Funke Mediengruppe sagte Wieler im Oktober 2021, auch Morddrohungen hielten ihn nicht von seiner Arbeit ab. „Das Risiko hält mich aber nicht ab von meiner Pflicht. Solange ich Beamter dieses Staates bin, werde ich ihm verantwortungsvoll dienen.“Das RKI gehört zum Geschäftsbereich des Bundesgesundheitsministeriums. Diese Struktur war teils auch kritisiert worden. Wiederholt gerieten Wieler und das RKI unter politischen Druck und bekamen Kritik.
Details zu den Zukunftsplänen Wielers wurden nicht genannt. Er war seit 2015 RKI-Chef. Für eine Übergangszeit werde sein Stellvertreter Lars Schaade den Posten übernehmen, hieß es. Auf Twitter verwendete das RKI das Stichwort #DankeWieler – zahlreiche weitere Nutzer schlossen sich im Laufe des Nachmittages an.