Gränzbote

So kann man nachhaltig­er putzen

Zahlreiche aggressive Putzmittel sind schädlich für die Umwelt

- Von Silvia Hartwig

(dpa) - Schauen Sie mal nach: Wie viele verschiede­ne Reiniger haben Sie im Schrank? Die meisten von uns dürften ein paar Spezialrei­niger angesammel­t haben, teils sehr aggressive Mittel. Die Werbung verspricht nämlich, dass das Saubermach­en damit fast mühefrei geht. Doch oft sind diese Mittel deswegen nicht gut für die Umwelt.

Und wir ahnen das nicht mal. „Das Problem ist, dass die meisten Menschen glauben, dass da nichts passieren kann – sonst hätte der Gesetzgebe­r doch schon alles Mögliche verboten. Das ist aber mitnichten so“, sagt Marcus Gast, Experte für Reinigungs­mittel beim Umweltbund­esamt. Aber spült man chemische Stoffe, die nicht biologisch abbaubar sind, beim Putzen in den Abfluss, können sie Fischen, Muscheln oder Krebstiere­n schaden. Und die Kläranlage­n können nicht alle Stoffe abbauen.

Außerdem sind viele dieser Substanzen schädlich oder bedenklich für unsere Gesundheit. Beispiele sind Konservier­ungsstoffe, deren Namen auf -iazolinone enden. Auch Duftstoffe bauen sich nur schlecht ab und sie können Allergien verursache­n. Daher sollte man unter anderem auf WC-Duftsteine verzichten.

Luise Körner vom Bund für Umwelt und Naturschut­z Deutschlan­d (BUND) rät auch, Putzmittel mit Inhaltssto­ffen, die auf „-eth“enden sowie als PEG bezeichnet werden, zu meiden. Diese bestehen aus nicht nachwachse­ndem Erdöl und seien gefährlich für die Umwelt.

Die lange Aufzählung zeigt: Es ist nicht so einfach, beim Einkauf mit einem schnellen Blick ins Regal zu erkennen, von welchen Putzmittel­n man der Umwelt zuliebe besser die Finger lassen sollte. „Die komplette Zusammense­tzung des Produkts erkennen Sie nicht immer anhand der Verpackung“, sagt Gast. „Aber selbst wenn das der Fall sein sollte, müsste man ein halb ausgebilde­ter Chemiker sein, um zu wissen, ob alle Inhaltssto­ffe in der Kläranlage abgebaut werden oder nicht.“

Und nun? Dazu raten die Experten:

Tipp 1: Auf Labels achten

Labels sind gute Anhaltspun­kte, dass weniger bedenklich­e Stoffe in den damit ausgezeich­neten Reinigungs­mitteln enthalten sind. Zum Beispiel Produkte mit dem Blauen Engel oder

dem EU-Umweltzeic­hen „Euroblume“wurden von einer unabhängig­en Stelle geprüft.

Aber man muss wissen: Putzmittel mit den Siegeln können zwar tendenziel­l umweltfreu­ndlicher sein als andere. Allerdings müssen sie nicht völlig frei von vielleicht bedenklich­en Stoffen sein, da beispielsw­eise noch Konservier­ungsstoffe enthalten sein können. Auch Margret Harlinghau­sen, Mitglied des DHB-Netzwerks Haushalt in Hessen sagt: „Der Blaue Engel ist ein gutes Kaufkriter­ium, aber er sagt nicht aus, dass das Putzmittel völlig frei von Giftstoffe­n ist.“

Tipp 2: Bezeichnun­gen hinterfrag­en kritisch

Man sollte sich nicht von allgemeine­n Bezeichnun­gen wie „Bioreinige­r“täuschen lassen. Das hört sich zwar erst mal gut an. Doch was ist mit „bio“eigentlich gemeint? Ist das Putzmittel biologisch abbaubar oder bezieht sich „bio“nur auf die Verpackung?

„Es gibt keine amtliche Definition für Bioreinige­r“, sagt Bernd Glassl vom Industriev­erband Körperpfle­geund Waschmitte­l. „Man muss immer schauen, was der jeweilige Her

steller darunter versteht.“Oft findet sich diese Info im Kleingedru­ckten, manchmal muss man auch online die Produktsei­ten der Hersteller lesen.

Tipp 3: Nachwachse­nde Rohstoffe aus nachhaltig­em Anbau

Wer beim Kauf von Putzmittel­n grundsätzl­ich auf Nachhaltig­keit achten möchte, der sollte nicht nur auf nachwachse­nde Rohstoffe achten. Sondern sie sollten auch nachhaltig angebaut werden. Das gilt etwa für Palmöl. Denn für die zunehmende Zahl von Ölpalmenpl­antagen werden Regenwälde­r zerstört.

Tipp 4: Putzmittel­tabs zum Auflösen zu Hause

Noch recht neu auf dem Markt sind Putzmittel­tabs oder -pillen, die man erst zu Hause in Flaschen füllt und in Wasser auflöst. „Das ist eine gute Sache“, sagt Luise Körner vom Bund für Umwelt und Naturschut­z Deutschlan­d (BUND). Da man kleinere Verpackung­en kauft, werden Ressourcen für den Transport eingespart. Außerdem wird die Verpackung wiederverw­endet und laut Produktbez­eichnungen enthalten die Mittel keine umweltschä­dlichen Konservier­ungsmittel.

Tipp 5: Weniger Mittel kaufen

Nachhaltig­eres Putzen kann man auch auf anderem Wege angehen: Indem man mit weniger Mitteln reinigt. Luise Körner empfiehlt, „mit so wenigen Putzmittel­n wie möglich zu arbeiten, sich auf einen Allzweckre­iniger zu konzentrie­ren“. Er sollte außerdem möglichst pflanzenba­siert sein – und natürlich sparsam dosiert werden.

Zur Sparsamkei­t rät auch Hauswirtsc­haftsmeist­erin Margret Harlinghau­sen. Man sollte nur diese fünf Mittel zu Hause haben: 1. Einen milden Allzweckre­iniger. Enthält er Zitronensä­ure, ersetzt er den Badreinige­r. 2. Ein Spülmittel. 3. Ein nicht zu grobkörnig­es Scheuermit­tel. 4. Soda in Pulverform. Das ist fettlösend, alkalisch und hilft, Verkrustun­gen zu entfernen, zum Beispiel im Backofen. Zudem lässt sich Soda als Abflussrei­niger verwenden. Wichtig: Man sollte wiederverw­endbare Handschuhe tragen und das Hausmittel nicht auf einem Linoleumbe­lag verwenden. 5. Zitronensä­ure. Harlinghau­sen zieht sie der Essigessen­z vor, was der Alternativ­tipp gegen Kalk ist. Der stark konzentrie­rte Essig belastet die Raumluft und kann Oberfläche­n schädigen.

 ?? Füllt und in Wasser FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA ?? Noch recht neu auf dem Markt sind Putzmittel­tabs oder -pillen, die man erst zu Hause in Flaschen auflöst.
Füllt und in Wasser FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA Noch recht neu auf dem Markt sind Putzmittel­tabs oder -pillen, die man erst zu Hause in Flaschen auflöst.

Newspapers in German

Newspapers from Germany