Gränzbote

Das Ende des billigen Fliegens

Tickets sind deutlich teurer als vor Corona – Die Gründe dafür und warum das so bleiben wird

- Von Brigitte Scholtes

- Die ersten richtig kalten Tage in diesem Winter haben wieder zu Verspätung­en und Flugausfäl­len geführt. Die Passagiere haben für solche Störungen meist Verständni­s. Doch im Sommer 2022 war die Geduld vieler Fluggäste endlich. An vielen Flughäfen herrschte Chaos, die Reisenden mussten mehrere Stunden vorher anreisen, um ihren Flieger noch zu erreichen. Bei der Ankunft war es nicht besser: Wer seinen Koffer auf dem Gepäckband fand, konnte von Glück sagen, denn das meiste Gepäck stapelte sich irgendwo am Flughafen.

Der Grund für das Chaos damals war der Mangel an Arbeitskrä­ften. Die Flughäfen und auch die Fluggesell­schaften konnten nicht schnell genug qualifizie­rte Arbeitskrä­fte einstellen, um mit der Nachfrage Schritt zu halten. Um die Lage einigermaß­en zu bewältigen, fuhren die deutschen Fluggesell­schaften und Flughäfen ihre Flugangebo­te nicht so schnell hoch, wie sie das hätten tun können, erklärt Stefan Schulte, Chef des Frankfurte­r Flughafenb­etreibers Fraport. So habe man versucht, das System zu stabilisie­ren.

Auch in den nächsten sechs Monaten steigt das Flugangebo­t in Europa ohne Deutschlan­d schneller als in Deutschlan­d, prognostiz­iert der Bundesverb­and der deutschen Luftverkeh­rswirtscha­ft, nämlich auf 94 Prozent im Vergleich zu 2019, während die Airlines hierzuland­e ihr Angebot nur auf 74 Prozent aufstocken. Vor allem auf touristisc­hen Strecken wird das Flugangebo­t aber ausgebaut. Es werde weiterhin Strecken geben mit geringerem Flugangebo­t und deshalb weiter hohen Preisen, glaubt Eric Heymann, Luftfahrte­xperte der Deutsche Bank Research: „Das ist nicht gut für die Passagiere, das muss aber nicht schlecht für die Unternehme­n sein. Denn dort, wo sie höhere Preise durchsetze­n können, ist natürlich

auch die Marge pro Passagier höher.“Eine Auswertung des Vergleichs­portals Check24 hatte ergeben,

dass die Preise rund um die Herbstferi­en 2022 im Vergleich zu 2021 um rund 34 Prozent gestiegen waren.

Das Jahr 2023 soll besser werden, verspricht jedenfalls die Luftfahrti­ndustrie in Deutschlan­d. Dafür nennt Fraport-Chef Schulte mehrere Gründe. Zum einen würden einige Länder nicht so stark von der Rezession getroffen wie Deutschlan­d. Vor allem aus den USA seien die Buchungen nach Europa und vor allem nach Deutschlan­d „extrem stark“gestiegen, auch wegen des für die Amerikaner günstigen Wechselkur­seffekts. Und schließlic­h buchten auch Geschäftsk­unden wieder häufiger: „All das führt dazu, dass die Branche sehr zuversicht­lich ist

für dieses Jahr, dass wir uns darauf einstellen und jetzt intensiv planen.“

Wirtschaft­lich geht es einigen Airlines schon seit dem vergangene­n Jahr deutlich besser. So hat die Lufthansa seit dem Sommer 2022 bereits dreimal ihre Prognose angehoben – trotz erhebliche­r Kostenstei­gerungen durch Kerosin. Sie rechnet für das gerade zu Ende gegangene Jahr mit einem operativen Gewinn von 1,5 Milliarden Euro. Inzwischen verkauft der Konzern seine Tickets teurer als vor der Pandemie im Jahr 2019. Allerdings hilft auch das glänzende Geschäft der Frachttoch­ter Lufthansa Cargo.

Höhere Preise dürften auch deshalb eher möglich sein als vor der Pandemie, weil sich inzwischen die

Geschäftsm­odelle der klassische­n Linienflug­gesellscha­ften und der Billigflie­ger angenähert haben. Die klassische­n Fluggesell­schaften haben Billigable­ger gegründet. Die sogenannte­n Low-Cost-Airlines aber starten vermehrt auch von großen Flughäfen. So erhöhen auch die Billigflie­ger ihre Preise. Das zeigt der „Low Cost Monitor“des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), in dem die Preise von Ryanair, Easyjet, Eurowings und Wizz Air untersucht wurden. Dabei lag die ermittelte Spanne bei den Durchschni­ttspreisen im Herbst 2022 auf einem Niveau von rund 68 bis 119 Euro. Im Herbst 2019, also vor der Corona-Pandemie, erreichte die Spanne laut Studie etwa 44 bis 111 Euro.

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FOTO: IMAGO Lufthansa-Maschine am Flughafen in München im Dezember 2022: Inzwischen verkauft der Konzern seine Tickets teurer als vor der Pandemie im Jahr 2019.

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