Steven Spielberg räumt bei den Golden Globes ab
Bei der 80. Filmpreis-Gala in Los Angeles gewinnt der 76-jährige Regisseur mit seinem autobiografischen Werk „Die Fabelmans“– Deutsche Hoffnungen werden enttäuscht
(dpa/AFP) - Vieles war so wie früher – und das mag den Verleihern der Golden Globes gerade recht sein. Starauflauf auf dem roten Teppich, ein prall gefüllter Ballsaal im Beverly Hilton Hotel und ein sichtlich gerührter Hollywoodstar mit zwei Trophäen in der Hand als Krönung des Abends.
Hollywoodlegende Steven Spielberg ist der große Gewinner der diesjährigen Golden Globes. Der 76-jährige US-Regisseur wurde am Dienstagabend in Los Angeles für sein stark autobiografisch geprägtes Werk „Die Fabelmans“mit dem Preis für das beste Drama ausgezeichnet. Außerdem erhielt er die Auszeichnung für die beste Regieleistung.
Spielberg dankte bei seiner Ehrung seiner Familie, darunter auch seiner verstorbenen Mutter. „Jeder betrachtet mich als Erfolgsgeschichte“, sagte er. „Aber niemand weiß wirklich, wer wir sind, bis wir mutig genug sind, allen zu erzählen, wer wir sind.“„Die Fabelmans“basiert auf Spielbergs Erfahrungen in Kindheit und Jugend. Der Schöpfer von Filmklassikern wie „Der weiße Hai“, „E.T.“oder „Schindlers Liste“schildert darin die gescheiterte Ehe seiner Eltern, seine Erfahrungen mit antisemitischem Mobbing und seine bescheidenen Anfänge als Regisseur im Teenageralter.
„Die Fabelmans“war an den Kinokassen ein Flop, konnte sich bei den Golden Globes aber gegen die kommerziell überaus erfolgreichen Konkurrenten „Avatar 2: Der Weg des Wassers“und „Top Gun: Maverick“durchsetzen.
Mit Spielberg als Sympathieträger hielten die Globes an alten Traditionen fest, in einem Jahr, in dem die Jubiläumsgala des Verbands der Auslandspresse (HFPA) unter großem Druck stand. Denn nach einem schlagzeilenträchtigen Skandal, unter anderem wegen Vorwürfen von Bestechlichkeit und mangelnder Vielfalt in den Reihen der Verleiher, war die Liveshow mit prominentem Publikum und Nominierten 2022 ausgefallen.
Der kleine Verband, früher ohne ein einziges schwarzes Mitglied, hat sich bei seinem Reformkurs Diversität auf die Fahne geschrieben, die Zahl der Juroren verdoppelt und nach eigenen Angaben vielfältiger gemacht. „Ich sage euch, warum ich hier bin“, witzelte Moderator Jerrod Carmichael zum Auftakt der Show. „Ich bin hier, weil ich schwarz bin“, sagte der Komiker von Lachern im
Saal begleitet. Und lenkte nach einigen bissigen Kommentaren ein. Es gehe darum, Künstler zu ehren. Die Filmbranche verdiene es, wieder zu feiern.
In der Drama-Kategorie setzte sich Cate Blanchett („Tár“) als beste Hauptdarstellerin unter anderem gegen Ana de Armas („Blond“) und Michelle Williams („The Fabelmans“) durch. Sie hatte zuvor bereits zwei Globe-Trophäen in dieser Sparte gewonnen – für „Blue Jasmine“(2014) und „Elizabeth“(1999). Zum besten Drama-Hauptdarsteller wurde Austin Butler für seine „Elvis“-Rolle in dem Biopic von Baz Luhrmann gekürt.
Diversität spielte zum Auftakt tatsächlich eine Rolle. Der erste Preis ging an den US-Schauspieler Ke Huy Quan als bester Nebendarsteller in der schrägen Science-Fiction-Komödie „Everything Everywhere All at Once“. Der 51-jährige Ex-Kinderstar, der 1984 in Spielbergs „Indiana Jones und der Tempel des Todes“mitspielte, setzte sich unter anderem gegen Brendan Gleeson („The Banshees of Inisherin“) und Brad Pitt („Babylon“) durch. Michelle Yeoh (60), die in „Everything Everywhere All at Once“eine chaotische Waschsalonbesitzerin spielt, gewann dazu den Globe als Komödiendarstellerin.
Deutsche Hoffnungen wurden enttäuscht. Der Antikriegsfilm „Im Westen nichts Neues“, der auch Deutschlands Oscar-Kandidat ist, ging in der Sparte „bester nicht englischsprachiger Film“leer aus. „Argentina, 1985“holte den Globe nach Argentinien. Im Gegensatz zu den Oscars zeichnen die Globes auch Fernsehproduktionen aus. Großer Sieger mit drei Preisen war die Comedyserie „Abbott Elementary“über eine Grundschule in Philadelphia. Bester Comedy-Hauptdarsteller wurde Jeremy Allen White als junger Koch in „The Bear“.
Der gewöhnlich bühnenscheue Oscar-Preisträger Sean Penn trat bei den Globes auf, um eine Videobotschaft des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zu überbringen. „Die Besten im zurückliegenden Jahr, das waren Sie“, sagte Selenskyj der versammelten Hollywood-Prominenz über die Solidarität, die sein Land erfahren habe. Die Golden Globes seien erstmals für Filme des Jahres 1943 verliehen worden, als der Zweite Weltkrieg noch nicht vorbei gewesen sei, dessen wichtigste Schlachten aber schon geschlagen gewesen seien. „Auch der Krieg in der Ukraine ist noch nicht vorbei, aber das Blatt wendet sich und es ist bereits klar, wer am Ende gewinnt“, sagte Selenskyj.