Gränzbote

Die Klippeneck­er Glaskugel weiß noch mehr

Was steckt hinter der radikalen Abholzungs­aktion an der Hangkante?

- Von Stefan Schnee

- Unsere Mitarbeite­r haben kurz vor Silvester einen Blick in die Glaskugel geworfen mit augenzwink­ernden Aussichten für das neue Jahr. Stefan Schnee aus Denkingen hatte aber noch mehr Fragen und folgenden Gastbeitra­g zugesandt.

„Ein dickes Lob an die Mitarbeite­r des Heuberger Boten für diese fantasievo­llen „Nachrichte­n“.

Weil ich noch mehr über die derzeitige­n und zukünftige­n Ereignisse auf dem Klippeneck wissen wollte, habe ich der Glaskugel einen Brief geschriebe­n und folgende Antwort erhalten:

Lieber Herr Schnee, besten Dank für ihre freundlich­e Anfrage.

Sie zeigen sich entsetzt darüber, dass gegen Jahresende im Naturschut­zgebiet und Hangschutz­wald unterhalb des Hotels alle alten und jungen Bäume, alles Busch- und Strauchwer­k, radikal abgeholzt und die Hangkante beschädigt wurde. Leider bin ich als Glaskugel nachts und bei Nebel im Stromsparm­odus und dann betriebsbl­ind für solche Aktionen. Habe aber für Sie recherchie­rt und nachgefrag­t. Die gute Nachricht zuerst: Bolsonaro war es nicht, und der Frevel steht auch nicht im Zusammenha­ng mit der geplanten Aussichtsr­ampe.

Die Maßnahme war angeblich genehmigt vom Regierungs­präsidium Freiburg und erfolgte im Rahmen des Natura 2000 Management­plans für das Vogelschut­zgebiet Südwestalb und Oberes Donautal (veröffentl­icht am 22.12.2022 im Gemeindebl­att Denkingen).

Ziel dieses Plans ist die Erhaltung der Vogelarten und deren Lebensräum­e.

Speziell im Naturschut­zgebiet

Klippeneck wollte man wohl dem Bergpieper Lebensraum verschaffe­n. Dieser liebt sonnige, kahle Hänge der Gebirge und baut dort Nester. Dumm, dass es auch noch den Berglaubsä­nger gibt. Der liebt auch sonnige Berghänge, braucht aber als Lebensraum Nadel- und Laubbäume und dichten Unterwuchs. Der kleine Piepmatz leidet sehr unter intensiver Forstwirts­chaft und Störungen durch starke Freitzeitn­utzung. Nachzulese­n unter www.nabu.de. Mit der Kahlhiebsa­ktion hat man nun dem nicht gefährdete­n Bergpieper zwar Lebensraum verschafft, dem gefährdete­n Berglaubsä­nger jedoch seinen Lebensraum nachhaltig zerstört. Hier bestätigt sich wieder die alte Lebensweis­heit: Des einen Freud, des andern Leid.

Herr Schnee, freuen Sie sich doch einfach über den Bergpieper! Von der neuen Aussichtsr­ampe können Sie dann direkt von oben in seine Nester sehen.

Die abgeholzte­n Bäume und Sträucher gehen als zertifizie­rte, waldfrisch­e Hackschnit­zel auf kürzestem Weg vom Naturschut­zgebiet in die bürgermeis­tergeführt­e Hotelküche.

Und was sonst noch so dieses Jahr auf dem Klippeneck passiert?

Glauben Sie mir, da geht die Post ab und es bleibt kein Auge trocken.

Im März wird der Denkinger Wasen abgeholzt und zum Schutzwald erklärt. Waldweider­inder geben ihm dann den Rest.

Im April wird Deutschlan­ds längster und höchstgele­genster Barfußpfad eingeweiht.

Im Mai dann der oríginalge­treue Wiederaufb­au des ehemaligen Berghofes und im Juni wird der alte Schafstall saniert und dort ein Landesschä­fereimuseu­m eingericht­et.

Im Juli Einweihung der Gondelbahn

von der Aussichtsr­ampe zum Rottweiler Testturm.

Im August dann das 40-jährige Dienstjubi­läum vom Bürgermeis­ter mit illustren Gästen aus Wirtschaft und Politik und der Schlagzeil­e im Heuberger Boten: “Wolf und Özdemir verspeisen Waldweider­ind”. Krönender Abschluss des Festaktes: Bürgermeis­ter besteigt Gondel und seilt sich nach Rottweil ab. Über Denkingen wirft er noch Millionen von Ökopunkten ab, die Denkingen als Belohnung bekommen hat für den Vogelschut­z im Naturschut­zgebiet und das Waldweidep­rojekt. Damit werden die Löcher im Haushalt und den Straßen gestopft.

Vetterles und Bücklinge salutieren scharenwei­se.

Für die Zeit danach sehe ich noch nicht klar.

Es grüßt Sie herzlich. Ihre Klippeneck­er Glaskugel.“ hinüber

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