Museumseröffnung am Geburtstag der Königin Olga
Angelika Feldes war die erste Leiterin des Gewerbemuseums
- Die erste Spaichinger Museumsleiterin war Angelika Feldes. Sie hat am 15. Januar 1990 ihre Stelle in Spaichingen angetreten und noch ein Büro im ehemaligen und inzwischen längst abgerissenen Vereinshaus in der Andreas-Hofer-Straße bezogen. Sie hatte das grobe Konzept bereits von Ulrike Stehle übernommen, die die Stelle in Spaichingen nach relativ kurzer Zeit wieder verlassen hat.
Mit dem 1876 gebauten Haus hatte Spaichingen schon ein „Gewerbemuseum“, denn so wurde es schon genannt. Aber im 19. Jahrhundert habe man unter Museum nicht einen Ort mit Ausstellungen gemeint, sondern eine Bildungstätte zum Lehren und Lernen. Und das war das Gebäude auch. „Etwas zwischen Volkshochschule und Berufsschule“, ein Ort der Erwachsenenbildung, sagt Angelika Feldes. Es wurde zu all diesen Zwecken unter anderem verwendet, also auch als Gewerbeschule.
Ursprünglich hatte die Stadt zusammen mit dem Heimatverein geplant, aus dem Gebäude ein klassisches Heimatmuseum zu machen. Aber in Absprache mit der Landesstelle für Museumsbetreuung sei der Gedanke entwickelt worden, in einer industrialisierten Stadt diese Industrialisierung auch abzubilden mit den verschiedenen Schwerpunkten wie die Möbel- oder die Tabakindustrie, die die bäuerlich-handwerkliche Struktur der Stadt abgelöst hatten.
Aus diesem groben Konzept entwickelte Angelika Feldes dann das Feinkonzept, die Anlage der Räume, die Beschriftungen und mehr.
Bevor die Ausstellungsstücke ins Museum ziehen konnten, gab es bereits Ausstellungen. Auf Initiative des damaligen Bürgermeisters Albert Teufel sammelte der Heimatverein historische Gegenstände. Eine Ausstellung in der gerade neu eröffneten Stadthalle sollte den Blick der Öffentlichkeit auf das Thema lenken und die Bevölkerung motivieren, diese abzugeben. Aus diesem Grund räumte der Verein auch alte Häuser aus Spaichingen und der Umgebung aus und lagerte diese historischen Zeugnisse in verschiedenen Depots. Das war keine einfache Sache und etwa beim Umziehen eines Depots sehr arbeitsaufwendig.
Das Gewerbemuseum als Gebäude war eine Baustelle, als Angelika Feldes ihren Dienst antrat. Auch mit Sanierungsmitteln wurde der Bau kernsaniert, denn zum Teil waren sogar die Balken durchgefault gewesen.
Und als mit einem Festakt in der festlich bestuhlten Bahnhofstraße das Museum zur 1200-Jahr-Feier, einem Riesenfest, eingeweiht wurde, war noch nicht alles fertig. Nur ein Teil der Räume konnten als Museum eröffnet werden, der Rest war zum Teil improvisiert. Eine echte Sensation war die damals vom Duo Stehle/Wedam gebaute Nachbildung der Hauptstraße Spaichingens von 1900.
Als die entsprechenden Gelder da waren, wurde der Rest aus- und aufgebaut. Mit Böllerschüssen wurde das Museum am 11. September 1991 offiziell eröffnet, ausgerechnet am Geburtstag der Königin Olga. Ihr Mann, König Karl, und sie haben die Entwicklung der ländlichen Bereiche sehr vorangetrieben, und so war das neu erbaute Gewerbemuseum 1876 auch am (nach dem gregorianischen Kalender gezählten) Geburtstag der Königin eröffnet worden - damals lebte sie ja noch. Dass die Eröffnung des Museums an diesem Tag stattfand, war allerdings reiner Zufall.