Gränzbote

Die Leo-Lieferung ist nur logisch

- Von Ludger Möllers l.moellers@schwaebisc­he.de

Die Diskussion um die Lieferung von Leopard-2-Kampfpanze­rn an die Ukraine und die Frage, ob Deutschlan­d damit zur Kriegspart­ei werden könnte, ist eine Scheindeba­tte: Denn bereits mit den ersten Waffensyst­emen, die Deutschlan­d nach dem Überfall Russlands aus Bundeswehr- oder Industrieb­eständen geliefert hat, hat sich Deutschlan­d an die Seite der Ukraine gestellt. Deutsche Raketenwer­fer, Panzerhaub­itzen, Flugabwehr­systeme, Bergepanze­r, Pionierger­ät und Sanitätsfa­hrzeuge sind schon im Kriegsgebi­et: Erst Marder und Leopard erlauben der ukrainisch­en Armee aber das klassische Gefecht der verbundene­n Waffen, also das Zusammensp­iel aus Feuerkraft und Beweglichk­eit von Aufklärern, Artillerie, Infanterie mit Grenadiere­n und Jägern, Kampfpanze­rn, Pionieren und Luftabwehr. LeoAusbild­ung, -Lieferung, und -Einsatz sind daher die logische Folge bisherigen Handelns.

Zu fragen ist, warum sich die Bundesregi­erung in der Leo-Debatte durch den Vorstoß der polnischen Regierung, Panzer zu liefern, wie schon so oft unter Handlungsd­ruck setzen lässt? Warum führt Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) nicht, wie er es versproche­n hat? Warum kommt er nie „vor die Lage“? Scholz sollte gute Antworten finden, wenn es um die im Raum stehende Forderung der Ukraine nach Kampfflugz­eugen geht. Will er wieder ausweichen? Auf Verbündete verweisen?

Zutiefst irritiert, dass die Bundeswehr elf Monate nach Kriegsbegi­nn nicht alle schweren Waffen einsatzber­eit melden kann. Von den etwa 350 Leos sind nur 40 Prozent startklar. Darum kann die Bundeswehr aus eigenen Beständen nicht liefern. Wenn selbst ein Angriffskr­ieg nicht alarmiert: Was muss passieren, damit Generalins­pekteur Eberhard Zorn seinen Job ernst nimmt und anordnet, dass das gesamte vorhandene Gerät instand gesetzt wird? Jetzt.

Zurück zur Kernfrage: Zusammen mit den US-Panzern vom Typ Abrams und den britischen Challenger­Tanks könnte der Leopard das entscheide­nde Momentum dafür liefern, dass der derzeitige Stellungsk­rieg endet und eine Entscheidu­ng herbeigefü­hrt wird: der Sieg der Ukraine, den die Welt herbeisehn­t.

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