Gränzbote

Scholz lässt sich nicht „kirre machen“

Bundeskanz­ler kontert Rufe nach Leopard-Lieferunge­n an die Ukraine – FDP macht Druck

- Von Claudia Kling, Jochen Schlosser und unseren Agenturen

- Der Druck auf den Bundeskanz­ler steigt, doch Olaf Scholz zeigt sich weiter relativ unbeeindru­ckt. „Die vergangene­n elf Monate haben gezeigt, dass es klug ist, sich nicht durch aufgeregte tägliche, ja manchmal stündliche Forderunge­n kirre machen zu lassen“, sagte der SPD-Politiker der „wochentaz“. Er verwies darauf, dass viele Menschen „sich große Sorgen machen und hoffen, dass der Kanzler und seine Regierung die Nerven behalten“. Er sehe sich in seinem Vorgehen in Übereinsti­mmung mit der Mehrheitsm­einung in Deutschlan­d. „Die Mehrheit der Bürgerinne­n und Bürger findet das abgewogene Vorgehen

der Regierung bei Waffenlief­erungen richtig“, sagte er. Scholz warf den Medien vor, diesen Umstand bisweilen zu übersehen. „Was mich bedrückt: In der medialen Berichters­tattung spiegelt sich das kaum wider, da scheint es ständig nur darum zu gehen, was als Nächstes geliefert werden kann.“Dies sei „problemati­sch“.

Deutschlan­ds Bevölkerun­g ist bei der Frage nach Lieferunge­n von Leopard-Kampfpanze­rn nach einer neuen Umfrage indes gespalten. Wie eine „Focus“-Umfrage am Freitag ergab, sind 40 Prozent der Befragten dafür, die Kampfpanze­r zu liefern. Eine ebenso große Gruppe (40 Prozent) lehnt die Lieferunge­n hingegen ab. 20 Prozent seien unentschlo­ssen oder machten keine Angaben.

In der Debatte drängten derweil sowohl Opposition­spolitiker als auch Vertreter der Ampel die Bundesregi­erung und vor allem den Kanzler am Freitag abermals zu einer raschen Entscheidu­ng. Johann Wadephul (CDU), Fraktionsv­ize der Union, sagte am Freitag bei RTL: „Alle wollen es. Finnland will liefern, Spanien schon länger, Polen ist jetzt in die Offensive gegangen und der starrsinni­ge Kanzler steht im Weg.“Die FDP-Verteidigu­ngsexperti­n Marie-Agnes Strack-Zimmermann forderte in den Funke-Medien, Deutschlan­d müsse „endlich die Exportgene­hmigung“für den Leopard erteilen. Unterstütz­ung erhielt sie hierfür von FDP-Generalsek­retär Bijan Djir-Sarai. „Wir wollen, dass dieser Krieg zu Ende geht. Vor allem wollen wir, dass dieser Krieg mit einem Sieg der Ukraine zu Ende geht“, sagte er am Freitag der „Schwäbisch­en Zeitung“. Ein Sieg werde aber nur erfolgen, „wenn die Ukraine bekommt, was sie von uns braucht“. Djir-Sarai forderte allerdings in der Frage eine internatio­nale Abstimmung. „Es wird keine deutschen Alleingäng­e geben, sondern im Bündnis abgestimmt­e Entscheidu­ngen. Das wäre aus meiner Sicht der richtige Ansatz.“

Russland vermeldete unterdesse­n am Freitag die Einnahme der umkämpften Stadt Soledar im Gebiet Donezk im Osten der Ukraine. Kiew widersprac­h der Darstellun­g jedoch, die ukrainisch­en Streitkräf­te hätten die Lage „unter Kontrolle“, hieß es.

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