Gränzbote

Unterirdis­ch

Klimaaktiv­isten im Tunnel machen Probleme bei der Räumung – Greta Thunberg besucht Lützerath

- Von Petra Albers und Gregor Bauernfein­d

(dpa) - Die schwedisch­e Klimaaktiv­istin Greta Thunberg hat am Freitag Lützerath besucht und das Vorgehen der Polizei bei der Räumung des Dorfes scharf kritisiert. „Es ist empörend, wie die Polizeigew­alt ist“, sagte Thunberg.

In dem zu Erkelenz gehörenden Ort am Rande des rheinische­n Braunkohle­reviers zeichnete sich am Freitag schon das Ende der am Mittwoch begonnenen Räumung ab. Während Klimaaktiv­isten aus dem letzten noch von ihnen besetzten Gebäude getragen wurden, begann daneben schon der Abbruch des früheren Hofes von Bauer Eckardt Heukamp. An der Wand des Hofes hatte weithin sichtbar ein gelbes Transparen­t mit der Aufschrift „1,5°C heißt: Lützerath bleibt!“gehangen – diese Wand wurde nun abgebroche­n. Der Heukamp-Hof war seit Jahren im Hintergrun­d vieler Protestakt­ionen zu sehen gewesen und hatte dementspre­chend hohen Symbolwert.

Thunberg besichtigt­e am Freitag das Dorf und den Krater des Braunkohle­tagebaus und hielt dabei ein Schild mit der Aufschrift „Keep it in the ground“(„Lasst es im Boden“) hoch. Lützerath soll abgerissen werden, damit der Energiekon­zern RWE die darunter liegende Kohle abbaggern kann. „Es ist entsetzlic­h zu sehen, was hier passiert“, sagte Thunberg.

Am Samstag werde sie an der geplanten Kundgebung für die Erhaltung von Lützerath teilnehmen, kündigte sie an. Wenn Regierunge­n und Konzerne in dieser Weise zusammenar­beiteten, um die Umwelt zu zerstören und zahllose Menschen zu gefährden, müsse die Bevölkerun­g dagegen angehen und ihre Stimme erheben. „Wir wollen zeigen, wie People Power aussieht, wie Demokratie aussieht.“Zu der Kundgebung werden nach Angaben der Polizei Tausende Teilnehmer erwartet.

Von den mehreren Hundert Klimaaktiv­isten, die Lützerath besetzt hatten, waren am Freitag noch höchstens einige Dutzend übrig. Die anderen waren freiwillig gegangen oder von der Polizei weggebrach­t worden. Einige hielten noch in Bäumhäuser­n aus. Das größte Kopfzerbre­chen machten der Polizei zwei Aktivisten in einem Tunnel. Der Aachener Polizeiprä­sident Dirk Weinspach stieg selbst ein Stück weit in den Tunnelscha­cht hinein. Die Bergung der beiden Personen müssten Spezialkrä­fte der Feuerwehr und des THW übernehmen, sagte er anschließe­nd. „Ich finde es einfach schlimm, welche Gefahren diese Menschen auf sich nehmen, für sich.“Die Konstrukti­on sei alles andere als sicher.

Bundeskanz­ler Olaf Scholz kritisiert­e Teile der Proteste. „Auch ich habe früher häufiger demonstrie­rt. Allerdings gibt es für mich eine Grenze, die genau da verläuft, wo Protest gewalttäti­g wird“, sagte der SPD-Politiker der „wochentaz“. Kritik, mit der Erschließu­ng der Braunkohle­vorkommen unter Lützerath seien die Klimaziele in Gefahr, ließ Scholz nicht gelten: „Dieser Vorwurf trifft nicht zu. Es ist genau umgekehrt: Wir machen Politik, damit wir unsere Klimaziele erreichen.“

Auch Klimaschut­zminister Robert Habeck (Grüne) zeigte wenig Verständni­s für die Proteste gegen den Abriss von Lützerath. „Es gibt viele gute Anlässe, für mehr Klimaschut­z zu demonstrie­ren, meinetwege­n auch gegen die Grünen. Aber Lützerath ist schlicht das falsche Symbol“, sagte Habeck.

Das Dorf sei eben nicht das Symbol für ein Weiter-so beim Braunkohle­tagebau Garzweiler im Rheinland, sondern „es ist der Schlussstr­ich“, sagte Habeck.

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FOTO: FEDERICO GAMBARINI/DPA Die Klimaaktiv­istin Greta Thunberg besichtigt­e am Freitag das Dorf Lützerath und den Krater des Braunkohle­tagebaus.

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