Moskau meldet Einnahme von Soledar
Erster angeblicher russischer Erfolg seit Juli 2022 – Ukraine weist Meldung zurück
(dpa) - Nach tagelangen blutigen Gefechten und Häuserkämpfen hat Russland die Stadt Soledar im Gebiet Donezk im Osten der Ukraine nun offiziell für erobert erklärt. Die Ukraine wies das zurück. Es wäre die erste Einnahme einer Stadt durch die russische Armee seit Anfang Juli, als sie Lyssytschansk in dem Angriffskrieg gegen die Ukraine erobert hatte.
Am Abend des 12. Januar sei Soledar in die Kontrolle der russischen Streitkräfte übergegangen, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, am Freitag in Moskau. Er sprach von einer „großen Bedeutung für die Fortsetzung der erfolgreichen Offensive“im Gebiet Donezk.
Es wäre auch ein wichtiger psychologischer Erfolg für die nach vielen Niederlagen geschwächte russische Armee, die seit Mittwoch eine neue Befehlsstruktur hat – mit Generalstabschef Waleri Gerassimow an der Spitze. Nach Darstellung von Ministeriumssprecher Konaschenkow hilft die Einnahme Soledars den russischen Truppen dabei, die gut zehn Kilometer entfernte Stadt Bachmut einzukesseln.
Westliche Experten berichteten ebenfalls, dass Russland Soledar wohl eingenommen habe. Das USamerikanische Institut für Kriegsstudien (ISW) bewertete dies aber nicht als wichtige Entwicklung in dem Krieg. Gleichwohl würde die russische Eroberung von Soledar nicht nur den Lauf der ukrainischen Armee seit September vorerst beenden. Ukrainische Truppen konnten große Teile des eigenen Territoriums
im Süden und Osten zurückgewinnen.
Sollte Soledar gefallen sein, gerät dadurch die gesamte seit Juli von Kiew gehaltene Verteidigungslinie von Siwersk bis nach Bachmut ins Wanken. Zusammen mit den Berichten über russische Geländegewinne südlich von Bachmut könnte sich damit für die ukrainischen Truppen die Frage stellen, wie zweckmäßig es ist, dort weiter zu verbleiben. Sollte die Ukraine Bachmut preisgeben, wären die nächsten lohnenden Ziele für die russische Armee die bisher relativ verschonten Städte Slowjansk, Kramatorsk, Druschkiwka und Kostjantyniwka.
Der Generalstab der ukrainischen Streitkräfte teilte am Freitagabend mit, dass um Soledar weiter gekämpft werde. „Die Kämpfe um Soledar dauern an“, hieß es in einer Mitteilung der Militärführung. Am Freitagmorgen hatte ein Sprecher der Ostgruppe der ukrainischen Armee erklärt, das Oberkommando prüfe, weitere Reserven und mehr westliche
Ausrüstung nach Bachmut zu verlegen.
Nach ukrainischen Angaben vom Mittwoch harrten noch 559 Zivilisten von einst über 10.000 in der Stadt aus. Der russischen Seite zufolge wurden alle Einwohner aus der Stadt herausgebracht.
Die Schlacht um Soledar gilt als eine der blutigsten seit Kriegsbeginn am 24. Februar. In Moskau sprach Ministeriumssprecher Konaschenkow von mehr als 700 getöteten ukrainischen Soldaten. Angaben zu russischen Verlusten machte er nicht.
Für den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj wäre der Fall von Soledar nach Monaten mit Erfolgen bei der Rückeroberung von Städten und Gebieten der erste größere Rückschlag. Er hatte die Nachrichten von der russischen Einnahme der Stadt zuvor als Propaganda bezeichnet. Der „Terror-Staat“Russland versuche, seine Bevölkerung zu täuschen und „die Mobilisierung zu unterstützen“.
Soledar und