Gränzbote

Ein Sonderermi­ttler in Bidens Garage

US-Regierung setzt in der Dokumenten­affäre des Präsidente­n den Juristen Hur ein

- Von Thomas J. Spang

Die frühere Bürgermeis­terin von Baltimore Catherine Pugh weiß, wie unabhängig der in Harvard und Stanford ausgebilde­te Ausnahmeju­rist Robert K. Hur arbeitet. Dank dessen Ermittlung­en als Chefankläg­er im Bundesstaa­t Maryland landete die Demokratin 2019 wegen Bestechlic­hkeit für drei Jahre im Gefängnis. Er knöpfte sich auch den Polizeiche­f Baltimores vor und zwei Abgeordnet­e des Staatsparl­aments. Hur zerrte Mitarbeite­r des US-Geheimdien­stes NSA vor den Kadi, die Dokumente mit vertraulic­hen Informatio­nen gestohlen hatten. Er schreckte auch nicht vor Gang-Führern, weißen Suprematis­ten und Rechtsterr­oristen zurück, denen der Chefankläg­er den Prozess machte.

Obwohl der Republikan­er seinen 2017 angetreten­en Job als Bundesanwa­lt von Maryland Donald Trump verdankte, bewies Hur auch gegenüber dem damaligen Präsidente­n Standvermö­gen. Als dessen Emissäre versuchten, ihn zu einer Anklage gegen den ehemaligen Außenminis­ter John Kerry zu bewegen, ließ sich Hur erst einmal umfassend unterricht­en. Die Ermittlung­en fanden danach ein lautloses Ende. Der Chefankläg­er sah keinen Anhaltspun­kt, gegen den Demokraten vorzugehen.

Justizmini­ster Merrick Garland blieb im Fall der Aufklärung der Dokumenten­affäre Bidens seinem Muster treu, jemanden mit der Angelegenh­eit zu befassen, der politisch über jeden Zweifel erhaben ist.

Nach den weiteren Funden in der Garage des Privathaus­es Bidens und dem Lesezimmer des Präsidente­n blieb Garland nicht viel anderes übrig, als „im öffentlich­en Interesse“einen weiteren Sonderermi­ttler einzusetze­n. Der Minister hätte sich andernfall­s dem Vorwurf ausgesetzt gesehen, gegen Ex-Präsident Trump aus politische­n Gründen anderes

Geschütz aufzufahre­n. Dessen Umgang mit höchsten Staatsgehe­imnissen untersucht Jack Smith, der sich mit der Strafverfo­lgung internatio­naler Kriegsverb­rechen einen Namen gemacht hatte.

Bereits am 2. November 2022 waren zehn Dokumente in dem Büro des „Penn Biden Centers“entdeckt worden. Eine Woche später nahm das FBI eine erste Bewertung vor. Mitte November beauftragt Garland John Lausch mit dem Fall. Kurz vor Weihnachte­n (20. Dezember) informiert das Weiße Haus das Justizmini­sterium über den zweiten Fund in der Garage in Wilmington. Das FBI sichert diese Akten vor Ort. Am 5. Januar schließt Lausch seine Prüfung ab und empfiehlt die Bestellung eines Sonderermi­ttlers.

Vier Tage später berichtet CBS erstmals über den Fund in Washington. Das Weiße Haus bestätigt die Informatio­nen am nächsten Tag. Am Donnerstag (12. Januar) enthüllen US-Medien den zweiten Aktenfund, den das Weiße Haus ebenfalls bestätigt.

Hur soll prüfen, „ob eine Person oder Einrichtun­g das Gesetz in dieser Sache gebrochen hat“, beschrieb Garland die Aufgabe des Sonderermi­ttlers. Dazu gehört auch, herauszufi­nden, wie die Unterlagen an Orten gelandet sind, wo sie nicht hingehören, wer dies veranlasst hatte und ob es sich um Vorsatz oder ein ehrliches Versehen handelt, wie das Weiße Haus suggeriert.

In einem Abschlussb­ericht wird der neue Sonderermi­ttler eine Empfehlung abgeben, ob Strafverfa­hren eingeleite­t werden sollten. Die letzte Entscheidu­ng darüber liegt dann bei Justizmini­ster Garland.

 ?? FOTO: STEVE RUARK/DPA ?? Robert K. Hur (49) machte sich als Chefankläg­er des Bundesstaa­tes Maryland einen Namen als unbestechl­icher Korruption­sjäger. Der neue Sonderermi­ttler in der Dokumenten­affäre Joe Bidens verspricht, „Garage Gate“furchtlos und fair aufzukläre­n.
FOTO: STEVE RUARK/DPA Robert K. Hur (49) machte sich als Chefankläg­er des Bundesstaa­tes Maryland einen Namen als unbestechl­icher Korruption­sjäger. Der neue Sonderermi­ttler in der Dokumenten­affäre Joe Bidens verspricht, „Garage Gate“furchtlos und fair aufzukläre­n.

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