Gränzbote

Ein Bus zum Narrentref­fen? Alles ausgebucht!

Viele Busunterne­hmen können sich vor Anfragen kaum retten, doch sie haben längst keine Kapazitäte­n mehr

- Von Matthias Jansen und Dorothea Hecht

- Von überall her haben sie angerufen, sagt Peter Beck, Betreiber von Omnibus Beck in Bärenthal. „Wir hatten Anfragen bis in den Schwarzwal­d und ins Hegau, nach Singen runter, aus Balingen auch“, erzählt er. Beim Busunterne­hmen Villing das gleiche Bild, und auch bei Omnibus Nagel in Tuttlingen war es nicht anders. „Mich hat sogar eine Omnibusver­mittlung aus Hamburg angerufen und gefragt, ob ich Kapazitäte­n hätte für eine Narrenzunf­t aus Konstanz“, erzählt Walter Nagel.

Viele Zünfte tun sich dieses Jahr schwer, ein Busunterne­hmen zu finden, das sie zu den Narrentref­fen fährt. In der Region sind momentan alle ausgebucht. Wer jetzt noch einen Bus sucht, hat kaum noch eine Chance. Und das hat mehrere Gründe.

Der Hauptgrund sicherlich: Personalma­ngel bei den Busunterne­hmen. „Durch die Corona-Pandemie sind einige Fahrer abgesprung­en“, erklärt Sabine Vandieken von Bus Villing aus Böttingen. Viele seien bei Speditione­n unter- und nicht mehr zurückgeko­mmen. Allein deshalb könnten weniger Busse vermietet werden. Hinzu kämen gesetzlich vorgeschri­ebene Ruhezeiten für die Fahrer. „Ich kann jemanden, der die ganze Woche auf der Linie unterwegs war, nicht auch noch am Wochenende einsetzen“, erläutert Beck.

Zumal der Job, Mitglieder von Fasnachtsv­ereinen zu Treffen zu fahren, sicherlich nicht der attraktivs­te ist. „Die Busfahrer müssen sich da schon viel anhören“, sagt Nagel. „Nachts um eins spricht nur noch der Alkohol.“

Problemati­sch auch: Einige Narrenzünf­te hätten erst nach Weihnachte­n angefragt – viel zu spät, meint Nagel, „da sind die Vereine auch ein bisschen selbst schuld“.

Wer früh dran war und gute Kontakte hat, ist dieses Jahr klar im Vorteil.

Die Unternehme­n bevorzugen ihre Stammzünft­e, mit denen sie gute Erfahrunge­n gemacht haben. Für ihren Verein würden sich die langjährig­en Verbindung­en zu zwei Busunterne­hmen auszahlen, sagt Sonja Vogler, Präsidenti­n der Honberger Narren. Wie in den vergangene­n Jahren werden sechs bis sieben Auswärtste­rmine wahrgenomm­en. Bislang habe der Verein keine Besuche absagen müssen.

Auch die Narrenzunf­t Möhringen muss sich mit diesem Problem nur indirekt beschäftig­en. Für die Narrentref­fen in Sigmaringe­n und Geisingen habe man die Hin- und Rückfahrt mit dem Bus schon geklärt. „Wir haben uns aber auch rechtzeiti­g

die Busse gesichert“, sagt Zunftschre­iber Robin Schray. Dass die mangelnden Kapazitäte­n im Busgewerbe ein Problem für die Narren sei, dessen ist man sich aber bewusst. Vor dem Landschaft­streffen Baar, das am 21./22. Januar in Möhringen stattfinde­t, habe man sehr starke Rückmeldun­gen der 29 vertretene­n Zünfte bekommen.

„Die Kapazitäte­n reichen nicht aus. Teilweise müssen die Zünfte auf andere Verkehrsmi­ttel ausweichen“, berichtet Schray. Besonders hart hat es die Bräunlinge­r Narren getroffen. Die müssen mit ihren privaten Autos nach Möhringen anreisen. Damit alle, die nicht mit dem Bus ins Städtle gefahren werden können, wenigstens

auf den letzten Metern zum Umzug am Sonntag in ein Sammelfahr­zeug umsteigen können, hat die Narrenzunf­t Möhringen kurzerhand einen Shuttlebus organisier­t.

Kreativ werden, das war auch bei den Busunterne­hmen angesagt. Zum Beispiel wurden kleinere Zünfte, die zum gleichen Treffen wollen, zusammenge­fasst, sagt Sabine Vandieken. „Oder es fahren halt nicht vier Busse auf einmal, sondern nur zwei, die dann Pendelverk­ehr machen“, erzählt sie.

Die Nendinger Narrenzunf­t hat schon im Sommer gebucht und Busse bekommen, musste aber Kompromiss­e bei An- und Abfahrtsze­iten machen. „Da muss jeder umdenken, es ist nicht mehr so leicht“, sagt

Zunftmeist­er Manuel Greiner. Dass Busfahrer und dadurch Busse fehlen, sei inzwischen allen bewusst. Auch in Zukunft werde das die Planung erschweren.

Schade, meint Schray. Aus zwei Gründen findet er es problemati­sch, wenn die Narrenzünf­te nicht gemeinsam fahren. „Ökologisch“, führt er an, weil durch mehrere Fahrten die Umwelt stärker belastet wird. „Außerdem soll es bei den Narrentref­fen auch gesellig sein“, sagt der Möhringer Zunftschre­iber. Nach jeder Rückfahrt würden die Möhringer vor dem Ort halten und dann gemeinsam mit der Musik in den Ort marschiere­n. Ohne die gemeinsame Fahrt „geht auch da etwas verloren.“

 ?? FOTO: SZ/DPA ?? Wer jetzt noch einen Bus buchen will, um sich zu einem Narrentref­fen fahren zu lassen, dürfte es schwer haben. Manche Zünfte mussten Auswärtste­rmine auch absagen. Oder die Narren werden kreativ, in der Fasnet bewährte Fortbewegu­ngsmittel gibt es schließlic­h genug.
FOTO: SZ/DPA Wer jetzt noch einen Bus buchen will, um sich zu einem Narrentref­fen fahren zu lassen, dürfte es schwer haben. Manche Zünfte mussten Auswärtste­rmine auch absagen. Oder die Narren werden kreativ, in der Fasnet bewährte Fortbewegu­ngsmittel gibt es schließlic­h genug.

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