Ein Bus zum Narrentreffen? Alles ausgebucht!
Viele Busunternehmen können sich vor Anfragen kaum retten, doch sie haben längst keine Kapazitäten mehr
- Von überall her haben sie angerufen, sagt Peter Beck, Betreiber von Omnibus Beck in Bärenthal. „Wir hatten Anfragen bis in den Schwarzwald und ins Hegau, nach Singen runter, aus Balingen auch“, erzählt er. Beim Busunternehmen Villing das gleiche Bild, und auch bei Omnibus Nagel in Tuttlingen war es nicht anders. „Mich hat sogar eine Omnibusvermittlung aus Hamburg angerufen und gefragt, ob ich Kapazitäten hätte für eine Narrenzunft aus Konstanz“, erzählt Walter Nagel.
Viele Zünfte tun sich dieses Jahr schwer, ein Busunternehmen zu finden, das sie zu den Narrentreffen fährt. In der Region sind momentan alle ausgebucht. Wer jetzt noch einen Bus sucht, hat kaum noch eine Chance. Und das hat mehrere Gründe.
Der Hauptgrund sicherlich: Personalmangel bei den Busunternehmen. „Durch die Corona-Pandemie sind einige Fahrer abgesprungen“, erklärt Sabine Vandieken von Bus Villing aus Böttingen. Viele seien bei Speditionen unter- und nicht mehr zurückgekommen. Allein deshalb könnten weniger Busse vermietet werden. Hinzu kämen gesetzlich vorgeschriebene Ruhezeiten für die Fahrer. „Ich kann jemanden, der die ganze Woche auf der Linie unterwegs war, nicht auch noch am Wochenende einsetzen“, erläutert Beck.
Zumal der Job, Mitglieder von Fasnachtsvereinen zu Treffen zu fahren, sicherlich nicht der attraktivste ist. „Die Busfahrer müssen sich da schon viel anhören“, sagt Nagel. „Nachts um eins spricht nur noch der Alkohol.“
Problematisch auch: Einige Narrenzünfte hätten erst nach Weihnachten angefragt – viel zu spät, meint Nagel, „da sind die Vereine auch ein bisschen selbst schuld“.
Wer früh dran war und gute Kontakte hat, ist dieses Jahr klar im Vorteil.
Die Unternehmen bevorzugen ihre Stammzünfte, mit denen sie gute Erfahrungen gemacht haben. Für ihren Verein würden sich die langjährigen Verbindungen zu zwei Busunternehmen auszahlen, sagt Sonja Vogler, Präsidentin der Honberger Narren. Wie in den vergangenen Jahren werden sechs bis sieben Auswärtstermine wahrgenommen. Bislang habe der Verein keine Besuche absagen müssen.
Auch die Narrenzunft Möhringen muss sich mit diesem Problem nur indirekt beschäftigen. Für die Narrentreffen in Sigmaringen und Geisingen habe man die Hin- und Rückfahrt mit dem Bus schon geklärt. „Wir haben uns aber auch rechtzeitig
die Busse gesichert“, sagt Zunftschreiber Robin Schray. Dass die mangelnden Kapazitäten im Busgewerbe ein Problem für die Narren sei, dessen ist man sich aber bewusst. Vor dem Landschaftstreffen Baar, das am 21./22. Januar in Möhringen stattfindet, habe man sehr starke Rückmeldungen der 29 vertretenen Zünfte bekommen.
„Die Kapazitäten reichen nicht aus. Teilweise müssen die Zünfte auf andere Verkehrsmittel ausweichen“, berichtet Schray. Besonders hart hat es die Bräunlinger Narren getroffen. Die müssen mit ihren privaten Autos nach Möhringen anreisen. Damit alle, die nicht mit dem Bus ins Städtle gefahren werden können, wenigstens
auf den letzten Metern zum Umzug am Sonntag in ein Sammelfahrzeug umsteigen können, hat die Narrenzunft Möhringen kurzerhand einen Shuttlebus organisiert.
Kreativ werden, das war auch bei den Busunternehmen angesagt. Zum Beispiel wurden kleinere Zünfte, die zum gleichen Treffen wollen, zusammengefasst, sagt Sabine Vandieken. „Oder es fahren halt nicht vier Busse auf einmal, sondern nur zwei, die dann Pendelverkehr machen“, erzählt sie.
Die Nendinger Narrenzunft hat schon im Sommer gebucht und Busse bekommen, musste aber Kompromisse bei An- und Abfahrtszeiten machen. „Da muss jeder umdenken, es ist nicht mehr so leicht“, sagt
Zunftmeister Manuel Greiner. Dass Busfahrer und dadurch Busse fehlen, sei inzwischen allen bewusst. Auch in Zukunft werde das die Planung erschweren.
Schade, meint Schray. Aus zwei Gründen findet er es problematisch, wenn die Narrenzünfte nicht gemeinsam fahren. „Ökologisch“, führt er an, weil durch mehrere Fahrten die Umwelt stärker belastet wird. „Außerdem soll es bei den Narrentreffen auch gesellig sein“, sagt der Möhringer Zunftschreiber. Nach jeder Rückfahrt würden die Möhringer vor dem Ort halten und dann gemeinsam mit der Musik in den Ort marschieren. Ohne die gemeinsame Fahrt „geht auch da etwas verloren.“