Mehr Elektronik, weniger Autofahren
Vermutlich nehmen die Fähigkeiten der Autofahrer kontinuierlich ab, denn im Gegensatz zu früher ist ja kaum noch was zu tun im Cockpit von heute: Man lässt sich gemütlich in plüschige Spezialsitze sinken, stellt auf Lendenwirbel-Massage ein und lässt sich mehr oder weniger auf Zuruf durch den Straßendschungel kutschieren. Dass bei all den Assistenzsystemen die einst äußerst gut ausgebildeten Fähigkeiten der Fahrer zusehends verkümmern, nimmt niemanden wunder.
Vor 50 Jahren war das Autofahren noch eine andere Herausforderung.
Das ging schon los mit dem Anlassen des Motors. Denn allzu oft geriet bereits diese Prozedur zum Geschicklichkeitswettbewerb, abhängig von Luftfeuchtigkeit, Außentemperatur und Sonnenstand. Oft half nur Anschieben, was man alleine naturgemäß nicht konnte. Und dem Autofahren auch einen gesellschaftlich relevanten Charakter in Sachen sozialer Bindung verlieh. Denn auch wenn man den Nachbarn für einen Deppen hielt, erschien er nach dem Anschieben doch viel sympathischer.
War die Karre dann endlich angesprungen, galt es im regen Stadtverkehr
neben einer brennenden Zigarette im Mund wahlweise einen heißen Becher Kaffee (morgens) oder ein schäumendes Feierabendbier (nach 16 Uhr) zwischen Lenkrad und Schalthebel zu balancieren. Als später dann noch die Mobiltelefone dazukamen, entsprach die Fähigkeit des Autofahrens in etwa der Qualifikation eines handelsüblichen ZirkusJongleurs. Bleibt zu befürchten, dass uns das autonome Fahren in der Zukunft komplett unbeweglich machen wird. (nyf )