Gränzbote

Geteiltes Echo auf Pistorius-Berufung

Niedersach­sens Innenminis­ter übernimmt das Ressort Verteidigu­ng – Zweifel bei der CDU

- Von Claudia Kling, Jochen Schlosser und unseren Agenturen

- Die Entscheidu­ng kam schnell – und die Personalie ist eine Überraschu­ng: Niedersach­sens Innenminis­ter Boris Pistorius wird neuer Verteidigu­ngsministe­r und damit Nachfolger der scheidende­n Amtsinhabe­rin Christine Lambrecht (beide SPD). Der 62Jährige soll am Donnerstag, nachdem Lambrecht die Entlassung­surkunde erhalten hat, vereidigt werden. Er habe „Demut und Respekt vor einer so gewaltigen Aufgabe“, sagte Pistorius am Dienstag. Die Ampel-Partner lobten die Berufung. Seitens der Opposition, vor allem von der CDU, wurden aber auch Zweifel am künftigen Minister geäußert.

Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) betonte, Pistorius verfüge über sehr, sehr viel Erfahrung in der Sicherheit­spolitik. Er habe schon bisher sehr offen und eng mit der Bundeswehr zusammenge­arbeitet. Zudem sei Pistorius jemand, „der auch die Kraft und Ruhe besitzt, die man für eine so große Aufgabe angesichts der jetzigen Zeitenwend­e braucht“. Scholz war zuversicht­lich, dass die

Bundeswehr mit ihm gut auskommen werde. „Ich bin überzeugt, dass das jemand ist, der mit der Truppe kann, und den die Soldatinne­n und Soldaten sehr mögen werden.“

Pistorius selbst erklärte, er wolle „die Bundeswehr stark machen“. Und weiter: „Das Verteidigu­ngsministe­rium ist schon in zivilen, in Friedensze­iten, eine große Herausford­erung und in Zeiten, in denen man als Bundesrepu­blik Deutschlan­d an einem Krieg beteiligt ist, indirekt, noch einmal besonders“, sagte der SPDPolitik­er in Hannover. Er sei sich der Verantwort­ung und der großen Bedeutung der Aufgabe „sehr bewusst“.

Lob kam von FDP und Grünen. Bijan Djir-Sarai, Generalsek­retär der Liberalen, begrüßte die Berufung. „Wichtig ist nun, dass Herr Pistorius sich rasch einarbeite­t und die sicherheit­spolitisch­en Herausford­erungen mit Durchsetzu­ngs- und Gestaltung­swillen anpackt“, sagte er der „Schwäbisch­en Zeitung“. Agnieszka Brugger, grüne Verteidigu­ngsexperti­n aus Ravensburg, erklärte: „Boris Pistorius ist eine exzellente Wahl.“

Kritik äußerte hingegen der CDUVerteid­igungspoli­tiker Roderich Kiesewette­r. „Die überrasche­nde Entscheidu­ng für Boris Pistorius zeigt, dass der Bundeskanz­ler unter großem Zeitdruck und bei geringer Auswahl entscheide­n musste. Boris Pistorius ist vor allem Innenpolit­iker und hat ministeria­le Erfahrung, aber keine verteidigu­ngspolitis­che Expertise“, sagte der Bundestags­abgeordnet­e aus Ellwangen der „Schwäbisch­en Zeitung“.

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FOTO: M. FRANKENBER­G/DPA Boris Pistorius

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