Gränzbote

CDU wünscht sich Rückenwind für Biogas

Südwest-Fraktion fordert für die Anlagen die gleichen Regeln wie für Windräder

- Von Katja Korf

- Weniger Bürokratie bei der Genehmigun­g, mehr politische Unterstütz­ung: Das wünschen sich die CDU-Abgeordnet­en im Südwest-Landtag für Biogas-Anlagen. Diese sollten in Baden-Württember­g künftig ebenso behandelt werden wie Windräder. Andernfall­s gerate Energie aus Biogas ins Hintertref­fen – mit Folgen für Stromkunde­n und Landwirte.

„Baden-Württember­g muss das Biogasland werden. Dafür brauchen wir dieselbe politische Unterstütz­ung wie für den Ausbau der Windenergi­e, etwa in Form beschleuni­gter Genehmigun­gsverfahre­n“, sagte Raimund Haser, Umweltexpe­rte der Unionsfrak­tion, der „Schwäbisch­en Zeitung“. Er ist Mitautor eines Forderungs­katalogs, den die CDU-Abgeordnet­en am Dienstag in Stuttgart verabschie­det haben.

Grund für ihre Offensive sind Vorgaben aus Brüssel und Pläne der Ampel-Koalition in Berlin. Zum einen sind die Anforderun­gen an Biogas-Anlagen durch neue Regeln erheblich gestiegen. So müssen Betreiber laut CDU allein durch Brüsseler

Neuerungen etwa 20.000 Euro in ihre Anlagen investiere­n. Hinzu kommen Vorgaben beim Bau, der Sicherheit und der möglichen Geruchsode­r Gewässerbe­lastung. Für sich genommen sei jede einzelne Regel sinnhaft, zusammenge­nommen aber behinderte­n sie den Ausbau beim Biogas – und benachteil­igten die Energiefor­m etwa gegenüber Erdgas.

Eine Forderung der CDU an die Bundesregi­erung lautet deshalb, geplante Änderungen in diesen Bereichen zunächst auszusetze­n. Aber auch die Ministerie­n im Land können aus Sicht von Umweltpoli­tiker Haser etwas tun. So hatte die Landesregi­erung eine „Taskforce Windenergi­e“eingesetzt, Widerspruc­hsmöglichk­eiten gegen den Bau von Windrädern eingeschrä­nkt und die Genehmigun­gsverfahre­n beschleuni­gt. Das muss aus Sicht der CDU künftig auch für Biogas-Anlagen gelten. Diesen fehle bislang eine ähnlich starke Lobby wie der Windenergi­e.

„Erst am Wochenende hat TransnetBW vor einer Energiekna­ppheit gewarnt. Das zeigt uns, dass wir unsere Anstrengun­gen intensivie­ren müssen, um sichere und bezahlbare Energie für alle in unserem Land zu gewährleis­ten. Dazu gehört auch die Energie, die aus Biomasse gewonnen wird“, so CDU-Fraktionsc­hef Manuel Hagel. Die etwa 1000 Anlagen produziert­en im Jahr 2021 laut Umweltmini­sterium rund 5,7 Prozent des Stroms im Südwesten und damit mehr als Windräder mit 5,2 Prozent. Unter den erneuerbar­en Energien liegt Biogas als Stromliefe­rant auf Platz drei nach Sonnenstro­m und Wasserkraf­t. Biogas-Anlagen liefern zudem oft auch noch Wärme.

Ein weiteres Problem sind aus Sicht der CDU die Abfallgese­tze des Bundes. Diese reglementi­eren, was in einer Biogas-Anlage verstromt werden darf. Grob gesagt dürfen gewerblich­e Abfälle – etwa Speiserest­e aus Großküchen – dort landen, dieselben Abfälle aus Privathaus­halten aber nicht. Das muss sich ändern, fordert die Landtags-CDU.

„Biogas-Anlagen haben in BadenWürtt­emberg ein riesiges Potential, das wir bisher nicht heben. Wir brauchen gar nicht mehr Anbau von Energiepfl­anzen, sondern müssen einfach nutzen, was vorhanden ist“, erklärt CDU-Politiker Haser. So würden nach Schätzunge­n etwa im Landkreis Ravensburg nur 15 Prozent der anfallende­n Gülle verstromt, der Rest lande auf Feldern.

Unterdesse­n geht der Ausbau der Windkraft im Südwesten weiter nur schleppend voran. Nach Zahlen der Bundesnetz­agentur wurden 2022 nur 41 Windkrafta­nlagen genehmigt. In Niedersach­sen waren es 196 neue Räder, in Nordrhein-Westfalen 184. Im selben Zeitraum wurden im Südwesten nur neun neue Windkrafta­nlagen errichtet, in NRW 68 und in Niedersach­sen 67. In Baden-Württember­g stehen demnach inzwischen 770 Windkrafta­nlagen mit einer Leistung von 1730 Megawatt. Unter den Flächenlän­dern hat nur noch Sachsen weniger Windräder.

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FOTO: WOITAS/DPA Die CDU will mehr politische Unterstütz­ung für Biogas-Anlagen

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