Preisschock für Verbraucher
Teuerung 2022 historisch hoch – Heizöl fast doppelt so teuer – Mit einer Entspannung wird 2023 nicht gerechnet
(dpa) - Die Menschen in Deutschland haben im vergangenen Jahr den stärksten Preisschock seit Gründung der Bundesrepublik erlebt. Die Verbraucherpreise stiegen im Jahresschnitt um 7,9 Prozent. „Die historisch hohe Jahresteuerungsrate wurde vor allem von den extremen Preisanstiegen für Energieprodukte und Nahrungsmittel seit Beginn des Kriegs in der Ukraine getrieben“, erläuterte die Präsidentin des Statistischen Bundesamtes Ruth Brand. Zum Jahresende schwächte sich die Inflation ab. Volkswirte rechnen im Januar und Februar aber wieder mit einem höheren Tempo. Eine durchgreifende Entspannung im Gesamtjahr 2023 wird nicht erwartet.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hofft auf eine Teuerungsrate unter fünf Prozent zum Ende dieses Jahres. Über das ganze Jahr gerechnet werde die Inflationsrate
aber „eher darüber“liegen, sagte der Grünen-Politiker dem TV-Sender „Welt“am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos.
Im vergangenen Jahr erreichte die Teuerung im Jahresschnitt den höchste Stand seit Gründung der Bundesrepublik. Allerdings wurde die Berechnungsmethode im Laufe der Zeit geändert. 2021 hatten die Verbraucherpreise um 3,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zugelegt. Die Statistiker bestätigten eine erste Schätzung sowohl für das Gesamtjahr als auch für Dezember 2022.
Für Haushaltsenergie mussten Verbraucher im vergangenen Jahr 39,1 Prozent mehr zahlen als ein Jahr zuvor. Besonders deutlich verteuerten sich leichtes Heizöl (plus 87 Prozent) und Erdgas (plus 64,8 Prozent). Die Strompreise stiegen um 20,1 Prozent. Der Besuch an der Tankstelle kostete im Jahresschnitt 26,8 Prozent mehr als 2021. Die Preise für Nahrungsmittel stiegen gegenüber dem Vorjahr um 13,4 Prozent. Überdurchschnittlich stark verteuerten sich Speisefette und Speiseöle (plus 36,2 Prozent) sowie Molkereiprodukte und Eier (plus 19,7 Prozent).
Besonders hart trifft es Studien zufolge Menschen mit niedrigem Einkommen. Die größten Preistreiber – Haushaltsenergie und Lebensmittel – haben bei ihnen einen deutlich größeren Anteil am gesamten Warenkorb als bei Wohlhabenden.
Für etwas Entlastung sorgten im Jahresverlauf zeitweise staatliche Maßnahmen wie das auf drei Monate befristete 9-Euro-Ticket im Sommer und die einmalige Übernahme der Abschlagszahlung für Gas- und Fernwärmekunden im Dezember durch den Staat. Dadurch schwächte sich die Inflation am Jahresende auf hohem Niveau ab. Die Verbraucherpreise stiegen gegenüber dem Vorjahresmonat um 8,6 Prozent. Im November lag die Teuerungsrate noch bei zehn Prozent. Im Oktober war der Rekordstand von 10,4 Prozent erreicht worden.
Volkswirte machen den Menschen in Deutschland wenig Hoffnung auf einen deutlichen Rückgang der Inflation im laufenden Jahr. Sebastian Dullien, wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung sieht den Höhepunkt der Inflation überschritten. Viele Volkswirte erwarten im Jahresschnitt 2023 aber eine Teuerungsrate von mehr als sechs Prozent. Zunächst dürfte die Teuerung nach dem Wegfall der Einmalentlastung im Dezember wieder an Tempo gewinnen. Von März an könnte die Gas- und Strompreisbremse die Inflation dann dämpfen.