Hilfsbereitschaft trotzt allen Krisen
„Helfen bringt Freude“schließt mit mehr als 750.000 Euro ab – Unterstützung für fast 100 Projekte in aller Welt
(sz) Genau 750.021,87 Euro haben die Leser der „Schwäbischen Zeitung“im Jahr 2022 für die Aktion „Helfen bringt Freude“gespendet. Das Medienhaus in Ravensburg hatte gemeinsam mit dem Caritasverband der Diözese Rottenburg-Stuttgart in der Weihnachtszeit zu Spenden aufgerufen. Trotz Inflation, UkraineKrieg oder Energiekrise konnte die Aktion mit der gesammelten Spendensumme das drittbeste Ergebnis seit ihrem Bestehen einfahren. Die Spendenaktion ist mittlerweile in 34 verschiedenen Ländern weltweit aktiv. Seit 2016 steht das Ziel „Fluchtursachen bekämpfen“im Fokus. „Helfen bringt Freude“startete 2013, inzwischen konnten rund 5,4 Millionen Euro an Spendengeldern gesammelt werden. 2023 feiert die Aktion ihr zehnjähriges Bestehen.
Im großen Sitzungssaal im Bischöflichen Ordinariat in Rottenburg stellt sich eine feierliche Atmosphäre ein. Traditionell lädt der Bischof von Rottenburg-Stuttgart zum Abschluss von „Helfen bringt Freude“ein. „Diese Veranstaltung ist für mich eine ganz besondere. Ich freue mich schon darauf zu hören, was die Menschen aus den Projektregionen berichten“, sagt Bischof Gebhard Fürst, bevor Hendrik Groth, Editorat-large bei Schwäbisch Media und verantwortlich für die humanitären Projekte des Medienhauses, ihm den symbolischen Scheck überreicht. „Das Ergebnis von 750.021 Euro hat uns sehr positiv überrascht“, sagt Groth, „trotz des Angriffskrieges Russlands auf die Ukraine, der Inflation, der Energiekrise und der Unsicherheit haben unsere Leser der ,Schwäbischen Zeitung’ den Projekten und uns die Treue gehalten!“Die Unterstützung gehe weiter: Einige großzügige Spender haben, so Groth, ihre Hilfe zugesagt, möchten sich für weitere Vorhaben engagieren.
Dann schalten sich via Zoom die Verantwortlichen der jeweiligen Projekte zu: Sie stellen Hilfsaktionen aus der Ukraine, aus Madagaskar, Bolivien, Indonesien und aus dem Irak vor. Sie schildern die aktuelle Lage vor Ort und erläutern, wohin die Spendengelder fließen und warum sie so dringend benötigt werden.
Der erste Blick geht in die Autonome Region Kurdistan im Nordirak. Die Hälfte der Spendensumme wird dort in verschiedene Projekte investiert, vor allem aber für geflüchtete Jesiden in drei Flüchtlingscamps: Mit dem Geld wird unter anderem Winterkleidung und Schulmaterial für Kinder bereitgestellt, es wurden
Spiel- und Sportplätze geschaffen sowie eine Beratungsstelle im Kampf gegen häusliche Gewalt gefördert. Markus Kampling von der CaritasFlüchtlingshilfe Essen, der langjährigen Partnerorganisation von „Helfen bringt Freude“, sagt: „Uns ist wichtig, dass die Projekte, die wir begonnen haben, nachhaltig fortgesetzt werden.“Auch Maßnahmen zum Brandschutz in den Camps oder eine telefonische Anlaufstelle zur Suizidprävention
werden mit den Spendengeldern ermöglicht. Für Groth ist eine 2021 eröffnete Tageseinrichtung für Kinder mit Behinderung aus den Camps mit dem Namen „Haus des Lächelns“ein Herzensprojekt: „Die Arbeit dort ist sehr wertvoll. Bald soll eine weitere solche Einrichtung gebaut werden“, kündigt er an.
Unterstützung für Christen ist ebenfalls ein Ziel der Aktion. Daher ist aus Alqosh in der Ninive-Ebene
Lara Yussuf Zara zugeschaltet. Sie ist Christin und die einzige Bürgermeisterin im Irak: „Ich kämpfe dafür, dass es hier, wo seit dem ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung Christen leben, für uns eine Zukunft gibt.“Sie will die Stromversorgung für die Mädchenschule sichern. „Sie können die Photovoltaik-Anlage bauen“, sagt Groth während der Veranstaltung. Die Freude über diese Überraschung ist der Bürgermeisterin anzusehen: „Tausend Dank!“
Die andere Hälfte der Spenden geht an rund 100 humanitäre Projekte sowie Initiativen im Verbreitungsgebiet der „Schwäbischen Zeitung“und im Gebiet der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Jede dieser lokalen Aktionen wird voraussichtlich mit 3600 Euro unterstützt. Unter anderem wird damit „Buntgut“, ein Upcycling-Projekt der Caritas Schwarzwald-Alb-Donau in Tuttlingen, finanziert. Unter dem Motto „Aus alt mach neu“treffen sich dort Langzeitarbeitslose und Geflüchtete in einer Werkstatt, um gemeinsam aus nicht mehr gebrauchten Textilien etwas Neues zu nähen. Die tägliche Arbeit fördert Sprache, Motivation und Integration der Teilnehmenden.
Ein Beispiel für lokale Initiativen: Das Biberacher Ehepaar Christiane Guerra-Dobler und Gerold Dobler engagiert sich mit dem Verein Tanora in der Kommune Ambalabe auf
Madagaskar, der Heimat von Christiane Guerra-Dobler. Sie berichtet: „Nach dem erfolgreichen Abschluss des ersten Hilfsprojektes zum Bau eines Bürgerhauses widmet sich Tanora e.V. seit 2022 der Modernisierung der Krankenstadion in dieser ländlich geprägten Kommune, die aus etwa zehn einzelnen Dörfern besteht.“Als einzige medizinische Anlaufstelle für über 24.000 Bewohner benötigt die Krankenstation dringend eine Unterkunft für das vor Ort tätige Personal sowie ein Ultraschallgerät zur Verbesserung der Diagnosefähigkeit insbesondere bei der Geburtshilfe. Christiane Guerra-Dobler sagt zu: „Tanora e.V. wird die Spendenmittel für die Finanzierung dieser Maßnahmen verwenden.“
Nach der Präsentation lobte Bischof Fürst die bestehende Kooperation: „Ich bin sehr berührt über all das, was sie berichtet haben und was vor Ort möglich geworden ist. Mich hat beeindruckt, dass jedes Projekt sehr präzise auf das angepasst ist, was vor Ort gebraucht wird. Hier wird nicht nur einfach Geld abgeliefert, sondern hier wird mit Nähe und Begegnung gearbeitet.“Jedes Projekt sei ein Zeichen von Licht und Hoffnung, sagte der Bischof. Dem stimmt Ludger Möllers von Schwäbisch Media zu: „Hier wird nicht nur kurzfristige Hilfe angeboten, sondern auch etwas Nachhaltiges aufgebaut.“