Rückläufige Bevölkerungszahl in China
Geburtenrate im bevölkerungsreichsten Land der Welt sinkt trotz Ende der „Ein-Kind-Politik“
(AFP) - Erstmals seit mehr als sechs Jahrzehnten ist in China die Bevölkerungszahl gesunken. Ende Dezember habe China 1,41175 Milliarden Einwohnerinnen und Einwohner gehabt und damit 850.000 weniger als ein Jahr zuvor, teilte das Statistikamt am Dienstag mit. Zuletzt war Chinas Bevölkerung Anfang der 1960er-Jahre geschrumpft – damals litt die Volksrepublik unter einer Hungersnot. Der Grund für den jetzigen Rückgang ist die niedrige Geburtenrate.
Im vergangenen Jahr wurden in China den Angaben zufolge 9,56 Millionen Menschen geboren. Zugleich starben 10,41 Millionen Menschen.
Nach Jahrzehnten des Bevölkerungswachstums zeichnet sich in China nun eine demografische Krise ab: Die Volksrepublik verzeichnet schon seit Jahren einen starken Geburtenrückgang und eine Überalterung der Bevölkerung. Peking befürchtet, dass die alternde Gesellschaft und ein drohender Arbeitskräftemangel das Wirtschaftswachstum bremsen könnten.
Die in den 1980er-Jahren wegen drohender Überbevölkerung eingeführte „Ein-Kind-Politik“wurde daher bereits beendet. Seit 2016 ist es Paaren erlaubt, zwei Kinder zu bekommen. Seit 2021 dürfen sie drei Kinder bekommen. Trotzdem blieb ein Geburtenboom aus.
Experten sehen die steigenden Lebenshaltungskosten sowie eine wachsende Zahl von Frauen, die gut ausgebildet und berufstätig sind, als Gründe für die Entwicklung. Die Menschen in China hätten sich durch die „Ein-Kind-Politik“zudem an kleine Familien gewöhnt, sagt die Expertin Xiujian Peng, die an der australischen University of Victoria forscht.
Die jahrelangen strengen CoronaBeschränkungen und deren ökonomische Folgen haben die Unsicherheit noch verstärkt.
Inzwischen bemühen sich die chinesischen Behörden, Paare zum Kinderkriegen zu ermutigen. Die südchinesische Millionenstadt Shenzhen zahlt jungen Eltern etwa eine Prämie von bis zu 10.000 Yuan (gut 1370 Euro) und zahlt drei Jahre lang Kindergeld. In Jinan im Osten Chinas erhalten Paare, die ein zweites Kind bekommen, seit dem 1. Januar 600 Yuan im Monat.