Unerkannt zum politischen Amt?
Vorsichtig formuliert ist die Vorgehensweise eher untypisch. Normalerweise wird die erhoffte Wahl zu einem politischen Amt von einem gewissen Ge- töse begleitet. Ein erstes Statement an die Presse – meist mit dem Foto-Beweis, die notwendigen Unterlagen auch eingeworfen zu haben. Noch bevor über Themen gesprochen wird, ist der Kandidat mit Name und Gesicht bekannt.
In Eßlingen? Nichts dergleichen. Auf Anfrage schweigen die Beteiligten. In der Vorlage des Ortschaftsrates steht nur: „Der Ortschaftsrat Eßlingen schlägt dem Gemeinderat Frau/Herr _________ zur Wahl .... vor“. Da es sich durchaus um einen ernsthaften Kandidaten handeln soll, fragt man sich nur: Warum? Warum stellt sich die Person nicht hin und sagt: Ja, ich will dem Ort Eßlingen vorstehen? Diese Anonymität lässt den kleinsten Tuttlinger Stadtteil jedenfalls nicht in einem guten Licht erscheinen. Ein gewisser Schamfaktor schimmert schon durch, wenn sich niemand offenbart, für das Amt zu kandidieren. Ein wenig so, wie: Bitte sprich mich nicht an, dass ich das werden will!
Notwendig wäre genau das Gegenteil. Jemand, der sich hinstellt und aus voller Überzeugung etwas für Eßlingen erreichen will. Der Visionen
hat, mitziehen und begeistern kann. Daran hat es zuletzt gemangelt. Der Kauf des denkmalgeschützten Pfarrhauses war 2019 noch als großer Schritt für die Weiterentwicklung des Ortes bewertet worden. Seitdem hat sich aber herzlich wenig getan. Was auch daran liegen soll, dass es keine Idee gibt, was Eßlingen in zentraler Lage weiterbringen kann.
Und es braucht jemand, der verbinden kann. Der Ort wirkte nicht nur einmal zerstritten. Vielleicht sind es auch gerade die Fronten, die jemanden davon abhalten, sich als Ortsvorsteher für alle Eßlinger outen zu wollen.