Puppen zeigen 111 Jahre Zunftgeschichte
Narrenzunft Kirchen-Hausen betreibt für Ausstellung „Iseri Fasnet (er)leben“Kosmetik
(ph) - Die Ausstellung „Iseri Fasnet (er)leben“der Narrenzunft Kirchen-Hausen anlässlich ihres 111(+1)-jährigen Bestehens präsentiert 33 Puppen, die das Narrenhäs in allen verschiedenen zeitlichen Epochen zeigen.
Woher kommen diese Puppen? Schon im letzten Jahr sollte die Ausstellung stattfinden und wenn man so etwas wie diese Ausstellung plant, muss man früh beginnen. „Wir haben uns schon vor einigen Jahren Gedanken gemacht, wie man die Narrenfiguren bzw. das Häs präsentieren kann“, betont Zunftmeister Christoph Moriz. Solche Puppen zu kaufen, das sprengt jede finanzielle Möglichkeit einer Zunft für eine solche Ausstellung, da wäre ein satter vierstelliger Betrag zusammengekommen, rechnet Moriz vor. Den Kirchen-Hausenern kam dann die vorübergehende Auflösung des Fasnachtsmuseums Langenstein der Vereinigung HegauBodensee zugute. „Da gab es eine Menge an Puppen die nicht mehr benötigt wurden und werden“. KirchenHausen griff zu und holte mehrere Anhänger voll dieser Puppen.
Im neuen Fasnachtsmuseum stehen nicht mehr so viele Narrenfiguren, von jeder Zunft vielleicht noch eine, der Rest wird dann virtuell gezeigt. Die meisten der geholten Puppen waren irgendwo lädiert, also ab zum Chirurgen. Nun hat Christoph Moriz den Doktortitel, aber nicht in der Medizin, dennoch war er der große „Operateur“der Puppen. Die Puppen hatten unterschiedliche Materialien, teilweise waren die sehr schwer, erinnert er sich. Jede Puppe musste individuell angeschaut werden. Ein abgebrochener Fuß konnte entweder durch ein Ersatzteil repariert oder durch anderes Material ersetzt werden, wenn darüber dann eine Hose oder ein Narrenhäs ist. Das gleiche mit einem Gesicht. Was noch einigermaßen ansehnlich war, wurde nachgemalt. Dort, wo auch ein Schönheitschirurg nichts mehr machen konnte, ist eine Maske darüber.
Eine Schaufensterpuppe, die ja alle stehend waren, in die sitzende Lage zu bringen, bedarf schon einiger weiterer Handgriffe. Die Beine im Kniebereich durchsägen, abschrägen und dann wieder zusammenschrauben. In der Ausstellung sitzen ja auch einige Figuren, etwa im nachgebauten Eck des Gasthauses „Sonne“mit den Gründungsmitgliedern, die Näherin, die die Latscharis näht, Narrenräte
beim Geld zählen oder die Hexen beim Hexenpost schreiben. Der Besenbinder oder die Narrenräte haben keine Masken, dafür wurden dann die entsprechenden Puppen mit einem noch guten Gesicht verwendet, manchmal noch etwas nachgespachtelt und lackiert. Narrenkosmetik im wahrsten Sinne des Wortes.
Diese Puppen haben eine neue Heimat in Kirchen-Hausen gefunden. „Wir haben ihnen ein zweites Leben gegeben“, fasst Christoph Moriz zusammen. Er hat neben den vielen Ideen auch sehr viel Zeit investiert, wie bei der Eröffnung der Ausstellung durch seinen Stellvertreter Jo Klein unter Beifall der Gäste festgestellt wurde. Ohne sein immenses Zeitopfer gäbe es diese Ausstellung nicht. Die ersten vier Tage der Ausstellung mit entsprechendem Rahmenprogramm
hatten alle das Resümee, dass diese Präsentation des närrischen Brauchtums von KirchenHausen in dieser Form einmalig und beispielhaft ist.
Bei der Ausstellung könnte es aber auch mal sein, dass sich hinter einer Narrenfigur, ob Kind oder Erwachsener,
auch mal eine Person und keine Puppe verbirgt – deshalb nicht erschrecken. Es gibt bei der Narrenzunft aufgrund der zahlreichen Puppen auch noch ein „Ersatzteillager“für entsprechende Transplantationen, wenn irgendwo Bedarf vorhanden ist.