Essstörungen bei Kindern und Jugendlichen nehmen zu
Vor allem Mädchen und junge Frauen sind laut AOK-Bericht betroffen – aber auch Jungen
(sz) - Essstörungen können für Betroffene schwere Folgen haben. Diese reichen von sozialem Rückzug, ausgelöst durch Schamgefühle und damit einhergehendem geringem Selbstwertgefühl, bis hin zu Mangelernährung, Angststörungen und Depressionen. Bei der Zahl der Fälle Landkreis Tuttlingen verzeichnet die AOK Schwarzwald-Baar-Heuberg einen deutlichen Anstieg bei Jungen im Alter von fünf bis 19 Jahren. Innerhalb von fünf Jahren stieg der Anteil der Betroffenen von 48 auf 103 Kinder und Jugendliche. Das entspricht deutlich mehr als dem Doppelten, wie einem aktuellen Bericht der AOK zu entnehmen ist.
Auch bei den Mädchen im Alter von fünf bis 19 Jahren stieg die Anzahl der Betroffenen von 166 im Jahr 2017 kontinuierlich auf 205 Betroffene (2021) an. Dies bedeutet einen Zuwachs um 23 Prozent binnen fünf Jahren. Von der Statistik erfasst wurden dabei bei der AOK versicherte Kinder und Jugendliche beiden Geschlechtes, die sich in ärztlicher Behandlung befanden.
Die relevantesten Essstörungen sind der AOK zufolge Anorexie (Magersucht), Bulimie (Erbrechen) und die Binge-Eating-Störung (Heißhungerattacken) sowie Mischformen daraus. Anorexie und Bulimie treten bei Mädchen und Frauen zehnmal häufiger als bei Jungen und Männern in Erscheinung. Bei der Binge-Eating-Störung ist der Unterschied geringer. Die Anorexie beginnt in der Regel früher – meist bereits im Kindes-/Jugendalter, während die Bulimie und die Binge-Eating-Störung häufig erstmals im frühen Erwachsenenalter
auftreten. Mischformen aus Anorexie und Bulimie sind besonders tückisch, da sie schwer zu erkennen seien.
„Angehörige bemerken häufig als Erstes Veränderungen im Befinden, Verhalten und im Gewicht der Betroffenen“, erklärt Barbara Wilhelm, Präventions- und Ernährungsexpertin bei der AOK Schwarzwald-BaarHeuberg in Tuttlingen. „Wichtig ist es, mit den Betroffenen in Kontakt zu treten und die eigene Wahrnehmung offen und wertfrei zu schildern. Ohne Vorwürfe oder Anschuldigungen. Es geht darum, Vertrauen zu schaffen“, so die AOK-Expertin.
„Die ersten Schritte sind also sich zu öffnen, sich gut beraten zu lassen und das Für und Wider einer Therapie zu besprechen. Erste Anlaufstelle kann hier der Hausarzt oder Kinderarzt, ein Facharzt für Psychosomatik oder auch eine psychosoziale Beratungsstelle sein“, so Wilhelm. Die Expertin weist darauf hin, dass es wichtig ist, gemeinsam mit den behandelnden Therapeuten zu überlegen, wie die Betroffenen am besten unterstützt werden können. Auf der Suche nach einer professionellen Behandlung können Angehörige und Freunde behutsam versuchen, Betroffene zu begleiten. Die Therapie der Wahl bei Essstörungen ambulante Psychotherapie, einer Ernährungstherapie wird.
Ein Baustein jeder Psychotherapie ist eine ausführliche Aufklärung über das Krankheitsbild und die psychischen und körperlichen Folgen sowie die Information über gesundes Essverhalten und gesunde Ernährung. Weitere wichtige Therapiebausteine sind die Therapie der Körperbildprobleme, der Aufbau hilfreicher Strategien im Umgang mit negativen Gefühlen, niedrigem Selbstwert und Perfektionismus wie auch Hilfe im Umgang mit Rückfällen in gestörtes Essverhalten. Bei Bulimie und BingeEating-Störung sollen als Therapieziel Essanfälle und auch Erbrechen reduziert werden.
Eine stationäre Therapie kann notwendig werden, wenn bei der Anorexie ein kritisches Untergewicht besteht oder auch wenn weitere psychische Störungen wie Depressionen, Angststörungen und starke Alltagseinschränkungen vorliegen.
Eines der wichtigsten Therapieziele bei der Anorexie ist es, wieder normalgewichtig zu werden – je höher die Gewichtszunahme während eines stationären Aufenthaltes, desto besser ist die Prognose. ist eine die mit ergänzt