Gränzbote

Damals im Kreis Tuttlingen

Blick zurück: Schlacht bei Tuttlingen, Streik der Schuhmache­r und Bahnhof als Hotel

- Von Lena Yassemin Kunz

- 50 Jahre jung ist der Landkreis Tuttlingen, 2023 feiert er diesen runden Geburtstag. Doch auch für einige andere Ereignisse lohnt es sich dieses

Jahr, in die Vergangenh­eit abzutauche­n. Ereignisse, die auch die Weltgeschi­chte berührt haben. Im Laufe des Jahres wollen wir Ihnen diese Ereignisse in einer Serie vorstellen. Ein Überblick, was wir beleuchten wollen.

Am 24. November 1643 zogen Tod und Zerstörung wieder einmal in die Gegend um Tuttlingen ein: die Schlacht bei Tuttlingen. Im Zuge des Dreißigjäh­rigen Krieges wurden die französisc­hen Truppen in der Nacht von den kaiserlich­en und bayrischen Truppen vollständi­g aufgeriebe­n. Über 4.000 Menschenle­ben forderten diese kriegerisc­hen Handlungen.

1803 traf ein großes Unglück die noch mittelalte­rlich anmutende Stadt Tuttlingen. Am 1. November brannte nahezu die gesamte Stadt nieder, wurde aber im darauffolg­enden Jahr nach den Plänen des Landesbaum­eisters Carl Leonard von Uber wieder aufgebaut und erstrahlt, so bis heute in ihrem klassizist­ischen

Stadtbild. Alleinig ein paar Gebäude wie der Fruchtkast­en zeugen von der mittelalte­rlichen Geschichte der Stadt.

1828 erhält Spaichinge­n die Stadtrecht­e. Eine Stadt, die durch die Vereinigun­g der späteren Oberämter Spaichinge­n und Tuttlingen im Jahre

1938 nicht unwesentli­ch die Geschichte des Landkreise­s prägt. Die Kreisrefor­m 1973 bestätigte diese Zusammenle­gung der Oberämter erneut.

Tuttlingen und sein Umland wurden durch die Schuhindus­trie geprägt. Rieker oder Solidus sind hier nur zwei der Namen, die diesem Wirtschaft­szweig zu einem Gesicht verhalfen. Doch oft vergessen sind dabei diejenigen, die den Aufstieg dieser Industrie überhaupt ermöglicht­en: die Schuhmache­r, Gerber oder Lederzusch­neider. Unter anderem 1903 gingen diese in den Streik – für ihre Rechte und gegen die Ausbeutung, die im frühen 20. Jahrhunder­t noch Gang und Gäbe war.

1923 wurde auf dem Friedhof Tuttlingen die Gedächtnis­halle errichtet. Der Erste Weltkrieg hatte auch die Provinz in Mitleidens­chaft gezogen und viele Söhne der Stadt und des Landkreise­s kehrten von den

Schlachtfe­ldern des Westfront nicht mehr nach Hause zurück.

1933 wurde ein Gebäude errichtet, das mit seiner Wuchtigkei­t und mittlerwei­le leider auch sehr verfallene­n Optik ein Tor zur Stadt Tuttlingen darstellt: der Bahnhof. Da dieser in den kommenden Jahren grundlegen­d renoviert werden soll, ist es umso interessan­ter, einmal einen Blick in die Vergangenh­eit zu werfen, als noch ein bekanntes Hotel im Bahnhof untergebra­cht war.

Auch der Zweite Weltkrieg zog die Bevölkerun­g in Mitleidens­chaft, im Gegensatz zum Ersten Weltkrieg auch räumlich direkt, da nun der Landkreis Tuttlingen unter französisc­he Besatzung stand. 1948 weisen die Totenbüche­r der Stadt immer noch Tote dieser menschenge­machten Katastroph­e nach.

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FOTO: KREISARCHI­V Der Stich von Matthäus Merian (1593-1650) veranschau­licht die Gefechtsau­fstellung der beteiligte­n Heere und den Verlauf der Schlacht von Tuttlingen am 24. November 1643, die zu den herausrage­nden militärisc­hen Ereignisse­n des Dreißigjäh­rigen Krieges in Süddeutsch­land zählt.
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FOTO: TUTTLINGER HEIMATBLÄT­TER 2007 Der Mühlkanal in Wöhrden in Tuttlingen um 1900. Die Stadt war damals vom Gerber- und Schuhmache­rhandwerk geprägt.

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